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Vom Wohnmobil-Dinner bis zur Maienzug-Tavolata: Erinnern Sie sich an die Kuriositäten aus der Pandemie?

Der Lockdown war mit zahlreichen Einschränkungen verbunden. Aber die Not machte auch erfinderisch. Die AZ erinnert sich an kreative Initiativen aus dem ganzen Kanton.

Statt Edelbrand wurde Desinfektionsmittel hergestellt

Normalerweise stellten Peter und Martha Rüttimann von der Abtwiler Traditionsbrennerei Schnaps und Liköre bester Qualität aus den besten Früchten her. Doch während des Lockdowns sattelten die Pensionäre auf eine ungewohnte Alternative um.Erstmals in ihrer Karriere produzierten sie Desinfektionsmittel,das damals und in den Folgemonaten schweizweit begehrt war.

Ihr Desinfektionsmittel bestand aus 73-prozentigem Alkohol. «Selbstverständlich verwenden wir für dieses Mittel nicht die besten Brände», sagte Peter Rüttimann damals. Neun Franken verlangten sie für ein Fläschchen Desinfektionsmittel. «Wir versuchen, so viel zu machen, wie es braucht», sagte Martha Rüttimann, die das Desinfektionsmittel in Eindeziliter-Fläschchen abfüllte.(rib)

Wohnmobil-Dinner auf dem Restaurant-Parkplatz

Beim Wohlenschwiler «Mühle»-Wirt Deny Zurbuchen begegneten sich Gewinner und Verlierer der Coronapandemie. Auf der einen Seite die Wohnmobile, die einen wahren Boom erlebten, auf der anderen Seite die Gastronomie, die in einer grossen Krise steckte. Zurbuchen bot auf dem grosszügigen Parkplatz vor seinem Restaurant einen speziellen Service an:das Wohnmobil-Dinner.

Hier konnten Gäste, ganz Lockdown-konform, in den eigenen vier Wänden auf Rädern speisen. Die Besucher studierten die Menükarte online und bestellten. Das Gasthaus machte das Essen bereit und servierte es im Wohnmobil.(afr)

Reger Betrieb vor der «Mühle»: Die Gäste liessen sich im Wohnmobil verköstigen.
Bild: zvg

Remiger Dromedare durften sich frei bewegen

Während des Lockdowns blieben die Türen desZoos Hasel in Remigengeschlossen. Das stellte Geschäftsführerin Cornelia Da Silva vor ein grosses Problem: Sämtliche Einnahmen, welche die ansonsten zahlreichen Besucherinnen und Besucher generierten, blieben aus. Heu, Stroh, Kraftfutter, Hufschmied- und Tierarztrechnungen wollten finanziert sein. «Die Tiere sollen nichts von der Krise spüren», sagte Da Silva damals zur AZ – und startete einen Spendenaufruf, um den Unterhalt für ihre rund 200 Zootiere zu sichern.

Während die Geschäftsführerin um ihre Zukunft bangte, hatte die Situation für die Dromedare nur Vorteile. Aufgrund der fehlenden Gäste durften sie zuweilen frei durch den Zoo spazieren – und ganz unverschämt ihre Freiheit geniessen.(aru)

Zooleiterin Cornelia Da Silva lenkte sich bei den Dromedaren von ihren Sorgen ab.
Bild: zvg

Der Maienzug lässt sich nicht einfach absagen

Es war klar, dass der Maienzug, Aaraus schönstes Fest im Jahreskalender, nicht einfach abgesagt werden kann. Deshalb fand am 3. Juli 2020 ein «Maienzug light» statt. Die Stadt liess die Böllerschüsse vom Alpenzeiger trotz allem durchführen, die Strassen wurden beflaggt, die Brunnen geschmückt – auch um die Aarauer Blumengeschäfte zu unterstützen. Zudem rief die Stadt die Gastronomen dazu auf, ein Bankettmenü zur Heimlieferung oder über die Gasse anzubieten.

Quartierweise wurden kleine Umzüge organisiert.
Bild: Britta Gut

Die Kadetten trommelten in Privatgärten, weissgewandete Kinder zogen in Kleingruppen durchs Quartier und sangen den Stadtsong, Festbänke wurden auf den Gassen aufgestellt und feierlich eingedeckt, Nachbarn und Freunde sassen im kleinen Rahmen beieinander, Stadtpräsident und Maienzugkommissionspräsidentin hielten ihre Ansprachen per Videoaufzeichnung.

Es war kein Maienzug, wie man ihn kennt, aber die Stadt zeigte, wie man mit Erfindergeist gemeinsam aus einer unmöglichen Situation das Beste herausholt.(nro)

Tavolata auf der Quartierstrasse statt grosses Bankett auf der Schanz.
Bild: Britta Gut

Schluss mit Einsamkeit: Altersheime setzten Besucherboxen ein

Zum Schutz der älteren Bevölkerung wurden während des Lockdowns schwere Geschütze aufgefahren. Dazu gehörte ein strenges Besuchsverbot in Alters- und Pflegeheimen. Dass dies zu Einsamkeit unter den Bewohnerinnen und Bewohnern führte, erkannte der Verein für Altersbetreuung im Oberen Fricktal (VAOF).

Ab dem 23. April 2020 wurden beim Alterszentrum Klostermatte in Laufenburg und beim Alterszentrum Bruggbach in FrickBesucherboxeneröffnet. Plexiglasscheiben sorgten dafür, dass es zu keiner Übertragung des Coronavirus kommen konnte. Das Angebot war beliebt:Am ersten Sonntag seien zeitweise alle Boxen belegt gewesen, erzählte der damalige Klostermatte-Leiter Heinz Stucki.(mig)

Heinz Stucki, damaliger Leiter des Alterszentrums Klostermatte in Laufenburg, nahm in einer Besucherbox Platz.
Bild: Thomas Wehrli (20.4.2020)

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