Sie sind hier: Home > SBB > SBB kaufen bei Stadler 129 Lokomotiven für den Güterverkehr

SBB kaufen bei Stadler 129 Lokomotiven für den Güterverkehr

Bald werden Güterzüge in der Schweiz von topmodernen Loks gezogen: SBB Cargo bestellt bei Stadler gleich eine neue Flotte. Damit geht auch ein Stück Schweizer Bahngeschichte zu Ende.

Bis im Jahr 2050 soll das Rollmaterial im Schweizer Schienengüterverkehr komplett erneuert und vereinheitlicht werden: Das ist das Ziel von SBB Cargo. Ein erster Schritt dazu ist nun getan: SBB Güterverkehr hat die Beschaffung von total bis zu 129 neuen Streckenlokomotiven bei Stadler Rail ausgelöst. Die modernen Stadler-Loks werden zwischen Herbst 2027 und 2035 schrittweise ausgeliefert, teilten die beiden Unternehmen am Donnerstag mit. «Die Loks werden wesentlich dazu beitragen, unseren Betrieb zu automatisieren, effizienter zu machen und damit den Güterverkehr auf der Schiene auf eine wirtschaftlich gesunde Basis zu stellen», wird Alexander Muhm, Leiter Güterverkehr der SBB, in der Mitteilung zitiert. Über den Kaufpreis machen weder SBB Güterverkehr noch Stadler Rail in ihren Mitteilungen Angaben.

Die neuen Loks seien leicht, aber dennoch hochleistungsfähig: Sie können gemäss SBB etwa ein Drittel mehr Lasten ziehen als die heute eingesetzte vierachsige Lokomotive Re420. Gleichzeitig seien sie sehr effizient und benötigten bei höherer Leistung trotzdem weniger Energie als andere Lokomotiven. Die neuen Lokomotiven können zunächst in der Schweiz, Deutschland und Österreich verkehren, anfängliche Konfiguration kann in Zukunft aber auf andere Länder ausgeweitet werden.

Rangierloks werden nicht mehr benötigt

Weitere Vorteile der neuen Flotte: Die Loks können später mit der digitalen automatischen Kupplung nachgerüstet werden, die als Schlüssel für die Automatisierung und Digitalisierung des Schienengüterverkehrs gilt. Und vor allem: Sie machen den Rangierverkehr auf nicht elektrisierten Strecken überflüssig. Dies, weil sie neben einem Elektroantrieb auch einen Batterieantrieb haben. «So können diese Loks auch die ersten und letzten Kilometer von der Abholung bis zur Zustellung von Gütern beim Kunden übernehmen», heisst es in der Mitteilung. Bisher mussten diese Leistungen von dieselbetriebenen Rangierlokomotiven durchgeführt werden. Zunächst werden in einer ersten Lieferungstranche 22 von 36 Fahrzeugen mit diesem sogenannten Last-Mile-Modul ausgestattet sein.

Neue Flotte ersetzt Altbauloks

Mit der Einführung der neuen Flotte wird in der Schweiz auch ein Stück Eisenbahngeschichte enden. Die legendären Lokomotiven Re420 und Re460, früher als Re 4/4 und Re 6/6 bezeichnet, werden verschrottet. Die vierachsigen Re420 waren ab 1964 auf den Schweizer Schienen als Universallokomotiven unterwegs, die Re620 ab 1972, die anfangs vor allem für schwere Züge am Gotthard eingesetzt wurden. Total wurden 89 Re620 und 273 Re420 gebaut. Beide Lokomotivtypen waren ursprünglich im SBB-typischen tanngrün lackiert, später wurden sie auch aus Sicherheitsgründen rot angestrichen.Für die vierachsigen Re420 wurden kürzlich in Balsthal für das 60-jährige Dienstjubiläum gefeiert: 26 Re420 wurden zu einer Lokparade formiert, was Trainspotter aus dem In- und Ausland anlockte.

26 Re420 bei einer Lokparade bei Balsthal.
Bild: zvg

60 Prozent weniger Betriebskosten

Ziel von SBB Güterverkehr ist eine Standardisierung der Flotte. Heute besitzt SBB Cargo 200 Streckenlokomotiven von fünf verschiedenen Typen. In Zukunft soll nur noch ein Typ eingesetzt werden. Und: Anstatt heute 27 Wagentypen sollen künftig noch drei eigene Standardwagen und noch ein Typ Rangierlok im Portfolio stehen. Die Standardisierung werden die Betriebskosten der SBB Güterverkehrsflotte etwa um 60 Prozent verringern, heisst es in der Mitteilung vom Donnerstag.