Wimbledon möchte offenbar russische Tennisspieler ausschliessen
Wimbledon soll in diesem Jahr ohne russische und weissrussische Spieler über die Bühne gehen. Das berichtet die «New York Times». Die amerikanische Tageszeitung beruft sich dabei auf Aussagen eines hochrangigen Sportoffiziellen, der anonym bleiben wollte. Der Ausrichter des Turniers, der All England Club, begründe den Schritt mit der russischen Invasion in die Ukraine.
Es wäre das erste grosse Tennisturnier, das Sportler aus Russland und Weissrussland ausschliessen würde. Bisher durften die Spieler aus diesen Ländern unter neutraler Flagge an den von ATP- und WTA- organisierten Turnieren teilnehmen. Nur der internationale Tennisverband ITF hatte am 1. März die beiden Tennisverbänden von den Teamwettbewerben ausgeschlossen. Davon betroffen waren der Davis Cup bei den Männern und den Billie Jean King Cup bei den Frauen. In beiden Wettkämpfen setzte sich Russland in der letzten Austragung durch.
Ausschluss ist Sache der Ausrichter
Weil alle vier Grand-Slam-Turniere weder von der ATP noch WTA organisiert werden, dürfen eigene Regeln erstellt werden. Vom Ausschluss beim ältesten und prestigeträchtigste Tennisturnier der Welt wären namhafte Spieler betroffen. Gleich vier russische Spieler sind unter den besten 30 klassiert. Darunter US-Open-Sieger Daniil Medwedew (ATP 2) oder Andrej Rublew (ATP 8). Bei den Frauen sind fünf Spielerinnen aus den beiden Ländern unter den Top 30 rangiert. Aryna Sabalenka (WTA 4) ist beste Weissrussin, Anastassija Pawljutschenkowa (WTA 15) aktuell die beste Russin.
Steve Simon, CEO der WTA, der vergangenes Jahr wegen des Verschwindens der Tennisspielerin Peng Shuai ankündigte, auf alle Frauen-Turniere in China zu verzichten, äusserte sich betreffend Ausschluss von individuellen Spielern gegenüber «BBC Sport». «Ich bin sehr stark der Meinung, dass die einzelnen Athleten nicht wegen den Entscheidungen ihrer autoritären Staatsoberhäupter bestraft werden sollten.» Spieler wie Rublew oder Pawljutschenkowa hatten sich öffentlich gegen den Krieg gestellt. Zwischen dem 27. Juni und dem 10. Juli sollen sie nun dennoch nicht antreten dürfen. (gav)