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Häufung von Hepatitis-Fällen bei Kindern: Die Ursache gibt Rätsel auf

In mehreren europäischen Ländern wird ein Anstieg von Hepatitis bei Kindern verzeichnet. Die wahrscheinlichste Ursache ist eine Infektion durch Adenoviren. Doch warum verlaufen die Fälle so schwer?

Seit Anfang April häufen sich die Berichte von schweren Hepatitis-Fällen bei Kindern. Die ersten Fälle wurden aus Grossbritannien bekannt und der Weltgesundheitsorganisation WHO gemeldet. Seitdem wurden weltweit insgesamt 169 Fälle registriert, die meisten davon in Europa, einige auch in den USA und in Israel. Die Ursache dafür ist noch nicht gefunden worden.

Hepatitis ist eine Entzündung der Leber. Die bekannteste Ursache – die Hepatitisviren – konnten jedoch bei den erkrankten Kindern durch Labortests ausgeschlossen werden. Es müssen nicht immer Hepatitisviren die Ursache sein: «Eine milde Hepatitis ist bei vielen Infektionen auch eine typische Begleiterscheinung», sagt Julia Bielicki, Leitende Ärztin Pädiatrie und Infektiologie am Universitäts-Kinderspital beider Basel. Die aktuellen Fälle sind jedoch schwere Entzündungen. Bereits 17 der erkrankten Kinder haben eine Lebertransplantation benötigt, eines ist gestorben.

Als wahrscheinlichste Erklärung nennen die Fachleute, dasss ein Virus aus der Familie der Adenoviren, die Leberentzündungen bei den Kindern verursacht. Diese Viren, sind die unter anderem auch für Erkältungen verantwortlich. Bei Kindern mit Immunschwäche gab es schon früher Fälle von Hepatitis durch Adenoviren.

Dass gesunde Kinder betroffen sind, ist aber neu. Von den erkrankten Kindern in Grossbritannien wurden 77 Prozent positiv auf Adenoviren getestet. Das könnte aber auch Zufall sein, da Adenoviren zu dieser Jahreszeit sehr verbreitet sind.

Hatten Kinder nicht genug Immunität?

Bis jetzt nicht bestätigt wurde die Spekulation, dass die Hepatitisfälle durch eine durchgemachte Covid-19 Erkrankung begünstigt wurden. In Indien, wo es zu Hepatitis bei Kindern schon vor einem Jahr nach einer Coronawelle kam, wurde dies gemutmasst.

Als wahrscheinlicher erachtet wird, dass wegen der Corona-Massnahmen weniger Kinder eine Immunität gegen die Adenoviren aufbauen konnten und deshalb nach Aufhebung der Massnahmen innert kürzerer Zeit als sonst mehr Kinder schwer erkrankten.

Weitere Möglichkeiten wie neue Giftstoffe oder neue Krankheitserreger werden auch in Betracht gezogen, sind aber unwahrscheinlich. Corona-Impfungen können als Ursache ausgeschlossen werden, da die meisten der betroffenen Kinder zur Zeit der Ansteckung noch nicht geimpft waren.

Weltweit ist die Aufmerksamkeit der Erkrankung gegenüber nun erhöht. Alleine dadurch werden wohl schon mehr Fälle entdeckt.

Schweiz bisher verschont geblieben

In der Schweiz wurde bisher kein Anstieg von Hepatitis-Fällen bei Kindern beobachtet. Milde Fälle kommen hin und wieder vor, schwere Fälle sind selten. «Durch die bestehenden medizinischen internationalen Netzwerke sind die pädiatrischen Gesundheitseinrichtungen in der Schweiz sensibilisiert und klären Kinder mit unklarer Hepatitisursache detailliert ab», sagt Julia Bielicki. Dies erhöht die Chancen, dass der Erreger gefunden werden kann.

Die Krankheit macht sich mit Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Abgeschlagenheit bemerkbar. Als typisches Symptom von Hepatitis kann auch Gelbfieber, also eine gelbliche Verfärbung von Augen und Haut auftreten. Bei solchen Symptomen sollte ein Arzt oder eine Ärztin kontaktiert werden. Eine spezifische Behandlung für Hepatitis gibt es nicht. Steroide können die Krankheit jedoch mildern und weitere Medikamente können gegen die Symptome gegeben werden.

Zur Eindämmung der Krankheit sind präventive Massnahmen wie allgemeine Hygiene, Hände waschen und in die Ellenbeuge oder ein Taschentuch niesen und husten wichtig.