Giuseppe Gracia im ZT-Talk: «Politiker stürzen über die Lüge, nicht über die Untat.»
«Wenn man zehn Jahre lang in diesem Business ist, ist man innerlich immer in Alarmbereitschaft», sagt Giuseppe Gracia, der letzte Woche seinen Abgang als Sprecher des Bistums Chur bekanntgab. «Ich habe deshalb lange schlecht geschlafen. Andererseits war es auch ein Privileg: ein super Job mit super interessanten Dossiers und substanziellen Fragen. Ich bin grundsätzlich der Typ, der Action braucht – sonst hätte ich das gar nicht ausgehalten.» Journalistinnen und Journalisten seien im Grossen und Ganzen fair. «Sie haben einen extremen Zeitdruck, den sie vor zehn oder fünfzehn Jahren so noch nicht gehabt haben», so Gracia. Oft habe er erlebt, dass Geschichten schon fast geschrieben gewesen seien, wenn man ihn kontaktiert habe. Wenn er Fakten erwähnt habe, die nicht dazu gepasst hätten, seien diese dann in der Geschichte nicht aufgetaucht. Was rät der Kommunikationsberater Personen und Unternehmen, die unter medialem Dauerbeschuss stehen? «Auf keinen Fall mogeln, auf keinen Fall runterspielen oder so tun, als ob man mit dummen Fragen konfrontiert ist.» Lügen sei ganz schlecht, denn irgendwann komme die Wahrheit ans Licht. «Die meisten Leute, die in der Politik stürzen, stürzen über eine Lüge. Sie stürzen nicht über eine Untat.»