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«Das Feuer ist entfacht»: Wie Lia Wälti die Schweizer Nati im Jahr der Heim-EM anführt
Sie dirigiert das Team, kämpft um jeden Ball, gibt den Takt an: Lia Wälti ist unangefochtener Captain der Schweizer Frauen-Nati. 121 Einsätze mit dem Schweizerkreuz auf der Brust verzeichnet die Bernerin. Die 31-Jährige steht bei Arsenal unter Vertrag und gehört auch dort zum unumstrittenen Stammpersonal.
Einfach gesund bleiben
Doch es gibt einen Haken: Wälti ist enorm verletzungsanfällig. Im Jahr 2024 bestritt sie gerade einmal drei Spiele für die Nati, wurde dazwischen von Knieproblemen geplagt und durch einen Abszess ausser Gefecht gesetzt. «Es war natürlich hart, dass es oft auch die Zeit mit der Nati getroffen hat», so Wälti. «Ich habe im vergangenen Jahr leider nicht viele Länderspiele bestreiten können und mache nun alles, um gesund zu bleiben.»
Denn im Jahr der Heim-EM möchte Wälti, wie sie selbst sagt, «Geschichte schreiben». Dass sie dabei oft als «unverzichtbarer Teil» der Nati genannt wird, erhöhe den Druck nicht. «Ich weiss, dass ich alles tue, was ich kann, um gesund zu bleiben. Und ich glaube auch, dass es am Ende so kommt, wie es kommen soll.»
Bevor es aber an die Heim-EM geht, hat Wälti die bevorstehenden Nations-League-Spiele gegen Island diesen Freitag und gegen Norwegen am Dienstag im Kopf. Danach sei sie wieder voll und ganz bei ihrem Klub Arsenal, der momentan auf Platz 3 der englischen Super League steht. «Klar kann man in einer Woche wie dieser schon einmal an die EM denken, aber ansonsten fokussiere ich mich auf das Hier und Jetzt.»
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Bild: Imago/Blake Armstrong/www.imago-images.de
«Ich musste lernen, geduldig zu sein»
Zu diesem Hier und Jetzt gehört auch eine bittere Realität: Wälti ist noch nicht auf dem Level zurück, auf dem sie einmal war. «Von der Knieverletzung bin ich stark zurückgekommen, das hat Freude gemacht.» Dass sie trotz ihres Alters wieder auf ihr Niveau kam, habe Selbstvertrauen und Mut gegeben. Aber die Heilung vom Abszess, den sie im November entfernen lassen musste, gehe länger. «Da ist man nicht einfach sofort wieder auf demselben Level. Das muss ich mir über mehrere Spiele, mehrere Wochen wiederaufbauen» so Wälti, die am vergangenen Wochenende für Arsenal erstmals wieder in der Startelf stand.
Es ist also weiterhin Geduld gefragt. Wälti will sich weiterhin Zeit geben, um sich zu erholen, auch wenn sie das erst habe lernen müssen. «Gleichzeitig möchte ich aber auch genügend pushen, um im Sommer voll dabei zu sein.»
Doch auch so, noch nicht bei 100 Prozent, ist Wälti in der Nati unverzichtbar. «Ich bin von Anfang an von ihrer Art zu spielen beeindruckt gewesen», lobt Trainerin Pia Sundhage. Dann schaut sie zu Wälti und sagt lachend: «Sie ist ein guter Leader. Und das mag ich.»
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Bild: Michael Buholzer/Keystone
Vor der EM verfolgt Wälti ein anderes Herzensprojekt
Diese Qualitäten als Leader wird es in den kommenden Länderspielen auch brauchen. «In der Nations League A bleiben», lautet das klare Ziel der Schweizerinnen. «Wir werden sehen, wie viel wir trotz dieses Ziels im Hinblick auf die EM noch ausprobieren können.» Klar sei, dass sich alle Spielerinnen zeigen wollen vor dem grossen Turnier. «Man merkt, dass das Feuer entfacht ist. Wir haben eine super Stimmung im Team, die Leidenschaft», erzählt Wälti vom ersten Zusammenzug des Jahres.
Sie selbst konnte in letzter Zeit noch einer zweiten Leidenschaft nachgehen. Gemeinsam mit ihrer Schwester bringt sie ein Kinderbuch raus. «Das war immer ein Traum von mir», sagt Wälti strahlend. «Lia am Ball – Das Fussballmärchen ihres Lebens» handelt, wie der Titel schon sagt, von Wältis Leben und wie sie den Traum Fussball-Profi verfolgt.
«Wir können etwas auf dem Platz bewirken, aber auch daneben müssen wir uns für den Frauenfussball einsetzen. Wenn nicht jetzt, vor der Heim-EM, wann dann?» Auch Aussagen wie diese verdeutlichen Wältis Leader-und Vorbildrolle, die sie einnimmt. «Wenn ich etwas bewirken kann bei Mädchen, dann freut mich das extrem.» Mit dem Buch, das noch vor der EM erscheinen soll, erfüllt sich Wälti einen Traum. Und wer weiss, vielleicht schreibt sie ihr Fussballmärchen dann schon im Sommer weiter. Als unverzichtbare Unterschiedsspielerin der Nati.