«Gang durch die Reben war deprimierend»: Winzerinnen und Winzer beklagen massive Ernteausfälle
Das Wetter machte den Winzerinnen und Winzern im vergangenen Jahr einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Unlängst teilte das Bundesamt für Landwirtschaft mit, dass es schweizweit im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren einen Weinernteausfall von 36 Prozent gab.
So mancherorts in den Fricktaler Rebbergen fiel die Erntebilanz gar noch um einiges verheerender aus. So etwa bei Gerhard Wunderlin. Rund ein Drittel einer gewöhnlichen Ernte fuhr der Winzermeister aus Zeiningen ein. Er sagt denn auch:
«Der Gang durch die Reben war zeitweise deprimierend.»
Für den massiven Ernteausfall, den er so noch nie erlebt habe, seien zwei Faktoren ausschlaggebend gewesen. Einerseits eine Serie an Frostnächten, die viele der Knospen geschädigt haben. Anderseits – und dies vor allem – die hohe Luftfeuchtigkeit und die massiven Niederschläge im Sommer, die zu einem starken Druck des falschen Mehltaus geführt haben.
Schwierig sei es auch gewesen, wegen des tiefen Bodens auszufahren, um die Pflanzen gegen die Pilzinfektion zu behandeln, sagt Wunderlin. «In der Bluescht im Juni hat sich bei uns eine Infektion ausgebreitet, gegen die wir nichts ausrichten konnten.»
Weniger Ertrag, aber gleichzeitig mehr Aufwand
Für die Winzer bedeutete der Ertragsausfall gleichzeitig auch ein Mehr an Aufwand. Denn die vom falschen Mehltau vertrockneten Beeren mussten sie rausschneiden, damit sie später bei der Wümmet nicht im Lesegut landeten. «Bei gleichzeitig wesentlich geringerem Ertrag, gab es gleichzeitig einen Mehraufwand von etwa 20 Prozent», sagt Wunderlin.
Ertragsmässig etwas besser sah es bei Roland Schraner, Winzer aus Kaisten, aus:
«Wir hatten im Vergleich zu anderen Jahren einen Ernteausfall von rund 50 Prozent.»
Auch seine Felder blieben dabei nicht vom falschen Mehltau verschont. Zudem verarbeitete die hauseigene Kelterei weniger Wein, weil weniger Trauben angeliefert wurden. Trotzdem kann Schraner dem letzten Weinjahr auch Positives abgewinnen: «Die Traubenqualität war sehr gut», sagt er.
Schraner malt keine allzu düstere Prognose für kommendes Jahr: Insgesamt werde man auch mit kleinerem Vorrat gut durchkommen, sagt er. Und weiter: Er könne sich den Umständen entsprechend glücklich schätzen. Denn: «Andere Weinbaubetriebe mussten Totalausfälle verkraften.»
Klein aber fein
Von einem gesamthaft rund 50-prozentigen Ernteausfall spricht auch Daniel Jeck, Winzer aus Zeiningen. Er sagt: «Wir werden die Ertragsausfälle ziemlich sicher im nächsten Herbst und Winter noch spüren.» Zu dieser Zeit würden dann wohl ein paar Weine ausverkauft sein, so Jeck.
Mit der Weinqualität hingegen ist auch Jeck zufrieden: «Klein, aber fein», sagt er zum Ertrag aus dem vergangenen Jahr. Trotzdem hoffe er natürlich, dass mit dem aktuellen Jahr eine gute Weinsaison angebrochen sei.