Fussball-WM bald in Saudi-Arabien: Was ist eigentlich aus den Mega-Stadien in Katar geworden?
Beim Lusail Iconic Stadion in Katar herrscht in diesen Tagen keine Fussballstimmung. Noch vor zwei Jahren stemmte hier Lionel Messi für Argentinien den WM-Pokal vor fast 90’000 Zuschauenden in die Höhe. Wenig später legte ihm der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, einen traditionellen arabischen Umhang um. Das Bild von Messi im sogenannten «Bischt» ging um die Welt.
Weiter standen auch die Bedingungen für die ausländischen Bauarbeiter damals täglich im Rampenlicht. So sollen mehrere Gastarbeiter in dieser Zeit gestorben sein. Die genaue Anzahl Todesfälle im Zusammenhang mit der WM bleibt unklar.
Heute ist das Stadion in der Stadt Lusail, das nur rund 15 Kilometer von der Hauptstadt Doha entfernt ist, eingezäunt. Zwei Meter hohe Gitter wurden rundherum aufgestellt. Beim Haupteingang stehen zwei Sicherheitspersonen. Ein Foto des Stadions von weitem ist erlaubt, mehr nicht. Die beiden Securitys haben jeden Schritt im Blick, sind misstrauisch und fragen: «Was machen sie da?» Fotos eben.
Ohnehin ist das Stadion wenig später kaum mehr erkennbar. Ein Sandsturm zieht über Lusail und passt farblich perfekt zum Stadion. Dieses wurde wie sechs weitere Arenen extra für die WM gebaut und war der Austragungsort des Finals. Die Schweiz bestritt hier den Achtelfinal gegen Portugal, den die Mannschaft von Trainer Murat Yakin 1:6 verlor.
Seit der WM ist dieses Stadion unbenutzt
Nach der WM hiess es, dass die Anlage zu einer Gemeinschaftszone mit Gesundheitszentren, Cafés, Schulen und Sporteinrichtungen umgewandelt wird. Doch diese Pläne wurden nicht umgesetzt. Im Gegenteil. Zwar fanden drinnen 2023 noch Spiele des Asian Cups statt, sonst blieb das Stadion mehrheitlich unbenützt.
Ähnlich sieht es beim Stadion 974 aus. Die Spielstätte am Hafen von Doha besteht aus 974 Schiffscontainern. Es ist das erste Stadion einer Fussball-Weltmeisterschaft, das zerlegbar und damit transportabel ist. Das war anfänglich auch der Plan: das Stadion hätte nach Afrika verlegt werden sollen. Später hiess es, dass es eine Option für das eine WM-Spiel 2030 in Uruguay wäre, doch diese Idee scheiterte ebenfalls.
Damit blieb das Stadion auch noch zwei Jahre nach dem letzten Spiel der WM unbenutzt. Die Informationstafeln stehen alle noch gleich wie während der Weltmeisterschaft. Einzig die vielen Gitter rundherum lassen, wie auch in den anderen Stadien, erahnen, dass seither keine Partie mehr dort gespielt wurde. Das bestätigt auch der Sicherheitsmitarbeiter vor Ort.
Die Container bleiben unberührt, sind aber immer wieder Fotoobjekt von Touristen. Doch im Dezember wird das Stadium 974 Spielstätte des Fifa-Interkontinental-Pokals sein.
24 Stunden Überwachungen aller WM-Stadien
Sechs der Stadien wurden seit der Weltmeisterschaft immer wieder für diverse Veranstaltungen gebraucht. Etwa für die Diamond League oder auch Modeshows. Zwar finden ab und zu Spiele der Qatar Stars League statt, doch das Interesse sei klein, heisst es von mehreren Personen im Land. Ausser, wenn einmal ein internationaler Star auf dem Platz steht, werden die Spiele gut besucht, sagt ein Schweizer Auswanderer. «Die Stimmung hält sich dennoch in Grenzen.»
Weiter hiess es, dass einige Stadien zurückgebaut werden und die Sitzplätze in Entwicklungsländer gespendet werden. Doch bei den Plänen blieb es, denn die Sitze wurden seit der WM keinen Zentimeter verschoben. Auch aus den Ideen, dass etwa aus dem Standort Al Bayt ein Fünf-Sterne-Hotel, ein Einkaufszentrum, ein Food Court, ein Fitnessstudio und eine Mehrzweckhalle wird, wurde nichts.
«Niemand weiss so genau, was passiert, und niemand spricht darüber», heisst es weiter. Nur das Sicherheitspersonal, das alle Stadien rund um die Uhr bewacht, scheint sich wirklich für die Spielstätten zu interessieren.
2034 soll die Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien stattfinden. Wer weiss, ob das Stadion 974 oder die Tausenden Sitze, die man ohnehin spenden wollte, in zehn Jahren im Nachbarland Katars zu finden sind.