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Ausfall wegen psychischer Krankheit: In jedem zweiten Fall folgt die Kündigung

Die Hälfte der Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen endet mit einer Kündigung. Eine neue Studie ortet Handlungsbedarf bei Ärztinnen, Versicherern und Arbeitgebern.

Krankschreibungen aus psychischen Gründen nehmen in der Schweiz zu und haben oft lange Abwesenheiten zur Folge. Gemäss einer neuen Studie, welche die Krankenkasse Swica und gemeinsam mit WorkMed, dem Kompetenzzentrum für Psychiatrie Baselland, durchgeführt hat, dauern psychisch bedingte Arbeitsunfähigkeiten im Schnitt 218 Tage. In 95 Prozent der Fälle handelt es sich um Vollzeit-Krankschreibungen, wie einer Mitteilung vom Mittwoch zu entnehmen ist.

Die Kombination von langer Dauer und Vollzeit-Arbeitsunfähigkeit ist gemäss Studie im Hinblick auf den Wiedereinstieg in den Beruf ungünstig. Es sei deshalb nicht überraschend, dass es in 51 Prozent der Fälle zur Auflösung des Arbeitsverhältnisses kommt. Bei zwei Dritteln kommt die Kündigung dabei vom Arbeitgeber.

Arbeitskonflikte spielen eine grosse Rolle

Auch der Grund für die Krankschreibung liegt oft am Arbeitsplatz, wie es in der Mitteilung weiter heisst. 57 Prozent der psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeiten seien eine Reaktion auf Konflikte bei der Arbeit, in 30 Prozent der Fälle liege die Ursache im privaten Bereich. Laut den Studienautoren tauchen die Probleme allerdings oft nicht aus dem Nichts auf. In rund der Hälfte der Fälle handle es sich um eine Verschlechterung eines bestehenden Gesundheitsproblems.

Die Studie ortet beim Umgang mit psychisch begründeten Krankschreibungen auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf, was die Erhaltung der Arbeitsstelle und die Reintegration betrifft. So seien zunächst die Betriebe oft nicht in der Lage, bestehende Konfliktsituationen früh zu entschärfen und eine Eskalation zu verhindern. Hier brauche es eine Sensibilisierung der Arbeitgeber, bei Problemen früh genug zu intervenieren.

Leitlinien für schwierige Situationen fehlen

Auch die behandelnden Ärzte müssten im Umgang mit Arbeitsunfähigkeitszeugnissen geschult werden, welche den Patienten helfen, ihre Stelle zu behalten. Oft blieben Fragen nach einer möglichen Teilzeitbeschäftigung oder Anpassung des Arbeitsplatzes in der Berichterstattung ungeklärt. «Nützlich wäre, wenn Ärzte, Versicherungen und Arbeitgeber Leitlinien entwickeln, wie in schwierigen Situationen früh und wirksam gehandelt werden könnte.»

Die Studie basiert auf 1350 Krankentaggeld-Dossiers von Personen, die aus psychischen Gründen krankgeschrieben wurden. Die Krankschreibungen dauerten von 15 bis 730 Tagen, das Durchschnittsalter der Betroffenen betrug 42 Jahre.