Im ganzen Land anhaltender Sprühnebel –bezüglich Nieshygiene haben wir wenig gelernt
Was haben wir uns umgewöhnt und virologisch weitergebildet in diesen letzten zwei Jahren Pandemie: Abstand gehalten, uns mit Fäusten begrüsst und die Hände bis zum Ekzem desinfiziert.
Nur ein Verhalten hat sich durch Corona nicht geändert: Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung niest und hustet nach wie vor frei heraus – oder zwischen den Fingern hindurch. «Gesundheit!», wünscht man da eher sich selbst.
Tröpfchen auf Autobahn-Geschwindigkeit beschleunigt
Nehmen wir an, dass diese Freiheitsnieser sich schlicht noch nicht daran gewöhnt haben, dass sie keine Maske mehr tragen. Ein kleines Update ist dennoch nötig: Menschen beschleunigen beim Niesen ihren Rachenschleim und Mundspeichel auf über 160 Kilometer in der Stunde. Bis zu einer Million Tröpfchen werden rund eineinhalb Meter weit geschleudert und die kleinsten davon (Aerosole, die sollten nun allen ein Begriff sein) verteilen sich danach über Stunden in einem Raum. Die grösseren fallen zu Boden, auf den Tisch oder in die Gratinform. Zum Beispiel.
Wir wollen hier gar nicht empfehlen, das Niesen oder Husten zu unterdrücken, denn es ist reinigend: Die Atemwege werden frei, von den Bronchien löst sich Schleim, kleinste Partikel werden aus dem Körper geschafft. Der Druck ist gewaltig (deshalb müssen wir zur Sicherheit reflexartig die Augen schliessen) und soll weg.
Aber es ist wie beim Skirennen – sicherer mit Auffangnetz am Pisten- beziehungsweise Zivilisationsrand. Wir wissen jetzt, dass Textil(-Masken) zu grosse Löcher für Aerosole haben, aber: Bremsen Sie ihren Sprühnebel doch wenigstens teilweise ab. Arm hoch, anwinkeln und rein mit der Ladung. Ja, auch wenn Sie bloss wegen Pollen niesen oder einen Reizhusten haben.
Grosse, einzige Ausnahme: Sonnenlichtnieser
Am ehesten liegt freies Niesen drin, wenn Sie draussen stehen. Dann sind Sie vermutlich ein Sonnennieser: Rund ein Viertel der Leute muss niesen, wenn sie plötzlich in die Sonne schauen. Vermutlich liegt ihr Sehnerv besonders nah am Trigeminus-Nerv, der beim Niesen eine Rolle spielt, und es kommt zum Kurzschluss.