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«Da wirst du lieber Siebter»: Sandro Michel raste im Bob einen Wimpernschlag am Traum vorbei

Der 25-jährige Olympionike Sandro Michel ist zurück in Gipf-Oberfrick. 25 Hundertstel fehlten ihm zu einer Medaille. Wie er in der Schweiz empfangen wurde, wie es für ihn weitergeht – und warum er seinen Olympia-Bob erst in zwei, drei Monaten zurück erhält.

Bob-Anschieber Sandro Michel ist am Montagabend in Zürich gelandet. Über 8000 Kilometer fernab der Heimat donnerte der 25-jährige Athlet aus Gipf-Oberfrick an der Seite von Pilot Michael Vogt mit über 130 km/h durch den olympischen Eiskanal von Yanqing. Am Empfang des Flughafens warteten Mutter, Vater und Partnerin auf den Olympioniken, der sagt:

Es war ein schönes Gefühl, die Familie wieder in den Armen zu halten.

Bob-Anschieber Sandro Michel.

Erschöpft nach dem langen Flug sei er gewesen und kämpfen habe er müssen, am Montagabend nicht gleich ins Bett zu fallen. Denn nach drei Wochen in Peking, so Michel, habe er der Familie schliesslich viel zu erzählen gehabt.

Etwa von jenen Minuten, in denen er und Pilot Michael Vogt im 2er-Bob den vierten und letzten Lauf in Führung liegend beendeten und nur noch drei Bobs folgten. Wartend in der Leaderbox auf den darauffolgenden Lauf des deutschen Duos, das nur einige Hundertstel Vorsprung mitbrachte, keimte plötzlich die Hoffnung nach etwas auf, dass ihre gesteckten Ziele bei Olympia weiter übertroffen hätte: Edelmetall.

Auf einen Fehler der Konkurrenz gehofft

Michel verhehlt nicht, dass er und sein Teamkollege in dieser Situation darauf hofften, dass das deutsche Duo in seiner Fahrt den einen oder anderen Fehler einbaut. «Wir haben aber schnell gesehen, dass sie ihren Vorsprung durchbringen», sagt er.

Gut im Eiskanal performt, das gesteckte Ziel – ein olympisches Diplom – locker erreicht, war denn die Enttäuschung gleichwohl riesig, das Treppchen um 25 Hundertstel, um nicht mehr als einen Wimpernschlag, verpasst zu haben. Michel sagt:

Da wirst du lieber Siebter oder Achter, statt Vierter.

Denn so beginnt auch das Hadern. Fragen wie: «Hätte man nicht noch schneller anschieben und diese oder jene Kurve besser fahren können?», kreisen durch den Kopf.

Der Bob reist mit der Transsibirischen Bahn

2026, in Cortina d’Ampezzo, bietet sich die nächste Gelegenheit, nach olympischem Edelmetall zu greifen. Die Olympischen Spiele in Italien hat Michel auf der Landkarte. So wünscht er sich denn auch einen kulanten Arbeitgeber zu finden – im Herbst 2021 schloss Michel sein Studium zum Wirtschaftsingenieur ab –, um den Bobsport noch einige Jahre auf Spitzenniveau zu betreiben.

Im olympischen Vierer-Bob-Wettbewerb reichte es für das Schweizer Team – mit Sandro Michel (2. von vorne) – nur für Rang 11.

Schon am Wochenende schiebt Michel bereits wieder den Bob durch den Eiskanal von St.Moritz bei der Schweizer Meisterschaft im Vierer. Sein Team wird dort allerdings mit einem Ersatzbob starten. Michel sagt: «Der Olympia-Bob kommt mit der Transsibirischen Eisenbahn zurück. Das dauert zwei, drei Monate.» Die Mitnahme des Olympiaschlittens im Flugzeug wäre schlichtweg zu teuer gewesen.

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