Weniger Schlafstörungen, mehr Wirtschaftswachstum? So will die FDP bei der Gesundheitsprävention ansetzen
Eine von vielen Aufgaben des Staates ist es, Bedingungen zu schaffen, damit die Menschen gesund bleiben. Man spricht von Gesundheitsförderung oder Prävention. Im Bereich der nicht übertragbaren Krankheiten kommen den Kantonen wichtige Aufgaben zu. Ansätze gäbe es viele, doch die finanziellen Mittel und personellen Ressourcen sind begrenzt.
Ein Thema, das aus Sicht dreier FDP-Grossratsmitglieder aus dem Kanton Aargau zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, sind chronische Schlafstörungen. In einer kürzlich eingereichten Interpellation weisen Tobias Hottiger, Karin Faes und Sabina Freiermuth darauf hin, dass solche auch «grosse volkswirtschaftliche Auswirkungen» haben.
Laut einer Studie verlören Arbeitnehmende, die unter chronischen Schlafstörungen leiden, doppelt so viel Arbeitszeit aufgrund von Absenzen und Präsentismus wie Arbeitnehmende ohne Schlafstörungen. Auch führten Schlafstörungen zu einer 75 bis 88 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit von Fehlern und Unfällen am Arbeitsplatz. «Das hat sowohl auf Arbeitgebende als auch auf Arbeitnehmende erhebliche Auswirkungen», schreiben die Interpellanten.
Chronische Schlafstörungen verursachen hohe Kosten
Die Studie gehe davon aus, heisst es im Vorstoss weiter, dass eine wirksame Behandlung von chronischen Schlafstörungen in der Schweiz zu einer Steigerung des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,3 Prozent führen würde. Dies entspreche einem Betrag von 10,2 Milliarden Franken. Die Interpellanten konkludieren: «Heruntergebrochen auf den Kanton lassen diese Zahlen beträchtliche Kosten und Schäden durch chronische Schlafstörungen erwarten, was eine Gegenstrategie rechtfertigt.»
Der Regierungsrat muss nun aufzeigen, aufgrund welcher Kriterien im Kanton Aargau die Prioritäten in der Gesundheitsförderung und Prävention gesetzt werden. Ausserdem muss er erklären, wie sichergestellt wird, dass die eingesetzten Gelder zielgerichtet und effizient verwendet werden.
Weiter fragen Freiermuth, Faes und Hottiger (der selbst als Arzt arbeitete und heute als medizinischer Fachjournalist tätig ist): «Ist der Regierungsrat darüber informiert, wo die Gesundheitsförderung und Prävention im Kanton Aargau bei der Diagnose, Behandlung und Verminderung der negativen Konsequenzen von chronischen Schlafstörungen steht?» Die Freisinnigen wollen auch wissen, ob die Regierung den volkswirtschaftlichen Schaden, der durch chronische Schlafstörungen im Kanton Aargau verursacht wird, beziffern kann – und welcher Stellenwert dem Thema künftig zukommen soll.
Das sind die bisherigen Schwerpunkte der Regierung
Kürzlich gab der Regierungsrat bekannt,dass in der Gesundheitsförderung die drei bereits bestehenden Schwerpunktprogramme «Bewegung und Ernährung», «Psychische Gesundheit» und «Gesundheitsförderung im Alter» ab dem Jahr 2025 nach Lebensphasen ausgerichtet werden.
Neu führt der Kanton die beiden Schwerpunktprogramme «Gesundheitsförderung in der Kindheit» und «Gesundheitsförderung in der Jugend» ein. «Es ist unbestritten, dass die erwähnten Themen, auf die der Fokus seit Jahren gelegt wird, eine hohe Relevanz besitzen», so die Interpellanten. Allerdings gebe es weitere Problemzonen, wozu eben auch chronische Schlafstörungen gehörten.