Bald als Bar auf der Jacht eines Milliardärs? Deshalb versteigert Barcelona Lionel Messis Spind
Kurz sah es so aus, als hätte sich der FC Barcelona wieder einmal selber überboten in Sachen Geldverschwendung. Liga und Verband verwehrten die Registrierung für Dani Olmo, der erst im Sommer 2024 aus Leipzig nach Spanien zurückgekehrt war. Es drohte ein ablösefreier Abgang.
Eine Viertelmilliarde Franken, so rechnen es iberische Medien vor, hätte das verbrannt: 55 Millionen Ablösesumme, 48 Millionen Lohn bis 2030, die man Olmo im Fall einer Vertragsauflösung offenbar auszahlen müsste und 60 Millionen Marktwert, die man per sofort hätte abschreiben müssen.
Und dann noch 100 Millionen für VIP-Plätze im Camp Nou, die man zur Hälfte des eigentlichen Werts (200 Millionen) in den arabischen Raum verkauft haben soll. Macht unter dem Strich rund 250 Millionen Franken.
Und obwohl sich die Schulden schon jetzt auf rund eine Milliarde Franken belaufen sollen, saniert der als «gemeinnütziger Verein» organisierte FC Barcelona derzeit sein Stadion für 900 Millionen Franken.
Mit Tricks und Gerichten zum Erfolg
Inzwischen heisst die Spielstätte «Spotify Camp Nou». 2022 sicherte sich der Streamingdienst für 300 Millionen Franken die Namensrechte beim Klub, der einst ohne Trikotsponsor spielte, weil er sich als Nationalteam Kataloniens sieht und sowieso «Més que un club», also «mehr als ein Verein», zu sein vorgibt. Aus wirtschaftlicher Sicht ist dieser FC Barcelona vor allem eines: ein schwer kranker Patient, der auf der Intensivstation liegend seine Organe zu verkaufen versucht und seine Würde verliert.
Daneben beschäftigt man die Gerichte und versucht alles, das Financial Fairplay auszuhebeln. Dieses hatte einst dazu geführt, dass man den Vertrag mit Klubikone Lionel Messi nicht verlängern konnte. Im Fall von Dani Olmo vorerst mit Erfolg: Mitte Woche erwirkte der FC Barcelona beim nationalen Sportrat CSD eine provisorische Spielerlaubnis für Olmo und seinen Teamkollegen Pau Víctor. Der Schaden ist damit abgewendet.
Konkurrenz äussert scharfe Kritik
Zum Ärger der Konkurrenz. Atlético Madrid schrieb: «Dieses Eingreifen der Regierung schafft einen sehr gefährlichen Präzedenzfall.» Es öffne die Tür zur Umgehung der Regeln und zur Wiederholung der schweren Fehler der Vergangenheit. UD Las Palmas nannte es eine «ernsthafte Bedrohung für die Integrität des Wettbewerbs». Und La-Liga-Präsident Javier Tebas wetterte ebenfalls und nannte die Situation eine «Tragikomödie».
Und Barcelona? Treibt den Ausverkauf seiner Historie weiter voran. Mitte Woche wurde bekannt, wie Präsident Joan Laporta zu Geld kommen will: Mit der Versteigerung allerlei Memorabilia, was man selbstredend in eine Aktion umdeutet, die den Anhängern zugutekomme. Als wertvollstes Stück des Ausverkaufs, der zwischen dem 23. Januar und 13. Februar stattfinden soll, gilt der Spind von Lionel Messi. Startpreis? 350’000 US-Dollar.
Präsident Laporta unter Beschuss
Wobei das nur die Fortsetzung einer schon länger verfolgten Strategie ist. In der Vergangenheit wurden auch Stadionsitze, Rasenstücke, Tornetze und weitere Utensilien aus dem Camp Nou versteigert.
Dinge, die zwar einen Abnehmer finden, aber auch Kritik hervorrufen. Mehrere Gegner haben sich formiert und fordern von Präsident Laporta, dass er entweder umgehend zurücktritt oder die Vertrauensfrage stellt. Dem Ansehen des 62-Jährigen hat es auch geschadet, dass er 2021 mit elf anderen Schwergewichten des Klubfussballs eine europäische «Super League» hatte gründen wollen. Neben Erzrivale Real Madrid ist Barcelona heute der einzige Verein, der dieses Ziel weiter ganz offiziell verfolgt.
Weshalb, das dürfte klar sein: um den schwer kranken Patienten mit frischem Geld am Leben zu erhalten. Gut möglich, dass der Spind von Lionel Messi bald in den Besitz eines Superreichen übergeht, der ihn als Bar auf seiner Jacht installiert oder im Hobbyraum platziert, um damit zu prahlen. Wie der FC Barcelona mit Spielern wie Dani Olmo, die er sich eigentlich gar nicht leisten kann.