Erste Aargauer Spitex arbeitet neu mit dieser App – sie hilft nicht nur bei der Terminplanung, sondern auch gegen Betrugsfälle
Gegen 23’000 Menschen wohnen im Einzugsgebiet der Spitex Nord Aargau Ost (NOA). Davon betreuen rund 60 Mitarbeitende mehr als 300 Klientinnen und Klienten. Um alle Einsätze koordinieren zu können, braucht es einiges an Personal. Mit einer neuen Applikation wird dieser Aufwand nun spürbar reduziert: Zusammen mit dem Thurgauer Start-up Avanzatec führt die Spitex die digitale Plattform «Oxoa» ein, die wie eine App funktioniert. Die Organisation mache damit einen wichtigen Schritt in die digitale Zukunft, heisst es in einer Mitteilung der Spitex NOA.
«Nur Flexibilität und Offenheit ermöglichen innovative Lösungen für die Zukunft», schreibt die Spitex-Organisation, zu deren Einzugsgebiet die zehn Gemeinden Ehrendingen, Endingen, Fisibach, Freienwil, Lengnau, Mellikon, Schneisingen, Siglistorf und Tegerfelden sowie die Grossgemeinde Zurzach gehören. «Beim Entscheid für ‹Oxoa› stand an erster Stelle die Entlastung der Administration.»
Wegen des sich wandelnden Zeitgeistes hat der Aufwand der Verwaltung in den vergangenen Jahren zugenommen, wie dem Geschäftsbericht 2023 zu lesen ist. Die Menschen würden bis ins hohe Alter möglichst autonom leben wollen, zudem seien sie geschäftig. Dies beschleunige die Entwicklung, dass die Spitex ihre Einsätze um den Tagesablauf der Klientinnen und Klienten herum planen müsse.
Täglich würden pflegerische, psychiatrische und hauswirtschaftliche Einsätze wegen anderer Termine abgesagt oder verschoben. Das Front Office in Ehrendingen nimmt pro Tag bis zu 60 telefonische Anfragen entgegen, und plant zudem rund 220 pflegerische Einsätzen und koordiniert bis zu 30 Pflegetouren.
Mehr Sicherheit und Flexibilität dank App
Mit der neuen App haben die Klientinnen, Klienten und Angehörige nun Einsicht in die Planung der Termine und sehen die Einsatzzeiten. «Diese Funktion wird von den Beteiligten sehr geschätzt, steigert sie doch die Effizienz, Flexibilität und Unabhängigkeit für alle», schreibt die Spitex NOA, die dafür jährlich einen Betrag im tiefen fünfstelligen Bereich zahlt.
Angela Burgherr, Bereichsleiterin Qualität und Mitglied der Geschäftsleitung, sagt zur neuen App: «Als grossen Vorteil sehen wir die individuellen Funktionen. ‹Oxoa› ist keine Standardlösung, sondern geht auf unsere spezifischen Bedürfnisse ein.» Die Spitex entscheide selbst, welche Dokumente den Klientinnen und Klienten in der App zur Verfügung gestellt werden. In einem ersten Schritt sind dies die Einsatzplanung, Medikamentenpläne, Interventionen und Rechnungen.
Das fördere die Transparenz für Klientinnen und Klienten sowie für ihre Angehörigen, sagt Angela Burgherr weiter. Die Mitarbeitenden hätten am Anfang die neue Transparenz als gewöhnungsbedürftig empfunden. «Aber gleichzeitig finden sie die Funktionen rund um die Einsatzplanung toll», ergänzt sie. Zusätzlich führe «Oxoa» zu einer Qualitätssteigerung. «Wird beispielsweise ein Termin verschoben, ist das nun für alle auf der App einsehbar.» Missverständnisse könnten dadurch reduziert und Medikamentenlisten nach Arztterminen via App verschickt werden.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Mitarbeitenden sind in der Applikation mit Name und Foto ausgewiesen. In verschiedenen Kantonen verwenden Spitex-Organisationen die Anfang 2023 lancierte App deshalb auch als Schutz vor Betrugsfällen. Dies, nachdem im vergangenen Frühling bekannt wurde, dass im Kanton Thurgau falsche Spitex-Mitarbeitende eine Seniorin beklaut hatten.
«Wir starteten mit dem Pilot-Projekt schon vor diesem Fall», sagt Angela Burgherr. Dass die App aber die Namen und die Fotos der Mitarbeitenden anzeige, sei ein weiteres Argument gewesen, diese einzuführen.