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Mit emotionalen Achterbahnfahrten zu 4 Medaillen: Olympiasiegerinnen sind zurück in der Schweiz

Michelle Gisin und Mathilde Gremaud sind zurück in der Schweiz. Am Flughafen stehen die beiden Olympiasiegerinnen den Medien Red und Antwort. Zum Thema werden auch Cornflakes und Bier.

Die Schweizer Delegation räumte an den Winterspielen in Peking bislang 14 Medaillen ab. Die ganze Woche über landeten Athletinnen und Athleten am Flughafen Zürich und präsentierten den Medien ihr Edelmetall. So viele Medaillen wie am Freitagmorgen konnten die Fotografen bisher aber noch nicht ablichten. Gleich vier Stück, getragen von zwei Olympiasiegerinnen, gab es zu bestaunen. Die Rede ist von Michelle Gisin und Mathilde Gremaud.

Gisin erlebte eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Zuerst musste sie eine bittere Niederlage im Slalom einstecken, dann rappelte sie sich auf und gewann sensationell Bronze im Super-G. Am Donnerstag folgte schliesslich die Krönung mit dem Gewinn der Goldmedaille in der Kombination. «Ich bin mit wenig Erwartungen nach Peking gereist. Dass es nun so aufgegangen ist, ist grandios.» Die Engelbergerin nahm die anwesenden Journalisten nochmals mit auf ihre Reise in Peking. «Die Enttäuschung nach dem Slalom war riesig», schilderte sie. «Ich habe es dann geschafft, meine Leistung im Super-G abzurufen. Das ist unglaublich toll.»

Gisin nimmt volles Risiko

Dass die 28-Jährige auch in der Kombination eine Medaille abholen würde, das war bereits vor dem Wettkampf klar. Doch Gisin wollte mehr, Gisin nahm die goldene Auszeichnung ins Visier. Ihre grössten Konkurrentinnen: Mikaela Shiffrin und aus dem eigenen Lager Wendy Holdener. Die Obwaldnerin gab preis, dass sie vor ihrem Start wusste, dass die US-Amerikanerin patzte. Trotzdem nahm sie volles Risiko. «Ich wusste, dass ich den Slalomlauf meines Lebens fahren muss, um Gold zu gewinnen.» Über eine Sekunde nahm Gisin ihrer Landsfrau Holdener letztlich ab. «Es ist wunderschön, dass es aufgegangen ist. Den Titel verteidigen zu können, ist unfassbar.» Bereits vor vier Jahren in Südkorea konnte sie zuoberst aufs Treppchen steigen.

Gewann Gold in der Kombination und Bronze im Super-G: Michelle Gisin. Bilder: Freshfocus

Die Allrounderin wurde im Sommer vom Pfeifferschen Drüsenfieber heimgesucht und lag komplett flach. In dieser Zeit war die Familie ihr eine grosse Stütze, sagte sie. Just in diesem Moment entdeckte sie während dem Interview ihre Mutter im Hintergrund. Gisin liefen die Tränen: «Der Sommer war sehr hart. Ich sass auf dem Sofa und verfolgte die Sommerspiele in Tokio. Ich habe all die Emotionen aufgesaugt und hoffte ganz fest, dass ich in Peking teilnehmen kann.»

Die jüngsten Erfolge widmet sie dann auch ihrer Familie, ihrem Freund Luca de Aliprandini und ihren Physiotherapeuten. Im Speziellen ihrer Mutter, die immer für sie da war. Auch dann, «wenn mir die Cornflakes runtergefallen sind, weil ich sie nicht mehr halten konnte», so die frischgebackene Olympiasiegerin. Nun freue sie sich auf viel Erholung. Und: «Langlaufen in Engelberg.»

Bier-Olympia als Belohnung

Auch die Geschichte von Mathilde Gremaud ist geprägt von einem emotionalen auf und ab. Die Freestylerin gewann in China an ihrem 22. Geburtstag die Bronzemedaille im Big Air. Danach viel sie in ein emotionales Loch. Im Training vor der Qualifikation zum Slopestyle brach sie in Tränen aus. Das Trainerteam musste ihr schliesslich wieder Mut zusprechen.

Die Freiburgerin, aufgewachsen in La Roche im Greyerzerland, hatte den Spass am Skifahren verloren. Sie sagte vor der Qualifikation zum Slopestyle: «Ich hatte noch nie Tage, an denen ich so ungern Skigefahren bin wie jetzt.» Gremaud konnte sich als 12. und letzte Athletin gerade noch für den Final qualifizieren. In diesem verpatzte sie den ersten Run komplett. Doch im zweiten Lauf zauberte Gremaud einen sagenhaften Run in den Schnee. Dieser war so gut, dass sie selbst den grossen Trumpf der Chinesen, Eileen Gu, ausstach. Gremaud sprang zu Olympiagold.

Gewann Gold im Slopestyle und Silber im Big Air: Mathilde Gremaud.

«Langsam kann ich realisieren, was ich vollbracht habe», sagte sie in Zürich-Kloten gegenüber den Medien. Und angesprochen auf ihre emotionale Achterbahnfahrt in Peking teilt sie mit: «Ich brauchte womöglich diesen Tiefpunkt, um anschliessend Olympiasiegerin zu werden. Ich musste den Frust zuvor rauslassen. Ich bin sehr dankbar, wie es herausgekommen ist.»

Gremaud feierte ihren Triumph im Team mit «ein, zwei Bierli», so die 22-Jährige. Bier? Da war doch was. Bereits nach ihrer Silbermedaille im Slopestyle in Pyeongchang war der Gerstensaft ein Thema. Nach einer Saison mit Olympischen Spielen folgt im Freestyle-Team traditionell das Bier-Olympia. Athletinnen und Athleten sowie das Trainerteam lassen es nach der Saison krachen. «Ich freu mich auf eine grosse Party.»

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