Viel zu teuer: Aus für die hängenden Gärten von Baden – dafür sollen Bäume die «Betonwüste» grüner machen
Die hängenden Gärten von Babylon zählten zu den sieben Weltwundern der Antike. Autoren berichteten über eine riesige Gartenanlage, die rund 600 vor Christus gebaut und mit einem aufwendigen System bewässert wurde – und das Mitten in der Wüste im heutigen Irak.
Auch in der Stadt Baden sollten hängende Gärten gebaut werden, auch hier mitten in einer Wüste – einer «Betonwüste», wie es Stadtammann Markus Schneider (Mitte) formulierte. «Es soll eine Ecke der Stadt Baden begrünt werden, die seit Jahren als Schandfleck bezeichnet wird», sagte er.
Geplant war die vertikale Begrünung der meterhohen, grauen Betonmauern beim Löschwasserbecken vor dem «Blinddarm». Die Klimaveränderung führe zu einer zunehmenden Hitzebelastung in Städten, teilte die Stadt mit; die Pflanzen an den Wänden sollten zur Abkühlung und besserer Luft beitragen.
Vertikale Begrünungen hätten aber auch ein grosses Potenzial als Gestaltungselement: «Sie schaffen Identität und sind ein Statement für eine nachhaltige und klimafitte Stadtentwicklung.»
1,5 Millionen Franken statt 340’000 Franken
Doch nun ist das Projekt gestoppt worden. Der Budgetkredit von 340’000 Franken aus dem Jahr 2021 wurde nicht umgesetzt. Im Budget für das Jahr 2022 ist die Rede von der «Realisierung einer Pflanzung mit Bäumen statt der ursprünglich vorgesehenen Vertikalbegrünung als nachhaltigere und ökologisch sinnvollere Lösung».
Warum ist das Projekt aufgegeben worden? Stadtammann Markus Schneider erklärt:
«Einerseits haben die Finanzen eine Rolle gespielt. Der Kostenrahmen hätte bei Weitem nicht gereicht.»
Die neue Lösung mit Bäumen sei zudem nachhaltiger: «Bäume spenden auch noch Schatten, im Gegensatz zu Pflanzen an Wänden.»
Stadtrat Benjamin Steiner (Team), Vorsteher des Ressorts Bau, ergänzt: «Vertiefte Abklärungen haben gezeigt, dass der ursprüngliche Kredit von 340’000 Franken nicht ausgereicht hätte.» Rund 1,5 Millionen Franken hätte die Umsetzung der hängenden Gärten gekostet.
Bei der sogenannten «wandgebundenen Begrünung» wären Pflanzen an der Wand angemacht worden. Steiner erklärt:
«Jedes einzelne Pflänzchen hätte bewässert werden müssen. Im Unterhalt wäre diese Lösung viel zu teuer geworden, auch ein Technikraum wäre benötigt worden.»
Hinzu käme die Problematik, dass die Wand beim Löschwasserbecken vom Kanton in regelmässigen Abständen auf Risse überprüft wird. «Die Pflanzen hätten bei jeder Überprüfung heruntergenommen werden müssen.» Aufwand und Ertrag wären bei dieser Lösung in keinem guten Verhältnis zueinander gestanden.
Alternative: Bäume vor dem Löschwasserbecken
An seinem Grundsatzentscheid hält der Stadtrat aber fest: «Die Stadt muss grüner werden», sagt Benjamin Steiner. «Gerade im Gebiet vor dem Blinddarm. Dieses soll auch optisch ansprechend sein.»
Die 340’000 Franken werden nun für ein Alternativprojekt verwendet: Das Geld wird gebraucht, um Bäume vor dem Löschwasserbecken zu pflanzen. «Es handelt sich sowohl aus finanzieller als auch aus ökologischer Sicht um die sinnvollere Variante», so Steiner. «Bäume spenden Schatten, liefern Sauerstoff, und sind Heimat für Vögel und Insekten.»
Mehrere Bäume werden gepflanzt
Der Platz vor dem Löschwasserbecken werde doppelt profitieren: «Wir nutzen die Gelegenheit der Pflanzungen, um die Betonwüste und den Teerwulst vor dem Löschwasserbecken aufzubrechen und optisch aufzuwerten», sagt Benjamin Steiner. Die Bäume werden dort gepflanzt, wo aktuell die Container eines Corona-Testcenters stehen.
Für das Projekt werde ein Baugesuch benötigt. Dies, weil die Bäume nahe an der Strasse gepflanzt werden, die dem Kanton gehört. Stadtrat Benjamin Steiner sagt: «Wir wollen das Projekt noch dieses Jahr anpassen und danach rasch umsetzen.»