Es kracht in Paris: Streit zwischen Kylian Mbappé und PSG-Präsident eskaliert
Eigentlich hätte Kylian Mbappé das Kapitel Paris Saint-Germain nach dem gewonnen Cupfinal vom Samstag gegen Lyon gerne geschlossen. Es war der 14. Titel in seinen sieben Jahren mit PSG, und wie er in den sozialen Medien schrieb «der letzte». Er sei sehr aufgeregt und freue sich darauf, was als Nächstes komme. «Es wird magisch», so der 25-Jährige in der Vorwoche. Eine Bestätigung des Wechsels zu Real Madrid wird bald erwartet. Doch noch kann Mbappé mit den Parisern nicht so recht abschliessen.
Denn zwischen dem Superstar und seinem alten Klub ist ein grosser Streit entbrannt. Im Mittelpunkt steht dabei die Beziehung zwischen Mbappé und PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi. Diese gilt schon seit Längerem als stark belastet, da der Katarer den Entscheid des Stürmers, den Klub in diesem Sommer zu verlassen, alles andere als positiv aufgenommen hat.
Es geht gar so weit, dass sich der Präsident, der gleichzeitig auch Besitzer von PSG ist, weigert, Mbappé einen Teil seines Gehalts zu bezahlen. WieL’Equipeberichtet, habe der Klub seinem Spieler den gesamten Lohn des Monats April sowie eine Prämie, die für den Februar vorgesehen war, nicht überwiesen. Aus Quellen des Hauptstadtklubs hat die französische Sportzeitung erfahren, dass dadurch 80 Millionen Euro «gespart» werden konnten. Das Jahresgehalt des Torschützenkönigs der letzten sechs Ligue-1-Saisons liegt bei schätzungsweise über 200 Millionen.
Tiefe Abneigung gegen Real-Präsident Perez
Al-Khelaifi legt sich jedoch nicht nur mit Mbappé an, dessen Anwälte nun mit PSG in Kontakt sind, um sich um die Angelegenheit zu kümmern. Der Präsident des französischen Rekordmeisters ist nämlich auch im Disput mit Florentino Perez. Dieser ist das Pendant des Katarer bei Real Madrid. Aufgrund der wiederholten Lockrufe in Richtung von Mbappé sowie der führenden Position bei der europäischen Super League verspürt Al-Khelaifi, der ausserdem im Exekutivkomitee der UEFA sitzt, eine tiefe Abneigung gegenüber Perez.
Also überwies PSG seinem bisherigen Star vor einigen Monaten anders als geplant den Treuebonus in Höhe von 80 Millionen Euro – obwohl Mbappé anfangs Saison angeboten hatte, darauf zu verzichten, damit er wieder ins Kader zurückkehren könne. Zuvor wurde er auf Anordnung des Präsidenten aus dem Team verbannt, weil er seinen Vertrag nicht über die Saison 2023/24 verlängern wollte. In den Augen von Al-Khelaifi sollte jedoch nicht Mbappé bestraft werden, weshalb er nun von Real Madrid verlangt, einen Teil der Prämie zu übernehmen.
Weil die Spanier aber nicht einsehen, eine Ablöse für einen vertragslosen Spieler zu bezahlen, ist der PSG-Präsident gemäss L’Equipe ausser sich vor Wut. Nun werden die Anwälte des Klubs wohl fordern, dass Mbappé seinen Treuebonus zurückgibt, während die Vertreter des Spielers auf Auszahlung des Gehalts pochen. Mit dieser Episode dürfte das Tuch zwischen Mbappé und Al-Khelaifi endgültig zerschnitten sein.
Schon zuvor hatte es zwischen den beiden aber gekracht. Vor dem letzten Heimspiel in der Ligue 1 gegen Toulouse hätten sich die beiden während einer Diskussion angeschrien, wieLe Parisienberichtete. Al-Khelaifi hatte den 77-fachen Nationalspieler konfrontiert, weil dieser ihn aus seiner Dankesrede gestrichen hatte. «Die Wände haben gebebt», sagte ein Augenzeuge.
Mbappé vermutet Anweisung hinter weniger Spielzeit
Ausserdem soll der Präsident seinem baldigen Ex-Spieler vorgeworfen haben, dass er dem Verein kein Geld einbringt. «Alle grossen Spieler wie Jude Bellingham oder Harry Kane hinterlassen ihrem Verein Geld, wenn sie gehen», soll er gesagt haben. Mit seinem Wechsel zu Real Madrid schade er nicht nur PSG, sondern legitimiere auch einen Wettbewerb wie die Super League. Sollten die Berichte stimmen, wird deutlich, wie persönlich die Fehde mit Real Madrid für Al-Khelaifi ist.
Ein weiteres Indiz dafür ist die Vermutung, dass er Trainer Luis Enrique anwies, Mbappé nicht mehr so häufig einzusetzen, nachdem der Weltmeister von 2018 Anfang Jahr offiziell verkündet hatte, PSG zu verlassen. Der Offensivstar, der zuvor so gut wie jedes Spiel über die volle Distanz absolviert hatte, kam fortan teilweise nur noch von der Bank, wurde früh ausgewechselt oder gar nicht eingesetzt. Mbappé glaube gemäss L’Equipe, dass diese Entscheidung nicht sportlicher Natur war und dass Nasser Al-Khelaifi dahintersteckt.
Die Geschichte dürfte sowohl Mbappé als auch PSG also noch eine Weile beschäftigen. Es wäre aber auch untypisch für den Klub, wenn das Ende des gebürtigen Parisers in seiner Heimatstadt ganz ohne Nebenschauplätze und Drama verlaufen würde.