Sie sind hier: Home > Fussball > Österreich verblüfft immer weiter – Gruppensieg und erste Fragen nach dem EM-Titel

Österreich verblüfft immer weiter – Gruppensieg und erste Fragen nach dem EM-Titel

Das Team von Ralf Rangnick besiegt Holland 3:2 – und holt sich vor Frankreich den Gruppensieg. Ist jetzt sogar der ganz grosse Coup möglich?

Der Jubel seiner Spieler ist grenzenlos. Jener der roten Fans auf den Tribünen ohnehin. «Hey Jude!», dröhnt aus den Boxen. Gefolgt von «Sweet Caroline!» Es ist ein österreichisches Volksfest in Berlin. Nur einer muss sich erst einmal setzen: Ralf Rangnick schüttelt ungläubig den Kopf, sucht einen Platz auf der Bank – und geniesst.

Ist das wirklich wahr, was da gerade passiert ist? 3:2 besiegt Rangnicks Österreich an diesem wunderbaren Fussball-Vorabend Holland. Und weil Frankreich im Parallelspiel gegen Polen nicht über ein 1:1 hinauskommt, beendet Österreich die Vorrunde tatsächlich als Gruppensieger. «Das Wunder von Berlin», titelt die Boulevardzeitung «Österreich». «Wahnsinn!», jubelt die «Kronen­zeitung».

Die Frage nach dem ganz grossen Triumph

Nun, fairerweise darf man anfügen, dass die Fussball-Schwarmintelligenz den Österreichern durchaus etwas zugetraut hat im Vorfeld dieses Turniers. Dass es nun gleich der Gruppensieg wird, ist gleichwohl etwas überraschend. Wie weit kann es noch gehen? Der Blick auf das Tableau verleitet jedenfalls zum Träumen. Im Achtelfinal wartet der Zweite der Gruppe F, aller Voraussicht nach also die Türkei oder Tschechien. Ein möglicher Viertelfinalgegner wäre (der Papierform nach) Belgien. Im Rausch des Sieges soll in der Fantasie der Fans alles möglich sein.

Immer wieder jubeln die Österreicher.
Bild: Sebastian Christoph Gollnow / dpa

Als Rangnick von einem englischen Journalisten gefragt wird, ob sein Team sogar Europameister werden könne, sagt er: «Ich bleibe bei meiner Meinung, die ich vor ein paar Wochen geäussert habe: Ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich, aber total ausgeschlossen ist es auch nicht.» Nur ja nicht bremsen, diese Euphorie!

Das erste Tor des Abends. Malen trifft ins eigene Netz.
Bild: Petr David Josek / AP

Gegen Holland sehen die 71’000 Fans im ausverkauften, stimmungsvollen Stadion von Anfang bis Ende einen wunderbaren Schlagabtausch. Zweimal legen die Österreicher vor, zweimal gleicht «Oranje» aus. Dann sorgt Marcel Sabitzer für den Höhepunkt. Sein Schuss in den Tor-Himmel bedeutet den Sieg.

Im Anschluss an das Spiel sagt Captain Sabitzer: «Wenn du die Niederlande schlägst und Gruppensieger wirst, dann kannst du nicht so schlecht sein.» Und er fügt an: «Für uns stand an oberster Stelle, weiterzukommen, das haben wir geschafft. Jetzt gilt es, wieder runterfahren, Kopf freibekommen von der Sache, und dann greifen wir weiter an.»

Baumeister des Erfolgs von Österreich: Ralf Rangnick.
Bild: Petr David Josek / AP

Als Belohnung erwartet die Spieler ein Abend mit Familien, Frauen und Freundinnen. «Und mein Co-Trainer David Alaba hat schon angekündigt, dass das Training erstmal ausfällt, somit brauche ich mir darüber auch keine Gedanken mehr machen», sagt Rangnick mit einem Lachen im Gesicht. Am Mittwochabend vor dem TV werden die Österreicher dann ihren Gegner beobachten.

Fehlt an der EM verletzt, ist aber trotzdem mit dabei: David Alaba.
Bild: Christopher Neundorf / EPA

Der Ärger von Holland-­Trainer Ronald Koeman

Ganz anders die Gefühlslage dafür bei den Holländern. Eigentlich selbst mit dem Gruppensieg liebäugelnd, bleibt nun nur der dritte Platz. Das reicht zwar für den Achtelfinal. Aber Trainer Ronald Koeman sagt: «Wir haben noch eine Chance – nur muss sehr vieles sehr viel besser werden!»

Schreiben Sie einen Kommentar