Warum Rivella Gelb doch wieder auf dem Markt ist und der Co-CEO sein Amt nicht mit Martullo Blocher teilen will
99 Millionen Liter. So viel «Focuswater» hat die Aargauer Getränkefirma Rivella im Jahr 2023 verkauft. Damit ist das Vitamingetränk der klare Überflieger im Sortiment – erneut. Das ging aus den Zahlen hervor,die Rivella im Februar präsentiert hatte. Insgesamt hat das Unternehmen im Vorjahr einen Umsatz von 138 Millionen Franken verzeichnen können – ein Anstieg um 4,3 Prozent im Vergleich zu 2022.
In der Zwischenzeit hat die Rivella-Gruppe, die durch ihre Milchserum-haltigen Getränke bekannt geworden ist, Rivella Gelb wieder eingeführt,das 2012 bereits einmal vom Markt genommen wurde. Auch insgesamt wird weniger Rivella getrunken als auch schon. Waren es 2003 noch 105 Millionen verkaufte Liter, waren es im Vorjahr noch 67 Millionen Liter.
Aufbau neuer Marken ist «kein Kinderspiel»
In einem Interview mit dem «SonntagsBlick» erklären die beiden Co-CEOs Erland Brügger und Silvan Brauen, warum sie sich zu dennoch dazu entschieden haben, Rivella Gelb nochmals herauszubringen.
Das Produkt sei trotz des gleichen Namens «komplett neu» und sei das erste Rivella ohne Milchserum, erklärt Brügger. Damit werde man auch für Personen, die vegan leben interessant sowie für jene Menschen, die an einer Laktoseintoleranz leiden.
Rivella Gelb enthalte zudem viel weniger Zucker als das Original. 100 Milliliter enthalten 5,2 Gramm Zucker. Bei Rivella Rot sind es 9 Gramm Zucker je 100 Milliliter. Mit der Zuckerreduktion entspreche man auch einem Kundenbedürfnis, betont Brauen.
Die neue Variante soll ein jüngeres Publikum ansprechen. Auf die Frage, ob der Aufbau einer ganz neuen Marke dafür nicht cleverer gewesen sei, sagt Erland Brügger: «Mit Focuswater haben wir bereits eine starke Marke, die bei Jungen Anklang findet.» Dazu komme, dass der Aufbau einer neuen Marke «kein Kinderspiel» sei.
Warum Rivella nicht von der Zuwanderung profitiert
Rivella wurde im Jahr 2021 zum besten Arbeitgeber der Schweiz ausgezeichnet. Im Juli des vergangenen Jahres haben die Firmen-CEOsin einem Interview mit dieser Zeitunggesagt, dass auch sie den Fachkräftemangel spüren. Aktuell ist auchdas starke Wachstum der Bevölkerung ein Thema, Rivella konnte davon aber kaum profitieren.
Warum denn nicht? Im Interview mit dem «SonntagsBlick» antwortet Erland Brügger, dass das Bevölkerungswachstum besonders in städtischen Gebieten hoch sei und nicht auf dem Land, wo Rivella stärker aufgestellt sei. Und: «Als traditioneller, typisch schweizerischer Brand profitiert Rivella kaum von der Zuwanderung.»
Die Sache mit Martullo-Blocher
Seit rund einem Jahr führen Erland Brügger und Silvan Brauen nun die Firma als Co-CEOs.Der Arbeitgeberverband sieht das zwar nicht gerne, trotzdem stimmt es für die beiden scheinbar so. SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher leitet seit 2002 die Firma Ems-Chemie im Kanton Graubünden. Früher hat sie für Rivella gearbeitet.
Martullo-Blocher vertritt den Standpunkt, dass Verantwortung nicht teilbar ist. Erland Brügger sieht das freilich anders und sagt, es gebe hier keine richtige oder falsche Lösung. Er hat mit der SVP-Politikerin studiert und kennt sie daher schon länger. Brügger findet es fantastisch, was seine frühere Kommilitonin bei Ems-Chemie leistet, aber: «Mit ihr würde ich ein Co-CEO-Amt nicht antreten.»(cri)