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Er malt mit den Fingern, Händen und Armen: Künstler Stephan Rüeger zeigt seine aussergewöhnlichen Werke
In den Bildern von Stephan Rüeger scheint alles in Bewegung zu sein. Organische Formen winden sich von unten nach oben, erzeugen Wirbel, treiben aufeinander zu oder weisen sich gegenseitig ab. Figuren im herkömmlichen Sinn sind nicht sofort auszumachen, es sei denn, die Betrachterinnen und Betrachter schalten ihre Fantasie ein. Dann werden Gebilde ersichtlich, wie sie in der Natur vorkommen: Grashalme, Äste, nicht eindeutig definierbare Wesen in meist einfarbigen Schichten.
Die Bildträger sind überwiegend aus Holz, was den natürlichen Prozess ihrer Entstehung unterstreicht. Denn Stephan Rüeger geht unkonventionell vor. Er verwendet weder Tuben noch Pinsel, sondern stellt die Farben selber her und setzt seine Hände, Finger, Arme zum Malen ein.
Zwar hat er Räume in seiner Wohnung an der Neumattstrasse in Frick zum Arbeiten, aber er kann auch anders. «Ich male an Festivals live Bilder und lasse mich vom Sound beeinflussen», erklärt er. 2023 schuf er am Sichtfeld Openair in Gipf-Oberfrick mehrere Bilder inmitten des Publikums. Ebenso am Goldgräber Openair in Goldach SG, wo er pro auftretende Band je ein Bild malte.
Bässe und andere Instrumente aus Holz gebaut
Seine Vorgehensweise entbehrt jeglicher Kategorisierung, kommt gänzlich ohne Plan aus. «Ich fange einfach an mit gutem Sound auf den Ohren und hoppla», sagt er. Eine Demonstration dieses besonderen kreativen Aktes will er am Montag, 10. März, im Rahmen der Vernissage im Gemeindehaus Frick geben. Dort zeigt Stephan Rüeger Bilder, die seit dem 1. Oktober 2024 entstanden sind. Die Ausstellung wird um 16 Uhr eröffnet. Sie dauert bis zum 2. Mai. In der ersten Ausstellungswoche will der Künstler zu den üblichen Öffnungszeiten im Gemeindehaus anwesend sein.
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Bild: Peter Schütz
Stephan Rüeger, Jahrgang 1973, stammt aus Brugg. Er ist gelernter Bauschreiner, heute ist er in Veltheim als Schalungsschreiner tätig. Doch der Beruf ist nur ein Teil seines Lebens. Früh hat er seine erworbenen Kenntnisse für die Umsetzung eigener Ideen genutzt. Hat begonnen, aus Holz Musikinstrumente zu bauen, vor allem Bässe, neulich sogar ein Alphorn. Er fing an, Objekte zu drechseln, mit 25 Jahren machte er sich an das Formen von Figuren aus Ton.
Reste von Gebrauchsgegenständen wieder verwerten
Rüeger hat vielseitiges Talent, das er schon mehrfach an Ausstellungen, unter anderem in der Galerie Falkengasse in Brugg, unter Beweis gestellt hat. Nun zeigt er einen Teil seines künstlerischen Schaffens in Frick, wo er seit eineinhalb Jahren wohnt. Sein Credo ist im Lauf der Jahre unverändert geblieben: «Mit der Natur zusammenarbeiten, nicht gegen sie.» Das macht er schon daran deutlich, dass er Reste von Gebrauchsgegenständen wieder verwertet, ebenso Rückstände von industriellen Produktionen aus Metall oder Holz.
Für seine Bilder nutzt er Kohle oder Rost, auch pulverförmige Pigmente. «Abfall ist ein Werkstoff für etwas Neues», hält er fest. Mit Leinöl macht er die teils schwungvoll aufgetragene Masse haft- und haltbar. «Ich bin mehr experimentell angehaucht», sagt er mit Verweis auf seine Technik. Sein Lieblingsformat ist 80 mal 50 Zentimeter. Mittlerweile hat er 102 Bilder in diesen Massen geschaffen.