Ronaldo als Retter Brasiliens: «Ich möchte den Respekt vor dem brasilianischen Fussball zurückzuerobern»
Im Ruf des Volkes, sagt Ronaldo, sei die Verzweiflung zu hören. «Auf der Strasse flehen mich permanent Leute an, wieder zu spielen», erzählt der frühere Wunderstürmer belustigt, ganz lässig gekleidet im grauen Sakko mit weissem T-Shirt. So weit wird es nicht kommen, Ronaldo ist auch ein wenig pausbäckig geworden. Sein Land will er dennoch retten: «Mein Ziel ist es, das Prestige des brasilianischen Fussballs zurückzuerobern.»
Ronaldo Nazario, dreimaliger Weltfussballer, zweimaliger Weltmeister, eine lebende Legende, ist am Montag für die Wahl zum nächsten Präsidenten des nationalen Verbandes CBF offiziell in den Ring gestiegen. «Ich bin eine wichtige Alternative für den brasilianischen Fussball, der derzeit eine tiefe Krise durchlebt», betonte der 48-Jährige im Interview mit dem «Internetportal Globoesporte».
Seit dem Schlussstrich unter seine Spielerkarriere im Februar 2011 widmet sich Ronaldo dem Fussball als Geschäft, investierte sein Vermögen zuletzt gar riskant in zwei Klubs. Cruzeiro Belo Horizonte, wo er 1993 sein Profidebüt gab, sanierte er und brachte den Traditionsklub zurück in die erste Liga. Ehe er seine Anteile wieder verkaufte, da «ich einsah, dass ich nicht mehr über diese Grenze gehen konnte, weil mehr Investitionen nötig sind».
Und auch Spaniens Erstligist Real Valladolid, dem er seit 2021 als Präsident vorsteht, steht nach Auf-, Ab- und Wiederaufstieg vor dem Verkauf. Denn nicht alles ist Gold, was glänzt. Auch nicht auf dem Weg an die Verbandsspitze: Ronaldos Sohn Ronald soll über seine YouTube-Plattform die Kandidatur des Vaters anschieben, er gibt dort derzeit aber gerade einmal rund 500 Gamern Tipps.
Um den Amtsinhaber Ednaldo Rodrigues im März 2026 abzulösen, braucht Ronaldo Stimmen. Vor allem die der Landesverbände mit der Mehrheit im Wahlgremium. Er habe «ausserordentliche Pläne», die er den Landesfürsten in den nächsten Monaten persönlich vorstellen wolle. «Ich werde kreuz und quer durch Brasilien reisen», versprach der Weltmeister von 1994 und 2002.
Er wolle aus der CBF «die meistgeliebte Firma Brasiliens» machen. Während anderswo Fussball zwischen drei bis vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmache, seien es in Brasilien gerade einmal 0,7, erklärte Ronaldo: «Wir haben aber ein riesiges Potenzial.»
Geld ist oberste Maxime. Nicht erst seit 1989, der ersten Amtszeit Ricardo Teixeiras, der wie sein Schwiegervater Joao Havelange, langjähriger FIFA-Präsident, Korruption unter dem Deckmantel der Gewinnorientierung schamfrei machte. Und so hat sich im politisch festen Geflecht CBF seit gefühlter Ewigkeit nie ein Gegenkandidat gegen den Amtsinhaber oder einen von ihm auserwählten Nachfolger durchgesetzt.
Bei den letzten fünf WM-Turnieren erreichte der Rekord-Champion nur 2014 die Runde der letzten Vier, erlitt dort mit dem 1:7 im Halbfinale gegen Deutschland aber eine historische Schmach und strauchelt gerade auch durch die Qualifikation zur WM-Endrunde 2026. «Ich habe Hunderte von Gründen, aber der wichtigste ist, weltweit Respekt vor dem brasilianischen Fussball zurückzuerobern», sagt deshalb Ronaldo.