
«Vogelwild, naiv, fehlender Charakter»: Die Schweizer Frauennati bringt sich selbst um den Sieg gegen Island
«Es ist unverständlich. Ein unnötiger Punktverlust, ich bin richtig hässig.» Der Frust bei Ana-Maria Crnogorcevic ist gross. «Uns fehlt Charakter. Momentan ist jeder Schuss des Gegners ein Tor», ergänzt Captain Lia Wälti. Die beiden Nati-Urgesteine machen ihrem Ärger gegenüber SRF so richtig Luft. Und das zurecht. Denn nach einer 3:1-Führung im Nations-League-Spiel gegen Island kamen die Schweizer Nati-Frauen dann doch nicht über ein 3:3-Unentschieden hinaus. Das Warten auf den ersten Sieg im Jahr der Heim-EM geht weiter.
Reutelers Achterbahnfahrt
Lange sah es für die Schweizerinnen gut aus. Bereits in der zweiten Minute traf Géraldine Reuteler für die Nati zur 1:0-Führung. Nur eine Viertelstunde später gab sie den Assist, Smilla Vallotto realisierte den zweiten Treffer des Abends. Die Offensivprobleme der Nati schienen gelöst, Reuteler sorgte für den Pep im Angriff, der dem Team bei der 0:2-Niederlage gegen Frankreich vom Freitagabend gefehlt hatte.
Doch es sollte kein perfekter Abend für Reuteler werden. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit verschuldete die Nidwaldnerin den Freistoss, der zum isländischen Anschlusstreffer führte, kassierte obendrein die gelbe Karte. Diese wurde ihr dann in Minute 69 zum Verhängnis. Wegen einer Schwalbe im Strafraum muss Reuteler mit Gelb-Rot unter die Dusche.
Bereits vor dem Platzverweis lief einiges gegen die Schweizerinnen. Nach einem Eigentor, einem Geschenk der Isländerinnen und dem zwischenzeitlichen Spielstand von 3:1 für die Schweiz, brachte Vilhjalmsdottir die Isländerinnen im Alleingang zurück ins Spiel. Sowohl beim Anschluss- wie auch beim Ausgleichstreffer der Mittelfeldspielerin sahen die Schweizerinnen schlecht aus. Einmal ist Goalie Elvira Herzog nicht früh genug am Ball, das andere Mal verliert Nati-Debütantin Laia Ballesté das Kopfball-Duell.
Fehlende Konstanz

Bild: Brynjar Gunnarsson / KEYSTONE
«Es war vogelwild, es hätte alles passieren können. Wir waren naiv, hatten keine Konstanz», analysierte Wälti, die Anführerin der Schweizer Nati gnadenlos. Wälti sprach damit auch das an, was bereits nach den vergangenen Spielen für Gesprächsstoff gesorgt hatte. Die Probleme in der Defensive, vor allem dem Tor der Nati. Denn bei zwei der drei Gegentore sieht die Schweizer Nummer 1, Elvira Herzog, nicht gut aus: Einmal rutscht ihr der Ball zwischen den Händen durch, einmal lenkt sie ihn nicht entscheidend ab. Ein Trost für die Zürcherin: Gegen Ende der Partie setzt sie sich mit einigen schönen Paraden in Szene und rettet der Schweiz immerhin einen Punkt.
Doch mit diesem einen Zähler ist die Nati nicht zufrieden. «Wir hätten mit drei Punkten heimmüssen», tobt beispielsweise Crnogorcevic. Ihre Teamkollegin Wälti sieht dann doch noch ein, zwei positive Dinge. «Wir haben unglaubliches Talent und gute Chancen. Nun müssen wir an der Konstanz arbeiten», so die Arsenal Spielerin.
Noch ein Zusammenzug und zwei Nations-League-Partien bleiben den Schweizerinnen, um das zu tun. Wollen sie den Klassenerhalt in der Nations League schaffen und sich für die Heim-EM im Sommer ein gutes Gefühl erspielen ist klar: Gegen Frankreich und Norwegen müssen zwei Siege her.