Schweizerinnen schnuppern in einer starken zweiten Hälfte an der Sensation gegen England, verlieren aber dennoch
Am Ende steht die erwartete Niederlage. Doch was die Schweizer Fussballerinnen an diesem Abend gegen England zeigen, überrascht positiv. Auf der Gegenseite stehen die Europameisterinnen aus England. Während Stars wie Georgia Stanway, Keira Walsh und Beth Mead eingewechselt werden, drückt aber ein junges und unbekümmerte Schweizer Team auf den Ausgleich. Als die letzte Minute der regulären Spielzeit läuft, lanciert das 18-jährige Talent Iman Beney ihre Mitspielerin Lydia Andrade. Diese fällt im Strafraum, die Pfeife der Schiedsrichterin bleibt aber stumm. Ein später Ausgleich hätte die Sensation in diesem Testspiel perfekt gemacht. Er wäre der verdiente Lohn gewesen für eine sehr starke zweite Halbzeit.
Angetreten sind die gebeutelten Schweizerinnen in England nach dem 0:6 am Freitag gegen Deutschland mit schlechten Vorzeichen. Noch immer fehlt mit Lia Wälti das Herz, mit Ramona Bachmann die Künstlerin, mit Géraldine Reuteler die Läuferin und mit Luana Bühler die Abwehrchefin des Teams. Ohne diese Topspielerinnen –das war die einheitliche Meinung nach dem schwachen Auftritt gegen Deutschland – sind die Schweizerinnen gegen internationale Topteams nicht konkurrenzfähig.
Und wieder ist es ein Standardgegentor
Tatsächlich startet die Partie so, wie man es sich vorstellen musste. Nur gerade sieben Minuten lang hält in Sheffield das Schweizer Team die Null. Dann staubt Grace Clinton ab zur englischen Führung, davor hatte Millie Turner einen Freistoss an den Pfosten geköpfelt. Seit Amtsantritt hatte Nationaltrainerin Pia Sundhage das Defensivverhalten in der Luft als Schwäche ausgemacht. Am Freitag hatten die Schweizerinnen gleich fünf Gegentore nach Flanken kassiert und auch diesmal machten die Schweizerinnen in dieser Disziplin eine schlechte Falle.
Völlig verunsichert rennen die Schweizerinnen in der Folge eine Halbzeit lang konstant nur hinterher. Von A bis Z sind die jungen Schweizerinnen gegen ein ebenfalls zunächst unerfahrenes englisches Team unterlegen. Dass es zur Pause nur 0:1 steht, ist denn auch die einzige positive Erkenntnis zur Pause.
Doch was danach folgt ist etwas, was Mut machen darf für die Heim-EM im kommenden Sommer. Nach einem Dreifachwechsel sind die Schweizerinnen wie verwandelt. Nadine Riesen, Noemi Ivelj und Lydia Andrade bringen Schwung. Und auch die anderen Spielerinnen sind jetzt aggressiver, bissiger und mutiger. Es führt dazu, dass die Schweizerinnen gegen die Europameisterinnen eine Halbzeit lang dominieren. Lediglich aufgrund der Chancenverwertung gelingt es nicht, die Partie noch auszugleichen.
Die starke Iman Beney taucht in der 55. Minute alleine vor der englischen Torhüterin Hannah Hampton auf. Elf Minuten später ist es Nadine Riesen, die zum Abschluss im englischen Strafraum kommt. Und ein Raunen geht durchs Stadion beim Versuch von Meriame Terchoun, den Hampton gerade noch über das Tor lenken kann.
Am Schluss bleibt zwar eine Niederlage in dieser Partie in England, doch Nationaltrainerin Sundhage dürfte viel positives gesehen haben an diesem Abend. Sie hatte starke Testspielgegnerinnen gewünscht. Während im Oktober gegen Frankreich (2:1) und Australien (1:1) zwei Überraschungen gelangen, folgte am Freitag gegen Deutschland die Ernüchterung. Nun bleibt aber dieser letzte Eindruck von der starken Vorstellung in der zweiten Halbzeit gegen England. Sie macht Lust auf den kommenden Sommer. Dann aber braucht es aber über die vollen 90 Minuten lang eine solche Leistung wie in dieser zweiten Hälfte gegen die Europameisterinnen.