Ziegel auf dem Inseli in der Oltner Aare ist ein Kunstwerk – das will uns das Zürcher Duo damit sagen
Das treppenartige Bauwerk auf dem Steininseli beim Chessiloch in der Oltner Aare sorgte bereits kurz nach dem Aufbau vergangenen Dienstag für verwunderte Blicke. Die einen mokierten sich in den sozialen Medien darüber, dass so ein Brutplatz für Kormorane verloren gegangen sei, die anderen nahmen es mit Humor und meinten, dies symbolisiere den «Untergang des Oltner Baudepartements».
Mit Untergang im weitesten Sinne hat das Kunstwerk, das die beiden Zürcher Christoph Franz und Michael Meier eigentlich schon für die letztjährige Freiluftausstellung «Dere schöne Aare naa» des Kunstmuseums Olten konzipiert hatten, tatsächlich zu tun. Wegen Hochwasser und schlechter Witterung konnte das Objekt 2021 allerdings nicht realisiert werden.
Künstler hoffen, Bauwerk bleibt einen Monat lang bestehen
Diese Woche wurde dies nun nachgeholt. Das Kunstwerk besteht aus 1300 Ziegeln, die in nächster Zeit vom Fluss abgetragen werden. Doch bevor nun eingewendet wird, dies sei eine künstlerisch verfremdete Form von Littering, der muss folgendes wissen: Die Ziegel bestehen aus Geschiebematerial, entnommen aus der Kander, die via Thunersee weiter in die Aare fliesst. Dieses Material liessen die Künstler mithilfe einer Firma zu Ziegeln pressen und dann trocknen.
Der Fluss holt sich bei steigendem Pegel also nach und nach nur jenes Material zurück, das ihm einst entnommen wurde. Die beiden Künstler hoffen, dass ihr Bauwerk «Armor Layer» zumindest für einen Monat bestehen bleibt, wie sie an der Vernissage am Donnerstagabend erwähnten.
Der englische Begriff «Armor» stammt aus der Wissenschaft und bezieht sich auf das Geschiebe aus Kies und Sand, welches das Flussbett vor zu starker Rinnenbildung schützt und gleichzeitig ein Lebensraum bietet für allerlei Wassertiere. Mit dem Bauwerk wollen die beiden Künstler auf die Eingriffe der Menschen in der Natur, vor allem in die stark regulierte Flusslandschaft aufmerksam machen. Zudem wird heutzutage solches Geschiebematerial auch abgebaut und in der Bauindustrie verwendet.
Steininseli selbst vom Verschwinden bedroht
Was ein Eingriff in die Natur bewirken kann, zeigt sich beispielhaft am Steininseli selbst: Vor dem Bau der flussaufwärts gelegenen Eisenbahnbrücke war das Eiland noch bedeutend grösser und beherbergte sogar Bäume: Weil die Stützpfeiler der Brücke Änderungen der Strömungen auslösten, wird die Insel mehr und mehr abgetragen. Bis in ein paar Jahren könnte sie verschwunden sein, mutmasste ein Einheimischer bei der Vernissage.
Mitgeholfen beim Aufbau des Kunstwerks hat der Pontoniersportverein Olten, der die Ziegel mit Booten aufs Inseli brachte, sowie Mitarbeitende des Werkhofs, die bei der Fundamentierung unterstützten. Dokumentiert wird das Kunstwerk von der Fotografin Rachel Bühlmann, die seit kurzem in Olten lebt.