Fleetwood Mac-Sängerin Christine McVie ist tot
«Es gibt keine Worte, die unsere Traurigkeit über ihr Ableben ausdrücken», hiess es in der Erklärung der Band. «Sie war wahrhaft einmalig, besonders und talentiert über die Massen. Sie war die beste Musikerin, die man in seiner Band haben und die beste Freundin, die man in seinem Leben haben konnte.» Die Todesursache wurde zunächst mitgeteilt. In einer Erklärung ihrer Familie hiess es, sie sei «nach kurzer Krankheit friedlich im Krankenhaus diesen Morgen verschieden», umgeben von Angehörigen.
Christine McVie, bis 1977 mit Bassist John McVie verheiratet, schrieb und sang einige der grössten Hits der Band, deren Besetzung sich im Laufe der Zeit oft änderte – darunter «Don’t Stop», das während der Trennung der McVies entstand. 1975 bis 1980 war die erfolgreichste Zeit der Gruppe, zu der damals sie und Mick Fleetwood, John McVie, Stevie Nicks und Lindsay Buckingham gehörten.
Persönliche Turbulenzen sind in Erfolsalbum «Rumours» eingeflossen
Dabei war diese Phase von schweren persönlichen Turbulenzen innerhalb der Band geprägt – und doch gelang ihnen das Kunststück, Streit und Dissonanzen untereinander 1977 in das äusserst melodische Album «Rumours» zu transformieren – eines der meistverkauften Alben aller Zeiten.
Jedes Bandmitglied spielte eine charakteristische Rolle: Schlagzeuger Fleetwood und John McVie steuerten den tiefen und bluesigen Groove bei, Lead-Gitarrist Buckingham gab das verrückte Genie und den Perfektionisten, Sängerin Nicks die charismatische Dramatikerin und Christine McVie wirkte wie ein ruhender Pol. Ihr sparsamer Gesangs- und Klavierstil schien dabei gut zu ihrem Mädchennamen zu passen: Perfect. «Ich war offenbar wie Mutter Teresa, die mit jedem abhing oder einfach versuchte, dafür zu sorgen, dass alles schön und cool und entspannt blieb», sagte Christine McVie in einem Interview des Magazins «Rolling Stone» erst in diesem Jahr.
Bereits 1968, noch zu Zeiten des Bandgründers Peter Green in der Gruppe, spielte sie Keyboards auf den Album «Mr. Wonderful». Damals war sie noch in der relativ erfolgreichen Rockband Chicken Shack. Die 1967 von Green in London gegründete – und nach den Rhythmusmusikern benannte Band – wurde 1998 in die Rock and Roll Hall of Fame eingeführt. Zu ihren vielen Hits gehören «Dreams», «Go Your Own Way» und «Little Lies».
Der Trennungssong «Don’t Stop» gewann an unverhoffter politischer Relevanz, als ihn der frühere US-Präsident Bill Clinton für seine Kampagne 1992 einsetzte. Die Band, die damals die gemeinsame Arbeit an Alben praktisch schon eingestellt hatte, fand sich später für einen Auftritt bei der Vereidigungsfeier für Clinton zusammen.
1995 stieg Christine McVie bei Fleetwood Mac aus, spielte danach aber noch bei einigen derer Alben mit und veröffentlichte mehrere Soloplatten. Am 25. Februar 2020 gehörte sie zu den von Mick Fleetwood nach London gerufenen Musikerinnen und Musikern, die in einem Konzert die Musik von Peter Green – «Celebrate the Music of Peter Green» – feierten.
In die Blues- und Rockmusik sei sie in den 1960er Jahren buchstäblich gestolpert, sagte, die am 12. Juli 1943 geborene Engländerin 2004 in einem Interview. Sie habe sich immer als Teamplayerin gesehen. «Ich wollte nie eine Solokünstlerin sein. Ich bin nicht der Typ. Ich bin zu schüchtern, habe mich immer als Bandmitglied gesehen, statt davor (als Frontfrau) zu stehen. Das hat mir nie Spass gemacht. Ich hatte Angst umzufallen, so bekam ich meine Klaviere», erzählte sie.
Sie habe nie vorgehabt, im Musikbusiness zu sein. «Eins führte zum anderen und dann war ich in einer grossen Rockband.» John McVie habe sie geliebt. «Aber er trank bis zu dem Punkt, an dem er nicht mehr zu erkennen war. Und dann täglich miteinander zu arbeiten, das wurde zuviel, besonders während der Scheidung.» Über die Zeit hätten sie eine gute Beziehung entwickelt. Nach der Jahrtausendwende hätten Mick und John aufgehört, zu trinken. «Es ist wie im Kindergarten Backstage, Limo ist das Härteste, was es da gibt. Kein Vergleich zu den alten Zeiten.» (dpa/sk)