Schweizer Nati misslingt Nations-League-Auftakt gegen Dänemark
Keine zwei Minuten sind gespielt in der zweiten Halbzeit. Und man kann es drehen und wenden wie man mag, aber dann passiert die entscheidende Szene. Wonach sich die Ereignisse überschlagen und kurz vor Schluss Captain Granit Xhaka nach einem Frustfoul die zweite gelbe Karte sieht. Den Match beenden die Schweizer noch mit neun Akteuren, doch da liegen sie bereits mit 0:1 zurück nach dem Tor des eingewechselten Patrick Dorgu in der 82. Minute. Dass die Dänen vor dem Treffer weiterspielen, obwohl Embolo am Boden liegt, das ist es, was Xhaka wütend macht und in einer Verwarnung gipfelt. In der Nachspielzeit müssen die dezimierten Gäste noch das zweite Gegentor hinnehmen – Höjbjerg ist der Torschütze. Und damit die erste Niederlage in der Nations League Tatsache. Derweil in derselben Gruppe die Serben zu Hause gegen Spanien ein 0:0 holen.
Aber eben, zuerst ist jene 47. Minute, in welcher Schiedsrichter Siebert Penalty gegen die Schweiz pfeift und Nico Elvedi die gelbe Karte nach einem vermeintlichen Notbremse-Foul an Kasper Dolberg zeigt. Doch dann meldet sich der VAR, und da Elvedi die Intervention vor der Strafraumgrenze gestartet hat, gibt der Unparteiische neu die rote Karte und Freistoss. Ein viel zu harter Entscheid, mehr noch: ein falscher. Zumal der dänische Stürmer dem antrittsschwachen Elvedi am Arm runter reisst und so den Innenverteidiger zu Fall bringt.
Über 45 Minuten lang in Unterzahl
Immerhin ist Goalie Gregor Kobel beim von Christian Eriksen getretenen Freistoss parat. Trainer Murat Yakin reagiert sofort und nimmt Ruben Vargas aus dem Spiel, Gregory Wüthrich soll bei seinem Début nun in der Verteidigung helfen. Doch natürlich ist das Spiel nun ein komplett anderes. Die Schweizer verteidigen leidenschaftlich, wollen das torlose Remis über die Zeit retten. Schüsse werden geblockt, immer und immer wieder. Doch es kommt, was kommen muss, weil Ricardo Rodriguez unaufmerksam und Wüthrich zu spät ist. Bei Dorgus Schuss aus der Nähe sieht Kobel ebenfalls unglücklich aus.
Dabei durfte man gespannt sein, wie sich die Schweiz im Spiel eins nach Yann Sommer, Fabian Schär und Xherdan Shaqiri präsentiert. Der Ort ist ja ein bekannter für die Nati, im Parken-Stadion begann sie im März gegen Dänemark mit einem 0:0 ihr Länderspieljahr. Damals konnte man nicht erahnen, wie erfolgreich die EM in Deutschland wird. Und als welch verschworene Einheit sich die Mannschaft dort präsentiert. Doch das Turnier ist Geschichte, und für diese erste Begegnung danach durchaus ein gewisser Spannungsabfall auszumachen. Der zu zahlreichen Abspielfehlern führt, auf beiden Seiten. Nations League ist eben nicht EM. Die Schweiz hat das Geschehen zwar in der ersten halben Stunde im Griff, auch wenn das Bild von der EM bekannt ist: Dass Michel Aebischer manchmal überspielt wird auf der linken Aussenbahn. Dafür präsentiert sich Silvan Widmer auf der rechten etwas verbessert. Zweimal taucht er vorne gefährlich auf, in der 18. Minute könnte sein Kopfball nach einer Rodriguez-Flanke das 1:0 sein.
Mit Spannung ist insbesondere Kobels Premiere als Nummer 1 erwartet worden. Der 26-jährige Goalie präsentiert sich wie erhofft: Ruhig, abgeklärt, präsent, vor allem mitspielend. Keine Spur von Nervosität in seinem sechsten Auftritt für die Schweiz. Die erste Parade muss Kobel in der 32. Minute zeigen, knapp sechs Zeigerumdrehungen später beweist er gegen den gefährlichen Dolberg mit einer grossen Rettungstat sein unbestrittenes Können. In dieser Phase offenbart die Schweizer Defensive aber nicht zum ersten Mal ihre Anfälligkeit bei schnellen Gegenstössen.
Dass Yakin die Nations League wie angekündigt ernst nimmt, beweist gegen die in der Weltrangliste um sechs Positionen schlechter klassierten Dänen die Startelf. Sie entspricht dem Stamm der K. o.-Spiele an der EM, abgesehen von den Zurückgetretenen. Schärs Part übernimmt Pechvogel Elvedi. Zudem fehlt der verletzte Dan Ndoye, ihn ersetzt Widmer.
Xhaka, zwar für den Ballon d’Or nominiert und mit Leverkusen stark in die Saison gestartet, hat in Kopenhagen leider seine Nerven nicht im Griff. Deshalb geht es für die Schweiz in ihrer Nations-League-Gruppe ohne den Captain weiter – im ausverkauften Stade de Genève gegen Europameister Spanien.