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Schuhwurf, Schiri-Schelten und Shaqiri: Fünf Geschichten einer wilden Super-League-Vorrunde

Bevor sich die Super League in die Winterpause verabschiedet, blickt CH Media noch einmal zurück auf eine Hinserie mit Zauberfussball, rhetorischen Glanzlichtern und skurrilen roten Karten.

Halbzeit in der Super League. An diesem Wochenende verabschiedete sich die höchste Schweizer Fussball-Liga in die Winterpause. Die ersten 18 Runden der Saison lieferten allerlei Kuriositäten und Aufreger. Ein Rückblick in fünf Anekdoten.

Jeder darf mal

Glückwunsch ins Tessin! Weil Servette (1:2 in Bern) und der FC Basel (0:1 gegen GC) ihre Spiele in den Sand setzten, war der FC Lugano schon vor Anpfiff gegen Lausanne nicht mehr vom ersten Tabellenplatz zu verdrängen. Dass die Luganesi im Anschluss gegen die Waadtländer 1:4 verloren und mit 31 Punkten ins Ziel trudelten? Nicht gut, aber irgendwie bezeichnend.

An der Spitzenposition durfte sich in der Vorrunde fast jeder mal versuchen – sieben Mannschaften waren zwischenzeitlich Leader. Ein Kuriosum, das für eine ausgeglichene Liga spricht. Aber auch dafür, dass in dieser Saison kein Team über alle Zweifel erhaben scheint.

Der Meister fällt tief

In den ersten sechs Meisterschaftsrunden blieben die Young Boys ohne Sieg, Anfang Oktober war der neue Trainer Patrick Rahmen seinen Job schon wieder los. Der Schweizer Meister legte einen regelrechten Stotterstart in die Saison hin. Nimmt man die missratenen Auftritte in der Champions League hinzu (sechs Spiele, kein Sieg und ein Torverhältnis von 3:22), war es ein vermaledeites Halbjahr für die Hauptstädter. Weihnachten begeht YB auf dem neunten Tabellenplatz. Keine schöne Bescherung.

Shaq is back

An einen PR-Gag dachten viele. An einen geschickten Trick aus dem Marketing-Einmaleins, um die Trikotabsätze zu steigern. Das Leibchen mit dem Flammenmotiv und dem Shaqiri-Flock wurde denn auch zum Verkaufsrenner im Fanshop des FC Basel. Die Rückholaktion des Jahres aber machte nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht Sinn – auch sportlich war die Heimkehr des verlorenen Basler Sohnes ein Gewinn.

Wundert sich manchmal vielleicht ein bisschen selber über seine Dominanz mit 33 Jahren: Xherdan Shaqiri.
Bild: Marc Schumacher / Freshfocus

Nach zwölf Wanderjahren in München, Mailand, Stoke, Liverpool, Lyon und Chicago funktioniert der sogenannte Zauberfuss von Xherdan Shaqiri weiterhin prächtig. Fünf Tore schoss er, acht bereitete er vor. Noch immer – oder wieder – ist «Shaq» der aufregendste Spieler der Super League, dicht gefolgt von Luganos Renato Steffen. Ob es für die Qualität des hiesigen Fussballs spricht, dass in der höchsten Liga zwei 33-Jährige den Ton angeben, sei mal dahingestellt.

Ein Schuh, ein Wurf

Für die Auszeichnung als bester Skorer muss sich Joël Monteiro noch ein wenig mehr anstrengen. Erst fünf Tore sind dem YB-Stürmer bislang geglückt, sechs weniger als Top-Torjäger Dereck Kutesa. Einen (inoffiziellen) Titel aber hat der 25-Jährige wohl schon jetzt auf sicher: Derart denkwürdig wie er wird keiner mehr des Platzes verwiesen werden.

Den Tatgegenstand noch in der Hand, wurde Joël Monteiro in Zürich von den Teamkollegen vom Platz gebeten.
Bild: Claudio De Capitani/Feshfocus

Am 13. Spieltag sah Monteiro im Zürcher Letzigrund Rot, nachdem er seinen Schuh (!) in Richtung von FCZ-Verteidiger Mirlind Kryeziu geworfen hatte. Während in der Vorrunde zuhauf über falsche oder zumindest strittige Platzverweise gestritten wurde, lieferte der Nati-Angreifer eine erfrischende Ausnahme. So berechtigt war eine rote Karte selten.

Rhetorische Glanzlichter

Ob FCZ-Trainer Ricardo Moniz, der sich nach dem Zürcher Derby in Rage redete, an der Pressekonferenz gleich mit zwei Reportern in den verbalen Infight ging und den Schiedsrichter als «Katastrophe» betitelte. Oder Grasshoppers-Captain Amir Abrashi, der während desselben Derbys mit den einprägsamen Worten «Das ist ein Skandal!» heftig gegen die Tatsache revoltierte, dass der GC-Sektor vakant geblieben war. Oder Renato Steffen, der sein Unverständnis gar nicht erst zu verbergen ersuchte, dass nicht er, sondern Teamkollege Shkelqim Vladi gegen YB zum Penalty angetreten war (und verschoss, d. Red.).

Ist immer mal wieder für einen verbalen Aussetzer gut: FCZ-Trainer Ricardo Moniz.
Bild: Til Buergy / KEYSTONE

Ja, rhetorisch war die Super League in der Vorrunde in Hochform. Nicht immer geistreich, aber oft mit hohem Unterhaltungswert agierten die Akteure vor den Mikrofonen, die ihnen Spieltag für Spieltag vors Gesicht gehalten wurden. In Zeiten glatt gebügelter Interview-Antworten darf man glücklich sein über jede Äusserung, die sich abseits des Ordinären bewegt. In diesem Sinne: bitte weiter so.

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