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Aufpäppeln in der Nati: Das sind Murat Yakins Kummerbuben

Das grosse Ziel im Nati-Jahr 2025 ist die Qualifikation für die nächste Weltmeisterschaft. Damit Yakins Mannschaft im Herbst bereit ist, wird nun fleissig getestet. Und rehabilitiert.

Während für andere Länder wie England, Polen oder Rumänien die Qualifikation für die WM 2026 in dieser Woche startet, dürfen wir aus Schweizer Sicht konstatieren: Zum Glück haben wir noch Zeit bis September! Zum Glück haben wir Zeit zum Pröbeln, Aufpäppeln und Gesundwerden.

Kein Granit Xhaka (Vaterschaftsurlaub), kein Manuel Akanji (verletzt). Kein Ardon Jashari, der in den Testspielen gegen Nordirland und Luxemburg als künftiger Mittelfeldchef getestet werden sollte, aber eine kleine Blessur auskurieren möchte. Das erste Nati-Kader im neuen Jahr ist mehr ein Auffangbecken für Kummerbuben als eine Ansammlung erfolgreicher und vor Selbstvertrauen strotzender Fussballer. Das eigentliche Mantra von Trainer Murat Yakin, nur Spieler aus einer obersten Liga und solche im Rhythmus aufzubieten, ist gerade ausser Kraft. Nur vorübergehend? Oder ist das die neue Realität der Nationalmannschaft?

Im Interview mit CH Media vergangene Woche haben wir Yakin gefragt, ob er sich wegen der fehlenden Spielpraxis und internationalen Erfahrung der Nati-Kandidaten Sorgen mache. Seine Antwort: «Wir haben nicht mehr die gleiche Breite im Kader. Es wird in Zukunft nicht einfacher.»

Zwei der hier aufgeführten Spieler (Schmidt, Muheim) aus dem aktuellen Nati-Aufgebot sind Zweitliga-Profis – ein Abbild der gesunkenen Messlatte für einen Anruf von Trainer Murat Yakin.
Bild: Claudio De Capitani / Freshfocus

Klar, es gibt Spieler, denen es für ihre Verhältnisse gut läuft. Zum Beispiel der wiederberufene Cédric Zesiger, der nach dem Wechsel von Wolfsburg nach Augsburg wieder Spielzeit erhält und mit seinem neuen Klub noch kein Bundesliga-Spiel verloren hat. Aber vom aktuellen 26-Mann-Kader performen in dieser Saison mit Remo Freuler, Denis Zakaria und Dan Ndoye gerade mal drei Akteure konstant auf gehobenem Niveau. Viele andere, darunter vermeintliche Nati-Säulen der Gegenwart und der Zukunft, sind am Montag ins Nati-Trainingslager in Portugal gereist, um Ablenkung zu finden vom tristen Kluballtag.

Fabian Rieder (23)

Der fantastische EM-Sommer 2024 ist auch mit dem Namen Fabian Rieder verbunden. Als Offensiv-Allrounder verzückte der Solothurner Fans und Beobachter – und meinte, den Schwung mitnehmen zu können zu seinem neuen Klub VfB Stuttgart. Acht Monate später darf er dort nicht mal mehr auf die Ersatzbank. Ernüchterndes Fazit für ihn: Auf Klubebene ist er seit dem Wechsel 2023 von YB zu Rennes nicht wirklich weitergekommen. Die nächste Klubwahl im Sommer muss stimmen.

Breel Embolo (28)

Ein mickriges Törchen hat Embolo seit Jahresbeginn erzielt. Auch für einen Stürmer, der sich noch nie nur übers Toreschiessen definiert hat, eine ernüchternde Bilanz. Gerüchteweise will Monaco ihn im Sommer loswerden, nachdem ihm Sensations-Däne Mika Biereth (11 Tore in 9 Spielen) den Rang abgelaufen hat. Embolo kämpft mit sich selbst, dabei wäre er mit seinen nun auch schon 28 Jahren als Führungsfigur in der Nati gefragt – gerade, wenn Xhaka und Akanji nicht dabei sind.

Breel Embolo ist mittlerweile 28-jährig – und wieder einmal auf Formsuche im Klub.
Bild: Laurent Cipriani / AP

Aurèle Amenda (21)

Yakin sieht in ihm den etatmässigen Nachfolger von Akanji. Anlagen für eine internationale Karriere bringt Amenda mit. Doch derzeit scheint eine tragende Rolle bei Bundesliga-Spitzenklub Eintracht Frankfurt eine Nummer zu gross für ihn zu sein. Das Nati-Aufgebot ist der Lohn für sein Debüt im November gegen Serbien – im Klub hat er seither nämlich, auch wegen einer Verletzung, nur noch acht Minuten lang gespielt.

Seit seinem ansprechenden Debüt im November gegen Serbien ging es für Aurèle Amenda in der Entwicklung nicht vorwärts, mitunter wegen einer Verletzung.
Bild: Claudio Thoma / Freshfocus

Gregor Kobel (27)

Was ist nur los mit ihm? Seit Kobel im vergangenen Sommer das Nati-Tor von Yann Sommer übernommen hat, sind Ausstrahlung und Stabilität der vergangenen Jahre wie weggeblasen. Hat als Nati-Stammgoalie noch nie zu null gespielt (11 Gegentore in 5 Spielen) und hinkt auch mit Borussia Dortmund den eigenen Ansprüchen gerade weit hinterher – der selbst ernannte Titelkandidat liegt abgeschlagen auf Rang 11. Kobel und sein Umfeld dürften im Sommer einen Wechsel forcieren – die Frage ist, ob die Topklubs immer noch Schlange stehen.

Gregor Kobel muss sich erst noch finden in der Doppelrolle als Stammgoalie im Klub und in der Nationalmannschaft.
Bild: Christopher Neundorf / EPA

Isaac Schmidt (25)

Der Nati-Debütant war bis zum Wechsel vergangenen Sommer von St.Gallen zu Leeds United eine Super-League-Attraktion – in der englischen zweiten Liga reicht es bislang maximal zur Randfigur. In diesem Jahr durfte der Linksverteidiger in der Liga noch gar keine Sekunde ran. Als Zweitliga-Profi ohne Spielpraxis steht Schmidt stellvertretend für die gesunkene Messlatte für ein Nati-Aufgebot. Mit Miro Muheim (Hamburger SV) und Yvon Mvogo (Lorient) figurieren zwei weitere Zweitliga-Spieler im Aufgebot, dazu mit Neo-Schweizer Stefan Gartenmann ein Innenverteidiger aus der maximal mittelmässigen ungarischen Liga, in der Yakin bis vor einem halben Jahr kaum nach Spielern Ausschau gehalten hätte.

Isaac Schmidt war als St.Gallen-Profi eine Attraktion in der Super League: In Englands zweiter Liga spielt er wenig bis nicht – und erhält nun trotzdem ein Nati-Aufgebot.
Bild: Marc Schumacher / Freshfocus

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