«Als Yakin anrief, habe ich geschlafen»: Eine witzige Nati-Nominierung und eine heimliche Vertragsverlängerung
Die Wortspiele mit seinem Nachnamen findet er nicht mehr lustig, er «erduldet» sie gemäss eigener Aussage einfach noch. Aber was Christian Witzig über sein Kennenlernen mit dem Schweizer Nationaltrainer berichtet, ist dann schon lustig. «Ich habe noch geschlafen, als Murat Yakin anrief», verrät der Nati-Neuling – und weiter: «Als ich nach dem Aufwachen aufs Natel sah, habe ich mich aufs WC verkrochen. Als ich erfuhr, um was es ging, ist mir erst einmal die Sprache weggeblieben.» Das war am vergangenen Donnerstag – und der Offensivspieler gerade mit dem FC St.Gallen in Belgien für das Conference-League-Spiel gegen Brügge.
Die 2:6-Abreibung mit Grün-Weiss dürfte Witzig weniger lang geschmerzt haben als seine Teamkollegen. Denn: «Mit einem Nati-Aufgebot habe ich nicht gerechnet. Ich habe mich riesig darauf gefreut, im Teamhotel anzukommen.» Witzig will sich keinen Druck machen, als dass er sich nun gleich festspielen müsse im Nati-Kader: «Ich will aufsaugen und lernen von den erfahrenen Spielern. Aber sonst schön am Boden bleiben und danach mit St.Gallen so weitermachen wie bisher.» Bescheiden, pragmatisch, höflich – vielleicht ein Abbild dessen, das Witzig Pfarrersohn ist?
Den Fehlstart in die Nations League (zwei Niederlagen gegen Dänemark und Spanien) beheben müssen sowieso andere. In Serbien und danach gegen Dänemark gefragt sind in erster Linie die nach den Rücktritten von Shaqiri, Sommer und Schär übrig gebliebenen Teamstützen Manuel Akanji, Ricardo Rodriguez, Remo Freuler, Breel Embolo und natürlich Granit Xhaka.
Heimliche Vertragsverlängerung vom Nati-Chef
Letzterer, der Captain, steht vor dem Spiel am Samstag in Serbien noch ein bisschen mehr im Fokus. Es dürfte im kosovofeindlichen Serbien zumindest von den Rängen Anfeindungen geben gegen den kosovostämmigen Xhaka. «Klar werden wir mit ihm darüber sprechen, aber ich sehe keine Probleme seinerseits. Alles andere liegt nicht in unserer Macht. Wir vertrauen darauf, dass das Sicherheitskonzept in Serbien funktioniert», sagt Pierluigi Tami.
Der Nati-Direktor trat wie gewohnt zu Beginn eines Nati-Zusammenzugs vor die Medien. Dabei verriet er unter anderem seine Besorgnis über diedramatisch schwindende Einsatzzeit junger Schweizer in der Super und Challenge League– und stellte in Aussicht, dass die Verbandsgelder für die Juniorenausbildung künftig gezielter an Klubs gehe, die den Schweizer Talenten auch eine Plattform geben. Ausserdem etwas irritiert aufgrund der Frage von CH Media nach seiner Zukunft, stellte Tami klar: «Ich werde bis zur WM 2026 im Amt bleiben und mich danach anderen Projekten im Fussball widmen.» Quasi eine heimliche Vertragsverlängerung – denn die letzte offizielle Mitteilung über Tamis Amtsdauer besagte Ende 2024.