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Rekordhohe Schneemengen im Winter: Half das den Gletschern?

Nach dem letzten schneereichen Winter waren die Bedingungen für die Schweizer Gletscher eigentlich sehr gut. Saharastaub und die heissen Monate Juli und August schadeten ihnen dann aber doch massiv.

Anfang Sommer freuten sich die Gletscherforscher noch: In den Schweizer Bergen lagen im Juni 30 Prozent mehr Winterschnee als im Durchschnitt nach dem regnerischen Frühsommer: Oberhalb von 1400 Metern über Meer waren die Schneehöhen letzten Winter stark überdurchschnittlich, unter 1400 Metern hatte es dagegen kaum Schnee. Der Grund für diesen Kontrast zwischen Berg und Tal waren grosse Niederschlagsmengen bei relativ hohen Temperaturen während des ganzen Winterhalbjahres.

Die mittleren Schneehöhen zwischen November 2023 und Mai 2024 gehören in den Alpen zu den höchsten seit Messbeginn. Auf dem Weissfluhjoch reihte sich der Winter zum Beispiel in Rang 6 der höchsten Schneemengen in der bald 90-jährigen Messreihe ein. Das waren ausserordentlich günstige Bedingungen für die Schweizer Gletscher.

Saharastaub und heisser August

Doch danach verfärbte oft der Saharastaub die Schnee-Oberfläche. Das beschleunigt die Schneeschmelze, weil durch die dunklere Farbe auf der Oberfläche der Schnee mehr Sonnenenergie absorbiert. Zusätzlich wurde es im Juli und vor allem im August sehr warm. Auf dem Jungfraujoch war der August sogar wärmer als in den Hitzesommern 2003 und 2022.

Der warme August führte zum grössten Eisverlust seit Messbeginn in einem Augustmonat. Und so schmolzen auch 2024 die Gletscher markant, wie Daten des Schweizer Gletschermessnetzes (Glamos) zeigen. Der gesamthafte diesjährige Verlust von rund 2,5 Prozent liegt über dem Mittelwert des letzten Jahrzehnts.

Somit geht der Rückgang der Gletscherzungen und ihr Zerfall im Zuge des Klimawandels unvermindert weiter. In den Vorjahren 2022 und 2023 verschwanden insgesamt sogar 10 Prozent des Schweizer Gletschervolumens, so viel wie nie zuvor.

Die grossen Winter-Schneemengen konnten den Eisverlust somit zwar bremsen, aber nicht stoppen, schreiben die Glaziologen um Matthias Huss von der ETH Zürich. Zum Beispiel wurden auf dem bündnerischen 3267 Meter hohen Claridenfirn Mitte Mai noch sechs Meter Schnee gemessen, der bis in den September verschwand. Gletscher unterhalb 3000 m ü. M. aperten komplett aus. Sie wiesen Verluste von bis zu zwei Metern Eisdicke auf, zum Beispiel der Silvrettagletscher. Für Gletscher mit Südeinfluss fiel der Verlust dank sehr viel Schnee im Winter etwas weniger stark aus.

Den Bericht zur Gletschersituation hat die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz heute publiziert.