«Ihr werdet von einem Mann namens Gianni geführt», sagte Trump zur Fifa – «er ist ein Gewinner»
Die Schmeicheleien begannen spätestens 2020. An einem Abendessen am Weltwirtschaftsforum WEF in Davos brachte Fifa-Präsident Gianni Infantino dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump, der ihn da noch «Johnny» nannte, so richtig den Schmus.
Laut dem Protokolldienst des Weissen Hauses sagte Infantino: «Präsident Trump ist definitiv ein Sportler. Ich habe das Glück, in meinem Leben einige der talentiertsten Sportler im Fussball kennenzulernen.» So ein Kämpfer sei auch Trump. «Er will gewinnen, er will zeigen, wer der Beste ist.»
Alte Liebe rostet nicht. Gut vier Jahre später, nach einem abwahlbedingten Time-out auf Seite Trumps, strahlt sie jetzt wieder in vollem Glanz.
Zu sehen am Freitag in Miami, Florida. Infantino liess dort die Auslosung der umstrittenen Fifa-Klub-WM 2025 vornehmen. Trump erschien zwar nur virtuell, in einer Video-Adresse. Infantino stellte sie als «kurze Botschaft eines sehr, sehr besonderen Freundes» vor, «der auch ein grosser, grosser Fan ist».
«Er ist Präsident, ich bin Präsident, und wir kennen uns»
Was folgte, wirkte etwas skurril. Als hätte ihm jemand eingebläut, wie Infantinos Vorname lautet, begann Trump: «Ich will nur sagen, ihr werdet von einem Mann namens Gianni geführt. Sein Name ist Gianni. Er ist ein Gewinner. Er ist Präsident, und ich bin Präsident, und wir kennen uns schon lange, es ist mir eine Ehre.»
«Denn Fussball geht durch die Decke», so Trump weiter, «und wie alle wissen, spielen wir fantastisch. Mein Sohn Baron ist ein fantastischer –(Trump zögert etwas)– Fussball-Fan, er ist eigentlich ein guter Spieler, ich glaube nicht dermassen gut, aber er ist ein sehr guter Spieler und er liebt Fussball.»
Das Duo dürfte in den nächsten Jahren reichlich Gelegenheit für ergiebige Treffen bekommen. 2026 veranstalten die USA zusammen mit Kanada und Mexiko die «normale» Fussball-WM. Und schon 2025 findet zudem die neue Klub-WM mit 32 Mannschaften in den USA statt. Klubs wie Bayern, Real oder Inter werden auf Mannschaften wie Al-Ain aus dem Vereinigten Arabischen Emiraten oder Al-Hilal aus Saudi-Arabien treffen. Die Klasseunterschiede sind halsbrecherisch.
Alle applaudieren, weil es einen Haufen Geld gibt, sagte Infantinos Vorgänger Sepp Blatter kürzlich in Bezug auf die Klub-WM im Interview mit CH Media. Bis zu 100 Millionen soll angeblich der Gewinner erhalten. Aber die immer grössere Zahl an Wettbewerben und Spielen führe beim Publikum zu einer Übersättigung, so Blatter, auch bei ihm selbst.
Die Saudi-Connection der Trumps
Als Los-Fee trat für die Klub-WM Ivanka Trump auf, die Tochter des designierten Präsidenten. Sie passt gut zu Saudi-Arabien.
Ihr Mann, Jared Kushner, war in der ersten Amtszeit Trumps Sonderberater für den Nahen Osten. Er handelte unter anderem einen 110-Milliarden-Dollar-Waffenverkauf an die Saudis aus, den Trump in der Folge unterzeichnete. Umgekehrt machte Kushner nach der Abwahl Trumps Geschäfte mit den Saudis und mit Kronprinz Mohammed bin Salman. So investierte der saudische Staatsfonds 2 Milliarden Dollar in die Beteiligungsgesellschaft von Trumps Schwiegersohn. Das sorgte in den USA für Kritik. Aber Kushner stritt ab, dass sein Verhalten «unethisch» gewesen sei: Alles sei «im Interesse Amerikas» passiert.
Saudi-Arabiens Rechnung jedenfalls geht bisher auf. In Zürich vergibt Infantino mit seiner Fifa nächste Woche formell die Weltmeisterschaften 2030 und 2034 im Doppelpack. Die Ausgabe 2030 teilen sich sechs Länder in Afrika, Europa und Südamerika, wobei Spanien, Portugal und Marokko als Hauptgastgeber auftreten.
Nicht teilen müssen die Scheichs aus Saudi-Arabien, die bei der WM 2034 als alleiniger Veranstalter vorgesehen sind.