Noch will der Spargel nicht so recht spriessen – kein Wunder bei Nächten nahe der Frostgrenze
Die Fricktaler Spargelernte hat begonnen. Aber die noch immer tiefen Nachttemperaturen sorgen dafür, dass die Mengen weiterhin bescheiden ausfallen. Christine Amsler vom Söhrenhof in Bözen sagt:
«Der tiefen Temperaturen wegen wachsen die Spargel insgesamt nur zwei bis drei Zentimeter pro Tag. Ohne die kalten Nächte könnten es 15 Zentimeter sein.»
So herrscht auf dem Söhrenhof erntetechnisch derzeit eher Flaute. Ähnlich geht es Roger Schmid vom Beerenhof Wölflinswil. Auch seine Bilanz der Spargelsaison 2022 tönt eher durchzogen: wenig Ware.
Söhrenhof und Beerenhof sind die beiden Fricktaler Betriebe, die beim Spargelanbau nicht auf Folien setzen. Und auf beiden wird ausschliesslich der grüne Spargel kultiviert, der nicht vom Licht abgeschirmt werden muss und auch leichter zu ernten ist als der weisse.
Nur auf dem Spargelfeld der Familie Brogli am Zeininger Widmatthof wächst auch der weisse, der Bleichspargel – und das auch unter Folien. Die liegt dort noch immer mit der schwarzen Seite nach oben aus. Das heisst : Der darunter wachsende Spargel kann noch mehr Wärme gebrauchen. Und das ist so, wenn Charlotte Brogli sagt:
«Wenn nachts die Temperaturen bis knapp null Grad fallen, muss der Spargel tagsüber Sonne tanken.»
Bei den Broglis, die ihre Ware ausschliesslich über den eigenen Hofladen verkaufen, deckt das Angebot kaum die Nachfrage. Viel zu stechen gibt es gerade nicht. Die «Spargelspinne», wie das Erntegerät heisst, steht am späten Vormittag ungenutzt am Rand herum. Kein Mensch weit und breit.
Im März waren die Spargelbauer noch guter Dinge
Dabei waren die Fricktaler Spargelbauer im März noch besserer Laune, als bei schon hohen Temperaturen die Stangen zu spriessen begannen und sie Mitte April die ersten stechen konnten. Doch dann kam anfangs April nochmals Frost. Und nahezu frostig sind die Nachttemperaturen bis jetzt geblieben.
So hoffen sie darauf, dass ihre Kundinnen und Kunden warten, bis Fricktaler Spargel zur Verfügung steht. Die ausländische Konkurrenz in den Grossverteilern ist gross und günstig. Und über den Grossverteiler Coop vermarkten die Amslers das Gros ihrer Ware. Sie wird dort als Jurapark-Spargel verkauft.
Die Konkurrenz ennet der Grenze breitet sich aus
Doch auch ennet der Grenze breitet sich die Konkurrenz aus – in Form der Verkaufsstände südbadischer Grossbetriebe. Sie bauen das Stangengemüse auf Hunderten von Hektaren mit Hilfe Hunderter Erntehelfer aus Osteuropa an – und locken so mit Kampfpreisen.
Was bleibt den Fricktaler Spargelbauern? Zu warten, bis die Natur endlich den Turbo zündet. Christine Amsler sagt:
«Wenn es gut läuft, können wir bis zum Ende der Saison am 24. Juni eine Gesamtmenge von fünf bis sechs Tonnen ernten.»
Auch Schmid ist weiterhin guter Dinge, wenn er sagt: «Die Konditionen können sich auch schnell zum Besseren wenden. 2022 kann noch eine gute Saison werden.»