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Gerontopsychiatrie: Zeit als wertvolles Gut

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Die Arbeit auf der Gerontopsychiatrie wird nie langweilig. Kein Tag ist wie der andere. Menschen mit psychischen Erkrankungen benötigen viel Zeit, Geduld, Einfühlungsvermögen und Gespräche. Sie sind sehr feinfühlig und spüren sofort, wenn ihnen etwas vorgemacht wird.

Auf der Abteilung Gerontopsychiatrie im Pflegezentrum Spital Zofingen werden 16 Menschen ab dem 65. Lebensjahr mit verschiedenen gerontopsychiatrischen Krankheiten betreut. Das Betreuungskonzept ist auf eine möglichst realitätsnahe Alltagsgestaltung ausgerichtet.

Wie kann ein Tag auf der Abteilung aussehen?

Der Tag auf der Abteilung beginnt morgens um 7 Uhr mit dem Übergaberapport durch den Nachtdienst. Danach plant die tagesverantwortliche Pflegeperson mit ihrem Team die Arbeiten, Aktivitäten und Bewohnendentermine. Gut informiert und gespannt, was der Tag alles bringen wird, startet das Tagesteam mit der Pflege und Betreuung der Bewohnenden.

Das Frühstück kann von den Bewohnenden im Verlauf des ganzen Morgens eingenommen werden. Wollen sie länger schlafen, melden sie sich mit dem Klingelruf, wenn sie wach sind und aufstehen möchten. Niemand wird geweckt, ausser sie haben einen Termin und müssen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein. Die tagesverantwortliche Pflegeperson verteilt die Medikamente an die Bewohnenden und unterstützt beim Morgenessen. Dabei bleibt immer Zeit für ein kurzes Gespräch mit den Bewohnenden, um sie nach ihrem Befinden zu fragen. Es ist für die Bewohnenden wichtig, Erlebtes, Gefühle und Ängste zum Ausdruck bringen zu können und ein Gegenüber zu haben, das ihnen zuhört und sie als Individuum wahrnimmt.

Die Bewohnenden sollen mit ihren Eigenheiten akzeptiert und in ihrer psychischen Welt abgeholt werden. Das feine Gespür der Betroffenen, ob man ehrlich mit ihnen ist oder nicht, erstaunt deshalb nicht. Authentizität bei der Betreuung nimmt somit eine grosse Bedeutung ein.

Das Mittagessen nehmen in der Regel alle Bewohnenden zusammen im Esszimmer ein. Eine Pflegeperson unterstützt die Bewohnenden beim Schneiden und ist für Fragen sowie Anliegen offen. Die tagesverantwortliche Person zieht sich derweil ins Stationszimmer zurück, um die Bewohnenden-Dokumentation zu führen. Wenn die Bewohnenden ihre Mahlzeit beendet haben, ziehen sie sich in ihr Zimmer oder in den Raucherraum zurück. Ab 13 Uhr werden Spaziergänge, Spiele und andere Aktivitäten mit den Bewohnenden durchgeführt.

Haben wir Sie angesprochen?

Könnten Sie sich vorstellen, bei uns auf der Abteilung Gerontopsychiatrie zu arbeiten? Dann melden Sie sich entweder direkt bei Iris Plüss, Abteilungsleiterin Gerontopsychiatrie, per Telefon unter 062 746 53 19 bzw. via Mail an iris.pluess@spitalzofingen.ch – oder schauen Sie auf unserem Stellenportal unter www.spitalzofingen.ch/jobs vorbei. Dort finden Sie Stellen auf der Gerontopsychiatrie, auf anderen Abteilungen des Pflegezentrums oder in zahlreichen weiteren Bereichen des Spitals Zofingen. (zg)

Viele Bewohnende freuen sich, wenn die Pflegenden zu ihnen ins Zimmer kommen und mit ihnen ein Gespräch führen. Dabei erzählen sie im geschützten Rahmen ihre Probleme und was sie gerade beschäftigt. Die Pflegenden vermitteln den Bewohnenden, dass sie Zeit und ein offenes Ohr haben. Die Bedürfnisse der Bewohnenden werden wahrgenommen und gemeinsam wird eine Lösung für Probleme gesucht oder einfach auch mal nur zugehört.

Einmal pro Woche findet die Arztvisite statt, bei akuten Gesundheitsveränderungen kann jederzeit der Arztdienst vom Spital Zofingen gerufen werden. Zusätzlich besucht eine Psychiaterin der Memoryklinik Aarau im Drei-Wochen-Rhythmus die Bewohnenden. Diese kann vom Pflegeteam in akuten Situationen sowie bei Unklarheiten auch ausserhalb dieser geplanten Konsilien kontaktiert werden.

Warum sind Gespräche so wichtig?

Um 14 Uhr erfolgt der Übergaberapport. Nicht nur das körperliche, sondern auch das psychische Befinden wird thematisiert. Dieser Austausch findet mit allen Mitarbeitenden des Tag- und Spätdienstes statt und prägt den Teamgeist: Es darf auch zusammen gelacht werden. Nach der Übergabe werden den Bewohnenden weitere Aktivitäten und Gespräche angeboten und die Schreibarbeiten abgeschlossen. Um 16 Uhr ist für die Personen vom Tagdienst «Feierabend», der Spätdienst übernimmt die Abteilung.

Gespräche und Aktivitäten mit den Bewohnenden stehen im Vordergrund. Dank der geringen körperlichen Pflegebedürftigkeit der Bewohnenden ist es den Pflegenden möglich, sich den psychischen Problemen zu widmen und sich Zeit für die einzelnen Bewohnenden zu nehmen. Die aufgewendete Betreuungszeit durch das Pflegepersonal erspart den Einsatz von zusätzlichen Medikamenten. Die Bewohnenden können ihren Alltag trotz ihrer psychischen Erkrankung bewusster erleben, so dass Medikamente nur nach dem Motto «so viel wie nötig, so wenig wie möglich» verteilt werden müssen.

Dr. phil. Marianne Schärli und Iris Plüss.
Bilder: zvg

Alle Bewohnenden haben einen Tagesplan, an welchen sie sich und die Pflegenden halten. Diese individuelle Tagesstrukturierung wird im Rahmen einer Fallbesprechung mit dem gesamten Team erarbeitet. Alle zwei Wochen findet diese statt. Bestehende Tagespläne werden evaluiert oder neue erstellt. Auch andere Themen kommen zur Sprache: Bei anspruchsvollem Verhalten von Bewohnenden beispielsweise wird zusammen besprochen, wie das Team in einzelnen Situationen agieren bzw. reagieren soll, um Konflikte zu vermeiden. An den Fallbesprechungen werden die Ideen von der Praktikantin bis zur Abteilungsleitung angehört, so dass am Schluss alle hinter dem gemeinsam Erarbeiteten stehen können. Jedes Teammitglied kann bei Bedarf eine ausserordentliche Fallbesprechung wünschen, um mögliche Lösungsansätze für Herausforderungen zu erhalten. Dieser regelmässige fachliche Austausch im Team bringt ein einheitliches Vorgehen und gemeinsame Abmachungen mit den Bewohnenden. Dies gibt allen Sicherheit und die Bewohnenden wissen, dass alle Pflegenden ihnen gegenüber gleiche Abmachungen umsetzen. Konkret: Jede Pflegeperson gibt gleich viel Taschengeld heraus, ein Feilschen ist vergeblich. Dabei kann durchaus ein gewisses Durchsetzungsvermögen gefordert sein, um auch mal Nein sagen zu können.

Autorinnen dieses Beitrags:
Iris Plüss, seit 2022 Abteilungsleiterin Gerontopsychiatrie Pflegezentrum Spital Zofingen.
Dr. phil. Marianne Schärli, seit 2018 Leiterin Praxisentwicklung Spital Zofingen.