Die Notfallstationen im Kanton sind ausgelastet – so schätzt der Kanton die Lage ein
294 auf 1000 Einwohnerinnen und Einwohner nahmen im Jahr 2022 im Aargau eine Notfallstationen in Anspruch. Dies zeigt die aktuelle Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums Obsan,wie die AZ berichtete. Mit dieser Anzahl liegt der Kanton Aargau schweizweit auf Platz sieben, und deutlich über dem Schweizer Durchschnitt.
Beim Departement Gesundheit und Soziales (DGS) ist die hohe Belastung der Notfallstationen und des dazugehörigen Personals bekannt. Christine Huber, Leiterin Spitalversorgung und Entwicklung beim DGS schreibt dazu: Es gebe keine schnellen Lösungen dieses Problems. Dafür werde es von zu vielen Faktoren beeinflusst.
Rettungsdienste, Notfallpraxen, Hausarztpraxen, (Notfall-)Apotheken, telemedizinische Angebote: sie alle sind Teil der Notfallversorgung. Doch ihre Kapazität und Verfügbarkeit ist nur die eine Seite der Notfallversorgung. Auf der anderen Seite ist die gestiegene Nachfrage. Die Gesellschaft altere und vielerorts fehle das Wissen zu Fragen wie: Wo es welche Notfallangebote gibt, wie man sich bei welchen Symptomen zu verhalten habe und wann eine sofortige Behandlung nötig sei.
Wird die Gesundheits- und Notfallversorgung im Kanton Aargau gesamtheitlich betrachtet – mit allen involvierten Akteuren –, stellt das DGS die Aussage der Studie infrage, wonach sich die Aargauer Bevölkerung häufiger als jene der anderen Kantone einen Notfall hat.
Auch die Annahme, dass Leute aufgrund von Unsicherheiten oder fehlendem Wissen die Notfallstationen wegen Bagatellen anlaufen, könne aus der neuen Obsan-Studie nicht gelesen werden, so Christine Huber. Denn die Zahl der Fälle, die im Anschluss auf die Notfallkonsultation hospitalisiert wurden, sind in der Studie nicht enthalten.
Was auffällt: am häufigsten auf der Notfallstation landen Kinder zwischen 0 und 5 Jahren. Dies wurde bereits in einer Untersuchung von 2016 festgestellt.
Medizinische Beratung am Telefon
Derweil läuft im Kanton dasPilotprojekteines telemedizinischen ärztlichen Notfalldiensts, das vom Unternehmen Medgate AG angeboten wird. Das Projekt entstand vor dem Hintergrund, dass die niedergelassenen Ärzte gesetzlich verpflichtet sind, einen ambulanten Notfalldienst zu leisten.
Nach demKonkurs der Mobile Ärzte AGist dieses Pilotprojekt nun die Ersatzlösung. Durch telefonische Beratungsstelle wird der Notfalldienst von 18 Uhr abends bis 8 Uhr morgens unter der Woche sowie ganztägig am Wochenende und an Feiertagen sichergestellt.
Nach einer ersten Evaluation hat das Unternehmen über 1300 Anrufende beraten. Rund 40 Prozent konnten telemedizinisch abschliessend behandelt werden. «Das Pilotprojekt kann zusätzlich dazu beitragen, dass weniger Personen direkt die Notfallstationen aufsuchen», schreibt Christine Huber.