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Géraldine Reuteler und der Traum von einem «geilen» Sommer
Wenn Géraldine Reuteler im Sommer mit dem Schweizer Nationalteam an der Europameisterschaft im eigenen Land aufläuft, dann wird es ihr nicht an Unterstützung aus der eigenen Familie fehlen. Das Ticket-Kontingent, das jede Nationalspielerin erhält, hat sie bereits jetzt vergeben. «Ich habe ja bekanntlich eine grosse Familie», sagt die Nidwaldnerin lachend. Sie hat zwei ältere und zwei jüngere Brüder. Bereits an vergangenen Endrunden waren ihre Brüder und weitere Familienmitglieder dabei, so etwa an der EM 2022 in England und vor zwei Jahren an der WM in Neuseeland.
Bereits jetzt träumt die 73-fache Nationalspielerin von einem «geilen Sommer». «Es ist das Jahr der Heim-EM. Natürlich ist sie immer irgendwo im Hinterkopf», so die Offensivspielerin. «Ich träume davon, dass wir ein tolles Turnier spielen, uns als Nationalteam von der besten Seite präsentieren und noch mehr Leute für den Fussball begeistern können – vor allem Mädchen und Buben.»
Das Länderspieljahr startet für die Schweizerinnen in der Nations League am Freitag in Zürich gegen Island, am Dienstag geht es in Norwegen weiter. Gegen beide Teams spielen die Schweizerinnen auch an der Heim-EM. «Dadurch können wir uns ideal auf diese Gegnerinnen vorbereiten», sieht Reuteler die besondere Konstellation positiv.
Die 25-Jährige rückte mit guter Laune ins Nationalteam ein, sie spielt eine herausragende Saison mit ihrem Klub Eintracht Frankfurt. Es läuft ihr so gut wie nie, seit ihrem Transfer nach Deutschland 2018. In der Bundesliga spielen die Frankfurterinnen um den Meistertitel – trotz der heftigen 1:6-Niederlage am letzten Sonntag gegen Wolfsburg. «Die erste Halbzeit war eine Katastrophe», sagt Reuteler. «Doch wir sind immer noch im Rennen, sind nur drei Punkte hinter Bayern München und punktgleich mit Wolfsburg. Unser Ziel bleibt die Champions League, aber zu einem Meistertitel würden wir nicht Nein sagen.»
Im Klub eine Stürmerin, in der Nati im Mittelfeld
Reuteler ist eine Schlüsselspielerin bei den Frankfurterinnen. Mit acht Toren und vier Torvorlagen zählt sie zu den besten Skorerinnen der Liga. Das liegt auch an ihrer neuen Position. «Ich spiele jetzt im Sturm, in den letzten Saisons war ich ein bisschen weiter hinten. Jetzt bin ich näher am Goal, nun habe ich auch ein paar Tore mehr geschossen.» Im Schweizer Nationalteam aber wird aus der Stürmerin wieder eine Mittelfeldspielerin. Sie bleibt professionell: «Ich fühle mich auf vielen Positionen wohl.»
Wie sehr sich die 25-Jährige entwickelt hat, zeigt sich auch daran, dass sie Anfang Jahr zum ersten Mal als Schweizer Fussballerin des Jahres ausgezeichnet wurde. «Das ehrt mich – und pusht mich weiter», sagt sie. Nun wolle sie auch im Nationalteam einen Schritt nach vorne machen. «Ich merke, dass ich nicht mehr zu den Jungen zähle. Ich versuche, auf dem Feld eine Leaderin zu sein», so Géraldine Reuteler. Sie träumt von einem «geilen» Sommer – im Klub und im Schweizer Nationalteam.