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Darum leistet der umstrittene FCZ-Trainer Ricardo Moniz einen wichtigen Beitrag für den Schweizer Fussball

Der FCZ gewinnt das Zürcher Derby gegen GC mit 2:1. Dabei verblüfft der Trainer der Zürcher wieder einmal mit unkonventionellen Personalentscheidungen - zum Wohl unseres Fussballs.

Was wurde nicht schon alles über ihn gesagt, gesendet und berichtet. Zu streng, zu konsequent, zu diktatorisch. Und sowieso: Seit vielen Jahren jede Saison bei einem neuen Arbeitgeber unter Vertrag, da kann doch nicht alles stimmen mit dem Typen. Vielleicht ist Ricardo Moniz schwer zu fassen. Sicher ist aber, dass der 60-Jährige polarisiert wie kaum je ein Trainer in der Schweiz.

Dabei haben wir mit einigen früheren Spielern des heutigen FCZ-Trainers gesprochen. Und was ist dabei herausgekommen? Das Bild zeigt einen Mann, der seinen Job mit einer Ernsthaftigkeit ausführt, die aussergewöhnlich ist. Einer, der dem Erfolg quasi alles unterordnet. Vielleicht keiner, der einem Spieler das Gefühl einer Vaterfigur vermittelt. Aber einer, der Fussball lebt, Fussball fühlt, Fussball träumt und Fussball atmet. Für die einen ein Verrückter, für die anderen ein Besessener.

Ricardo Moniz, ein stets wachsamer Trainer.
Bild: Claudio Thoma / Freshfocus

Was Moniz definitiv auszeichnet, sind neben dem taktischen und spielerischen Verständnis sein Mut und sein Erfindergeist. Es ist ja nicht einfach irgendein Spiel, diese Partie gegen die Grasshoppers. Es ist Derby. Und es geht für den FC Zürich um richtig viel. Im Kampf um den Einzug in die Meisterrunde zählt jeder Punkt.

Die Verrücktheit mit Junior Ligue entpuppt sich als genialer Plan

Und was macht Moniz? Er lässt in der Innenverteidigung einen sehr jungen Mann auflaufen, der noch vor einigen Wochen als Offensivspieler unterwegs war. Wir wissen nicht, was Junior Ligue gedacht hat, als ihm Moniz den Plan der Transformation dargelegt hat. Gut möglich, dass er selbst dieses Experiment für hochriskant eingeschätzt hat.

Nun aber, nach ein paar Einsätzen als Abwehrspieler und dem jüngsten Auftritt des 20-Jährigen im Derby weckt der einstige Stürmer Ligue als Innenverteidiger Fantasien. Schaut man ihm gegen GC zu, wie er die Angriffe auslöst, wie abgeklärt er sich am Ball verhält, aber auch wie zweikampfstark er ist, weckt das Erinnerungen an einen den jungen Manuel Akanji.

Und dann kommt ein 17-Jähriger für einen Weltmeister

Doch Ligue ist nicht Moniz’ einzige extraordinäre Entscheidung. Klar, Benjamin Mendy im Derby erstmals von Beginn weg zu bringen, erfordert nicht wahnsinnig viel Mut. Dafür aber, den Weltmeister von 2018 zur Pause durch den erst 17-jährigen Neil Volken zu ersetzen, der zuvor erst vier Minuten in der Super League gespielt hat. Später wirft Moniz weitere, sehr junge Spieler ins Derby: Cheveyo Tsawa und Nevio Die Giusto, 18 der eine, 20 der andere.

Moniz leistet aber nicht nur mit der Förderung des Nachwuchses einen wichtigen Beitrag für den Schweizer Fussball. Da ist einerseits Samuel Ballet, 24, der immer besser in die Spur findet. Aber auch 2:0-Torschütze Bledian Krasniqi, 23, der an Leaderqualitäten gewonnen hat. Und natürlich Steven Zuber.

Obwohl er im Herbst bei AEK Athen kaum noch gespielt hat, profiliert er sich beim FCZ sofort als Frontmann der Offensive. Für Murat Yakin ein Geschenk, weil Zuber physisch derart bereit ist, dass der Nationaltrainer die Gewissheit hat, jederzeit auf ihn setzen zu können.

Zuber ist in diesem Derby eine entscheidende Figur

Der GC-Bub ist auch im Derby prägend. Erstmals in seiner Karriere nicht für die Hoppers, sondern für den FCZ. Zwar hat er nicht den ganz grossen Einfluss auf das Angriffsspiel, weil er meist auf der ungewohnten und für ihn nicht idealen Mittelstürmerposition agiert. Aber der 33-Jährige hängt sich rein.

Es ist seinem Willen zu verdanken, dass der FCZ zur Pause führt. Den Corner, der zum 1:0 führt, holt Zuber raus. Darauf setzt er sich im Luftduell gegen Perssson durch, GC-Goalie Hammel lässt abprallen, Gbamin staubt ab.

Auch beim 2:0 nimmt Zuber Einfluss, als zweiter Assistgeber nach Chouiar. «Wir haben sehr, sehr verdient gewonnen, auch wenn wir es uns am Schluss wieder mal unnötig schwer gemacht haben», resümiert Zuber. In der Tat kamen die Hoppers nach Bojangs (82.) Anschlusstreffer noch zu einer hochkarätigen Möglichkeit. Doch FCZ-Abwehrchef Gomez kann den Versuch von Schmitz klären.

Der FCZ hat nach dem 2:1 gegen GC etwas Luft – fünf Punkte vor dem siebtplatzierten Lausanne – im Kampf um die Top 6. Sowieso hat diese 29. Runde in der so engen Meisterschaft für eine erste Zäsur gesorgt. Nach Winterthur können nun auch GC und Yverdon die Meisterrunde nicht mehr erreichen.

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