Elektronisches Patientendossier: Aargau wechselt von der Post zu einem neuen Anbieter
Mitte Dezember 2020 hat Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati im Kantonsspital Baden das erste elektronische Patientendossier (EPD) der Schweiz eröffnet. Dies zeige, dass der Aargau in Sachen Digitalisierung im Gesundheitswesen zu den führenden Kantonen zähle, liess er sich zitieren. Weiter hielt Gallati fest: «Das EPD trägt wesentlich dazu bei, die Effizienz und die Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen weiter zu steigern.»
Das EPD ist eine elektronische Krankenakte. Darin können zum Beispiel Austrittsberichte von Spitälern, die Medikamentenliste, Röntgenbilder oder der Impfausweis abgelegt werden. Die Dokumente sind online verfügbar und abrufbar, wer auf die Informationen zugreifen darf, kann jede Person selber entscheiden. Im Aargau heisst das Dossier «emedo», es kann seit November 2022 online eröffnet werden.
1500 Patientendossiers und 119 Gesundheitsinstitutionen
Vor rund einem Jahr, im September 2022, äusserte sich Gallati weit weniger positiv als bei der Eröffnung seines EPD. Er kritisierte, das nationale Gesetz zum EPD sei ein Fehlschlag, weil die Teilnahme freiwillig sei und die Patienten entscheiden könnten, welche Daten gespeichert würden. Der Gesundheitsdirektor sagte, derzeit gebe es im Aargau bei mehr als 700’000 Einwohnern nur rund 1000 solche Dossiers.
Viel mehr sind es auch heute nicht: «Im Juni lag die Zahl bei rund 1500 EDP», sagt Nicolai Lütschg, Geschäftsführer der Stammgemeinschaft eHealth Aargau. Kantonsweit sind derzeit 119 Gesundheitsinstitutionen an emedo angeschlossen: Darunter sind alle Spitäler, Reha-Kliniken, Psychiatrien sowie fast alle Pflegeheime, dazu kommen zwölf Arztpraxen und sieben Spitex-Organisationen, wie Lütschg mitteilt.
Aargau wechselt auf Anfang 2025 zu einer neuen Plattform
Bisher setzte eHealth Aargau auf die technische Infrastruktur der Post, die seit Herbst 2022 von 20 Kantonen genutzt wird. Ab dem 1. Januar 2025 ändert sich dies: «Dann wird der Bevölkerung und den angeschlossenen Leistungserbringern eine neue Plattform für das elektronische Patientendossier zur Verfügung stehen», teilt die Stammgemeinschaft mit. Der Wechsel bringe wegweisende Vorteile mit sich, heisst es in der Mitteilung weiter.
Unter anderem könne man von der engen Zusammenarbeit mit Abilis profitieren, der von den Apotheken geschaffenen Stammgemeinschaft und Gesundheitsplattform. Doch warum wechselt der Aargau von einer Plattform, die 20 Kantone verwenden, zu einer anderen? Lütschg sagt, das System, das ab 2025 verwendet werde, sei zertifiziert und in Betrieb. «Es ist mit dem der anderen Stammgemeinschaften interoperabel.»
Es spiele für die anderen Teilnehmer für eHealth Aargau keine Rolle, wer womit arbeite. «Wichtig für uns war, dass wir keine eigene Plattform verwenden müssen, das bringt ausser hohen Kosten nichts», betont Lütschg. «Wir werden daher neu als erste Stammgemeinschaft der Schweiz eine geteilte Plattform verwenden.» Dies werde die Kosten massiv senken und ganz neue Formen der Kooperation ermöglichen.