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In der Not frisst der Teufel Fliegen: Fürs letzte Nati-Aufgebot des Jahres springt Murat Yakin über seinen Schatten

Die Schweiz kämpft nächste Woche gegen Serbien und Spanien um den Nicht-Abstieg aus der Nations League A. Sie tut das mit mehreren Debütanten und überraschenden Rückkehrern.

In der Not frisst der Teufel Fliegen. Das mag die Situation von Nati-Trainer Murat Yakin etwas gar schwarzmalen – aber in der Tendenz ist sie nun mal so.

Mit Ersatzgoalie Yvon Mvogo (Lorient) und Debütant Miro Muheim (Hamburgger SV) sind zwei Zweitliga-Spieler im Aufgebot für die finalen Nations-League-Spiele gegen Serbien und Spanien. Zweitliga-Spieler? Hat Yakin eigentlich mehr oder weniger grundsätzlich ausgeschlossen, als es vor Jahresfrist um ein allfälliges Aufgebot für Stürmer Haris Tabakovic ging, der damals in der 2. Bundesliga für Hertha BSC Tore am Fliessband erzielte.

Mit Innenverteidiger Aurèle Amenda (Frankfurt) ist ein Spieler dabei, der der im Klub praktisch nicht zum Einsatz kommt. Und mit Noah Okafor (AC Milan) kehrt ein Spieler zurück in den Kreis der Nati, der an der EM im Sommer wegen seiner schlechten Laune kurz vor dem Rausschmiss stand und den Yakin seither wegen seiner mangelnden Einstellung nicht mehr nominierte. Dass sich Okafor danach via Instagram offen gegen Yakin stellte, verschloss die Tür in die Nati erst recht. Dachte man.

Das Aufgebot

Tor: Gregor Kobel (Borussia Dortmund), Pascal Loretz (Luzern), Yvon Mvogo (Lorient). – Verteidigung: Manuel Akanji (Manchester City), Aurèle Amenda (Eintracht Frankfurt), Eray Cömert (Valladolid), Albian Hajdari (Lugano), Kevin Mbabu (Midtjylland), Miro Muheim (Hamburger SV), Ricardo Rodriguez (Betis Sevilla). – Mittelfeld und Sturm: Zeki Amdouni (Benfica Lissabon), Breel Embolo (Monaco), Edimilson Fernandes (Brest), Remo Freuler (Bologna), Ardon Jashari (Brügge), Dereck Kutesa (Servette), Joël Monteiro (Young Boys), Dan Ndoye (Bologna), Noah Okafor (Milan), Fabian Rieder (Stuttgart), Simon Sohm (Parma), Vincent Sierro (Toulouse), Filip Ugrinic (Young Boys), Granit Xhaka (Leverkusen), Denis Zakaria (Monaco), Andi Zeqiri (Standard Lüttich)

Abgesehen von Mvogo wären die erwähnten Profis kaum im Aufgebot, könnte Yakin aus dem Vollen schöpfen. Aber eben: In der Abwehr sind Nico Elvedi, Leonidas Stergiou, Becor Omeragic und Grégory Wüthrich verletzt. Loris Benito (YB) und Luca Jaquez (Luzern), die Yakin gerne als Ersatz aufgeboten hätte, sind verletzt bzw. gesperrt. Also Amenda und der ebenfalls erstmals fix aufgebotene Albian Hajdari (Lugano). Muheim kommt als Zweitligaprofi zum Zug, weil links aussen Ulisses Garcia (Marseille) und Michel Aebischer (Bologna) verletzt fehlen. In der Offensive fällt mit Ruben Vargas eine weitere Stammkraft verletzt aus. Verletzungsmässig könnten zudem auch noch Stammgoalie Gregor Kobel (Dortmund) und Denis Zakaria (Monaco) ausfallen. Ob sie am kommenden Montag einrücken, hängt davon ab, ob sie am Wochenende wieder mit ihren Klubs spielen können.

Murat Yakin und sein letztes Aufgebot im Jahr 2024.
Bild: Til Buergy / KEYSTONE

Und dann fristen einige Spieler, die unter Yakin in der Nati gesetzt waren, seit Wochen ein Reservistendasein: Etwa Silvan Widmer (Mainz) und Cedric Zesiger (Wolfsburg) sind deshalb nicht im Aufgebot, dafür die lange nicht mehr aufgebotenen Kevin Mbabu (Midtjylland) und Eray Cömert (Valladolid). Ebenfalls ein Rückkehrer ist Dereck Kutesa (Servette), der sich mit seiner Drohung, künftig vielleicht für Angola spielen zu wollen, keine Freunde beim Verband machte.

Aufgeboten ist er nun trotzdem. Weil Yakin in seinem und einigen anderen Fällen über seinen Schatten springt. Ja weil er angesichts der Personalnot fast schon dazu gezwungen ist. Yakin sagt: «Jeder Spieler macht Fehler. Es bringt aber nichts, sie deswegen konsequent auszuschliessen. Jeder, der aufgeboten ist, hat nun die Möglichkeit, sich mit Taten zu empfehlen. Allein mit Worten hat noch keiner etwas erreicht.»

Linksverteidiger Miro Muheim vom Hamburger SV ist erstmals in der Nati dabei.
Bild: Christian Charisius / DPA

Mehrere Debütanten, etliche Rückkehrer – das letzte Nati-Aufgebot des Jahres entspricht nicht gerade dem, um was es in den Spielen gegen Serbien und Spanien geht: Um den Verbleib in der Nations League A. Nach nur einem Punkt aus den bisherigen vier Spielen stehen die Schweizer kurz vor dem Abstieg – nur ein Sieg gegen Serbien mit mindestens zwei Toren Differenz bewahrt sie vor dem Gang in Liga B.

Yakin hat im Oktober darauf verwiesen, dass er als Spieler und Trainer noch nie abgestiegen sei. Nun muss er damit rechnen. Allzu fest stören würde es ihn jedoch nicht: «Man muss schon auch berücksichtigen, wie wir in diese Situation geraten sind: In den Spielen zuletzt wurden wir benachteiligt. Wir wollen den Abstieg verhindern, aber wenn das nicht klappt, wäre es nicht tragisch.»

Viel wichtiger aus Yakins Sicht: Dass die Schweiz für die Auslosung der nächstes Jahr startenden WM-Qualifikation im Topf 1 bleibt. Dafür dürfen weder Ungarn noch Polen in ihre Nations-League-Gruppen auf Rang 2 beenden.

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