Deutscher EM-Auftakt geglückt: Die DFB-Elf gewinnt klar gegen Schottland
Deutschland gelingt ein EM-Einstand nach Mass. Der Turnier-Gastgeber und Schweizer Gegner im letzten Gruppenspiel am 23. Juni gewinnt das Eröffnungsspiel in München gegen Schottland 5:1.
Den Auftakt in die 17. Fussball-Europameisterschaft machten am Freitag die hunderttausenden Fans, indem sie München viele Stunden vor dem Anpfiff in eine riesige Fan-Meile verwandelten und Teile der Stadt an ihre Kapazitätsgrenzen stossen liessen. Auch auf dem Rasen benötigte das Turnier keine Anlaufzeit, und das Ergebnis war ganz im Sinne der deutschen Anhänger, denen eine stattliche Zahl Schotten in und um das Stadion stimmungsmässig eindrücklich Paroli bot.
Bereits nach 50 Sekunden kamen die Deutschen zur ersten Grosschance. Nach zehn Minuten führten sie 1:0, nach 20 Minuten 2:0. Noch vor der Pause sah Schottlands Verteidiger Ryan Porteous nach einem viel zu rüden Einsteigen mit gestreckten Beinen die Rote Karte und erhöhte Kai Havertz vom Penaltypunkt auf 3:0 für die Mannschaft von Julian Nagelsmann.
Youngster treffen, die Routiniers leiten ein
Hat der Trainer, der unter anderem Mats Hummels und Leon Goretzka nicht für die Heim-EM aufbot, rechtzeitig die richtige Mischung gefunden? Gegen Schottland stimmte der Mix jedenfalls: Die ersten Torschützen waren Florian Wirtz und Jamal Musiala, die beiden jüngsten Spieler in der Startelf des EM-Gastgebers, die mit dem Durchschnittsalter von 28,7 Jahren Deutschlands älteste an einem Turnier seit 24 Jahren war. Demgegenüber standen mit Ilkay Gündogan, Toni Kroos und Joker Thomas Müller drei der grossen Routiniers am Ursprung aller Treffer.
Rückkehrer Kroos, der nach der EM zurücktritt, leitete die Führung mit einer Spielverlagerung auf die rechte Seite zum Passgeber Joshua Kimmich ein. Captain Gündogan fand bei seinem Steilpass zu Havertz die Schnittstelle, die Musiala das 2:0 ermöglichte. Zudem war Gündogan der Gefoulte bei der Szene, die zum Penalty führte, sowie der Vorbereiter des 4:0 durch Joker Niklas Füllkrug gut 20 Minuten vor Schluss. Müller seinerseits lieferte nach seiner Einwechslung die Vorlage zum 5:1 durch den ebenfalls von der Bank ins Spiel gekommenen EM-Nachrücker Emre Can.
Die grosse Anspannung, die sich nach drei enttäuschenden Endrunden und biederen Auftritten in den Testspielen unter Julian Nagelsmanns Vorgänger Hansi Flick im Land breitgemacht hatte, wich damit rasch jener Euphorie, die Deutschland 18 Jahre nach dem 3. Platz an der Heim-WM 2006 zum nächsten Sommermärchen tragen soll.
Schottlands Defizite
Allzu hoch sollte die DFB-Auswahl nach dem gelungenen Einstand indes nicht abheben. Zu bescheiden war die Gegenwehr der in allen Belangen unterlegenen Schotten, die vor dem 2:0-Erfolg im letzten Test gegen Gibraltar siebenmal in Folge sieglos geblieben waren und fünf dieser Spiele verloren hatten. Manuel Neuer, dem in den letzten Monaten ungewohnte Fehler unterlaufen waren, konnte in der ganzen Partie kein einziges Mal eingreifen. Der Ehrentreffer zum 1:4 war ein Eigentor von Antonio Rüdiger nach einer Standardsituation, womit die Mannschaft von Steve Clarke das Kunststück fertigbrachte, zu treffen, ohne einmal aufs Tor geschossen geschossen zu haben.
Deutschland und Schottland sind die weiteren Gruppengegner der Schweiz nach dem Auftakt-Match am Samstagnachmittag in Köln gegen Ungarn (15.00 Uhr). Dem Schweizer Nationalcoach Murat Yakin dürften die Defizite der Schotten nicht entgangen sein. Wobei es ihm nicht leicht gefallen sein dürfte, die grösste Schwachstelle zu eruieren. Die Schotten, die zum ersten Mal eine Gruppenphase überstehen wollen, waren schlicht auf zu viele verschiedene Arten zu überwinden. (sda)