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Nur ein Drittel Frauen im Grossen Rat: Verein Gleichstellung Aargau hofft auf «produktiven Austausch» mit Martina Bircher

Bekämpfung von Lohndiskriminierung, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Möglichkeit für alle, in der Politik wirken zu können: Damit feministische Anliegen in den kommenden Jahren eine Chance haben, appelliert der Verein Gleichstellung Aargau an die frisch gewählte Regierungsrätin.

Mit Martina Bircher sitzt ab 2025 in der Aargauer Regierung wieder eine Frau. Punkto Frauenvertretung ist das für den Verein Gleichstellung Aargau eine gute Nachricht. In einer Mitteilung wünscht er sich «einen konstruktiven und proaktiven Austausch mit der neuen Regierungsrätin.»

Doch dem Verein ist bewusst, dass Gleichstellungsthemen in der Vergangenheit nicht zu Birchers Kernanliegen gehörten. So heisst es in der Mitteilung weiter: Wie die neue Regierungsrätin sich zu Gleichstellungsthemen stelle, sei dem Verein nicht im Detail bekannt.

Verein Gleichstellung Aargau hofft auf Martina Bircher

Doch auf eine funktionierende Kooperation muss der Verein hoffen, wenn er für mehr Gleichstellung im Kanton etwas bewirken möchte. Denn im Grossen Rat sind die Frauen untervertreten. Lediglich ein Drittel Frauen sitzt im Aargauer Kantonsparlament.

Für die kommende Legislatur hat der Verein klare Forderungen: Lohndiskriminierung soll bekämpft und bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht werden. Zudem brauche es Rahmenbedingungen, die es Frauen ermöglichen, in der Politik ebenso präsent zu sein wie die Männer.

Insbesondere vom Regierungsrat fordert der Verein Massnahmen, damit vermehrt Frauen in der Politik mitwirken. Um dies zu ermöglichen, schlägt er einen regelmässigen Austausch mit den Frauenorganisationen und eine Teilnahme am runden Tisch vor oder ein Soundingboard mit der Bevölkerung. So könne die Sichtweise der Frauen auch auf Regierungsebene eingebracht werden.

Zwiespältiger Haltung zur Gleichstellung

Der erfahrenen Politikerin scheint ihre Position als Frau in der Aargauer Regierung bewusst zu sein, so sagte sieim Interview mit der AZ direkt nach ihrer Wahl: «Bei Frauen schaut man etwas genauer hin, wie sie sich einbringen. Damit ich akzeptiert werde, muss ich Leistung zeigen.»

Auch was die Betreuungsstrukturen von Kinder betrifft – zur Vereinbarung von Beruf und Familie – war die Aarburgerin als Gemeinderätin aktiv. Sie hat ein soziales Angebot von Tagesstrukturen geschaffen.Ihr Engagement begründete sie gegenüber der AZ so: «Bei vielen gut ausgebildeten Frauen liegt Potenzial brach. Könnten sie ihre Pensen erhöhen oder wieder in den Beruf einsteigen, würde das gegen den Fachkräftemangel helfen.»

Ob sich Birchers Tatendrang für Gleichstellung auch auf kantonaler Ebene einstellen wird, bleibt aber fraglich, hat die neue Regierungsrätin im Nationalrat jüngst für Sparmassnahmen bei Kitas gestimmt und gesagt: «Betreuungsstrukturen sind Sache der Gemeinden. Sie kennen ihre jeweiligen Umstände am besten.»(lso)