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Früher zum Booster wegen Omikron? Impfchef Berger erteilt Verkürzung der Sechs-Monate-Frist eine Absage

Bundespräsident Guy Parmelin höchstpersönlich betonte diese Woche die Bedeutung des Boosters: «Impfen, impfen und auch zum dritten Mal impfen.» Doch wann soll die dritte Impfung erfolgen? In der Schweiz gilt die offizielle Empfehlung, frühestens ein halbes Jahr nach der zweiten Impfung zu boostern. Manche Länder und Regionen haben diese Frist verkürzt, Grossbritannien etwa jüngst auf drei Monate – wegen Omikron. Italien hat bereits vor Bekanntwerden der neuen Variante wegen steigender Infektionszahlen auf fünf Monate reduziert.

Hierzulande treten die Verantwortlichen auf die Bremse. Eine Verkürzung der Sechs-Monate-Frist steht bei der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) im Moment nicht zur Debatte. «Es ist sinnvoll, zuerst jene zu boostern, die über 65 Jahre alt sind oder zu den Risikogruppen gehören. Bei ihnen lässt der Schutz vor schweren Erkrankungen ab fünf bis sechs Monaten nach der zweiten Impfung nach», sagt EKIF-Präsident Christoph Berger gegenüber CH Media.

Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen.
Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen.Anthony Anex/KEYSTONE

Wie stark lässt der Schutz nach?

 

Gemäss einer im Oktober in «The Lancet» publizierten Studie sinkt der Schutz vor einer Infektion beim Pfizer-Impfstoff von anfangs 88 Prozent auf 47 Prozent fünf Monaten nach der Impfung. Impfdurchbrüche werden also über die Zeit wahrscheinlicher. Der Schutz vor schweren Erkrankungen war gemäss der Studie hingegen bis rund sechs Monate nach der zweiten Impfung konstant hoch.

Allerdings besteht auch bei doppelt geimpften Personen bei einer Infektion das Risiko von Long-Covid. Laut einer Studie, für die 39 Impfdurchbrüche im Gesundheitspersonal in Israel untersucht wurden, hatten 19 Prozent mehr als sechs Wochen nach der Infektion noch Symptome. Die Studie wurde im «New England Journal of Medicine» publiziert.

Bei unter 65-Jährigen ist die Ausgangslage anders: Sie sind weiterhin gut geschützt gegen schwere Verläufe, wie Berger betont. Allerdings steige die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich trotz Impfung infizieren – was das Virus weiter zirkulieren lasse. Die Sechs-Monate-Regel soll auch dazu führen, dass sich zunächst jene boostern lassen, deren Impfung schon am längsten zurückliegt, denn da ist das Risiko grösser, wie Berger erklärt. Er sagt:

«Alles in Ruhe der Reihe nach.»

An dieser Haltung ändert auch die neue Variante nichts: Berger sieht derzeit keinen Anlass, wegen Omikron die Sechs-Monate-Frist zu verkürzen. Noch wisse man zu wenig über den Impfschutz gegenüber Omikron. «Zudem ist in der Schweiz aktuell die Delta-Welle dominant und es wird geboostert, so viel es geht.»

Bund winkt ab

Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will von einer Verkürzung der Frist derzeit nichts wissen. «Aktuell gibt es keine Hinweise, dass eine Auffrischimpfung vor sechs Monaten nach der Grundimmunisierung nötig ist», teilt eine Sprecherin mit.

Etwas vorsichtiger äusserte sich Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG. Er sagte diese Woche, in Bezug auf Delta brauche es keine Verkürzung. Im Hinblick auf Omikron stelle sich die Frage jedoch erneut.

350’000 Personen geboostert

 

Seit dem 26. Oktober ist die Auffrischimpfung für über 65-Jährige zugelassen und vom Bundesamt für Gesundheit und der Eidgenössischen Kommission für Impffragen empfohlen. Seit kurzem wird der Booster auch für die unter 65-Jährigen empfohlen; noch haben aber nicht alle Kantone die Drittimpfung für alle geöffnet. Laut BAG wurden bis vergangenen Freitag rund 350’000 Personen geboostert. 

Möglich also, dass die Sechs-Monate-Frist bald wieder auf den Prüfstand kommt. Es wäre nicht die erste Spitzkehre beim Booster: Am 11. November hatte sich Berger in der NZZ noch gegen den Booster für die unter 65-Jährigen ausgesprochen. Nur wenige Tage später kündigte er an, man werde die Auffrischimpfung auch für Jüngere empfehlen, was am 26. November dann auch geschah. Grund für das Umdenken sei die epidemiologische Lage, erklärte Berger damals.