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«Wir wurden mit Anfragen überhäuft»: Der Solarboom stellt die Branche vor Herausforderungen

Die steigenden Strom- und Gaspreise, der Angriffskrieg auf die Ukraine, sorgenvolle Gedanken an die Umwelt und die Inflation: All das sorgt derzeit für einen wahren Solarboom. Das stellt wiederum die Branche vor grosse Herausforderungen – denn einerseits gibt es noch immer Lieferengpässe, andererseits fehlt auch Fachpersonal.

Die Solarenergie boomt: Die steigenden Strom- und Gaspreise, sorgenvolle Umweltgedanken, die Inflation oder gar Kriegsängste führten dazu, dass die Solarenergie in den vergangenen Monaten einen wahren Hype erfahren hat.

Das spüren auch die Fachkräfte im Aargau, etwa die auf Holz- und Solarbau spezialisierte Böller AG in Frick. «Wir wurden im letzten Jahr mit Anfragen überhäuft und konnten diese kaum bewältigen», sagt Dominik Küng, für den Geschäftszweig Solarbau verantwortlich. Besonders gefragt sind Photovoltaikanlagen mit Energiespeicher.

Gemäss Angaben des Bundesamts für Energie wurden von Januar bis Ende Oktober des vergangenen Jahres rund 24’000 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 540 Megawatt für die Einmalvergütung angemeldet. Das entspricht einem Plus von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allein im Monat September gab es rund 2650 Anmeldungen.

Ohne Wechselrichter sind die Anlagen nutzlos

Doch der Boom bringt der Branche auch Herausforderungen. Da ist zum einen das Thema Lieferengpässe, das vor allem zu Beginn der Pandemie für Schlagzeilen sorgte. Nachdem China – von hier stammen die allermeisten Solarmodule – Anfang 2020 die ersten rigorosen Corona-Massnahmen ergriffen hatte, gab es etwa bei den Panels einen Lieferengpass.

Inzwischen gäbe es bei den Solarpanels deutlich weniger Probleme, sagt Küng. Diese seien «meist rasch verfügbar». Aber: «Das Problem liegt bei den Wechselrichtern. Auf gewisse Produkte gibt es Lieferfristen von 6 bis 12 Monaten.»

Und ohne Wechselrichter sind auch bereits montierte Solarpanels nutzlos: Die Geräte machen aus der Sonnenenergie, die als Gleichstrom gewonnen wird, netzfähigen Wechselstrom. Die Lieferengpässe führten dazu, dass Kundinnen und Kunden mitunter lange warten müssten, bis eine Photovoltaikanlage fertiggestellt werden kann. «Das ist sehr ärgerlich und bedauern wir», sagt Küng.

Es fehlt an Montage-Fachleuten

Die zweite grosse Herausforderung angesichts des Solarbooms ist der Fachkräftemangel: Es fehlt an Montage-Fachleuten. Heute werden oft Zimmerleute, Dachdecker, Spenglerinnen oder Heizungsmonteure rekrutiert, die dann intern für die Montage der Solaranlagen weitergebildet werden. Abhilfe könnte da in einigen Jahren eine neue Berufslehre schaffen. Ab dem Schuljahr 2024/25 werden die neuen Berufslehren «Solarmonteur:in EBA» und «Solarinstallateur:in EFZ» starten.

Im vergangenen Herbst hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation grünes Licht für die neuen Berufsbilder gegeben, die vom Branchenverband Swissolar, dem Bildungszentrum Polybau und Branchenvertretern entwickelt wurden. Dominik Küng erachtet diesen Schritt für die Branche als «sehr wichtig». Er gibt aber auch zu bedenken, dass dadurch womöglich Fachkräfte aus anderen Bereichen abwandern und dort dann Personal fehlt.

Personelle Anpassungen vorgenommen

Die Böller AG wird vorerst keine entsprechenden Lehrstellen anbieten. Sie bildet derzeit bereits fünf Lernende im Bereich Holzbau aus. Personell hat das Unternehmen auf den Solarboom reagiert, soweit möglich. «Wir würden gerne einen regionalen Fachmann einstellen», sagt Dominik Küng.

Als kleineres KMU habe man bisher nur wenige personelle Änderungen vorgenommen. Ein neuer Mitarbeiter ist im Betrieb tätig, einer im Büro für die Planung der Anlagen. «Wir versuchen die Projekte so zu terminieren, dass wir die Arbeiten mit eigenem Personal ausführen können und dadurch die Qualität hoch halten können», so Küng.