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Das Bundesratsfoto ist jedes Jahr ein Graus

Über die Festtage hat man bekanntlich viel Zeit, sich allerlei unnützes Wissen anzueignen. So habe ich mich anlässlich der Publikation des diesjährigen Bundesratsfotos gefragt, wie es die Landesregierung Jahr für Jahr immer wieder schafft, mit einem so peinlichen Bild ins neue Jahr zu starten.

Zugegeben, es gibt schlimmere und weniger schlimme Jahre. Aber schlecht ist das Bundesratsfoto eigentlich immer.

Schaut es in der Umsetzung ausnahmsweise mal gut aus, liefert die Landesregierung zuverlässig eine derart banale Bildmetapher mit, dass man sich fragt, wie man sich das ausdenken kann.

So beispielsweise im letzten Jahr, als das Bundesratsfoto 2024 – zugegeben schön umgesetzt vor einer aufgestellten Bergkulisse im Bundeshaus – die Werte Zuversicht, Verbundenheit und Weitsicht vermitteln sollte. Die Banalität der mitgelieferten Bildmetapher war hier schon fast ein Affront an die Durchschnittsintelligenz der Bürgerinnen und Bürger.

Da sitzen zahlreiche Kommunikationsexperten in den Stäben der Bundesrätinnen und Bundesräte. Sind sie alle vom Entstehungsprozess des Bundesratsfotos ausgeschlossen?

Natürlich ist es schwierig, allen Ansprüchen der Landesregierung in einem Foto gerecht zu werden und dann noch die Öffentlichkeit zu begeistern.


Vermutlich passiert mit dem Bundesratsfoto oftmals das, was wir in der Kommunikationsbranche fürchten, wenn wir simple kommunikative Aufgaben umsetzen dürfen: Zu viele Leute reden bei zu vielen Aspekten mit. Und bekanntlich verderben zu viele Köche den Brei. Oder eben das Bundesratsfoto.

Ich habe eigentlich grosse Hoffnungen für das Politjahr 2025. Mit Karin Keller-Sutter steht dem Bundesrat eines der kompetentesten Mitglieder der Landesregierung vor. Die Bundespräsidentin ist neben ein paar anderen Zusatzaufgaben unter anderem auch für das jährliche Bundesratsfoto verantwortlich. Auserwählt für Konzept und Umsetzung wurde dieses Jahr Arthur Gamsa, ein junger Fotograf aus dem Heimatkanton der Bundespräsidentin.

«Für das neue Bundesratsfoto ist (er) in der ganzen Schweiz herumgereist und hat Tausende von Personen angesprochen. In jedem Kanton hat er mindestens 40 Personen fotografiert, die bereit waren, mitzumachen. Aus den 1052 Porträts ist ein Mosaik entstanden, das mit den Porträts der sieben Bundesratsmitglieder und des Bundeskanzlers kombiniert wurde.» liest man in der Medienmitteilung zum Bundesratsfoto 2025.

So weit, so gut, eine im Grunde schöne Idee. Nur scheint es leider so, als hätte sich niemand mit Fachkompetenz wirklich ernsthaft das Endresultat angeschaut. Die Umsetzung ist in einer Weise gescheitert, dass man sich fragt: Gibt es in der Bundeskanzlei niemanden, der das Feedback gibt: Bevölkerung, Medien und Internet werden sich über dieses Foto lustig machen.

Schlimmer macht es nur noch die mitgelieferte Bildmetapher der Bundespräsidentin. So symbolisiere das Bundesratsfoto die Einzigartigkeit der Schweizer Demokratie. «Das Volk nimmt an den demokratischen Entscheidungen teil und bestimmt. Der Bundesrat handelt in seinem Interesse.»

Wenn dieses Bundesratsfoto wirklich die Bildübersetzung für die Einzigartigkeit unserer Demokratie darstellen soll, wäre es sehr schlecht um sie bestellt. Ein Journalist bemerkte in einem Kommentar zum Bundesratsfoto zudem Unstimmigkeiten in der Bildübersetzung. So greift die Mitwirkung des Volkes im Foto nur für den Hintergrund und für gewisse Ansätze der Kleidung der Landesregierung. Die Köpfe der Bundesräte entstanden hingegen ohne Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger.

Die Umsetzung des diesjährigen Bundesratsfotos ist nicht geglückt. Ich frage mich aber auch grundsätzlich, ob diese Bundesratsfotos noch zeitgemäss sind. Für die Dokumentation der Regierung braucht es kein jährliches, gemeinsames Foto. Oder wenn doch, dann könnte man das beträchtlich nüchterner halten und auf die ganzen überbewerteten Konzepte und Bildmetaphern dahinter verzichten.

Das Foto wird in einer Auflage von 45’000 gedruckt – man kann es auf admin.ch gratis herunterladen oder bestellen. Es gibt auf der Website sogar ein kleines Making-of Bundesratsfoto 2025 Video. Ob 45’000 Menschen dieses Foto bestellen werden? Ich habe meine Zweifel.