Sie sind hier: Home > Fussball > Habemus Cupfinal: Wie der FC Basel gegen Lausanne zweimal den Kopf aus der Schlinge zog und für Ekstase sorgt

Habemus Cupfinal: Wie der FC Basel gegen Lausanne zweimal den Kopf aus der Schlinge zog und für Ekstase sorgt

Der FC Basel gewinnt den Cup-Halbfinal trotz doppeltem Rückstand nach Verlängerung gegen Lausanne und steht nach der Willensleistung vor dem 14. Cupsieg. Auch eine bemerkenswerte Serie des Trainers geht weiter.

«Habemus Xherdan» steht auf einem Banner, das die Muttenzerkurve kurz nach Anpfiff des Cuphalbfinals gegen Lausanne-Sport präsentiert. Dazu steigt einen Tag nach der Beisetzung von Papst Franziskus und vor dem Beginn des Konklaves bereits weisser Rauch im Joggeli auf. Mit 16 Toren und 18 Assists ist Captain Xherdan Shaqiri seit seiner Rückkehr Basels Fussball-Papst. Und er begeistert die 33’071 Zuschauenden am Sonntagnachmittag erneut mit wichtigen Torbeteiligungen. Aber dazu später mehr.

Im Final wartet Drittligist Biel, das am Samstag gegen YB mit sämtlichem Matchglück des Jahres gesegnet war. Doch der Beginn des zweiten Halbfinals gehört Lausanne. Das hohe Anlaufen der Gäste ärgert den zum fünften Mal unverändert aufgestellten FCB im Spielaufbau und bringt vor allem den sonst so sicheren Ballverteiler Leon Avdullahu immer wieder in Bedrängnis.

Die grossen Torchancen bleiben aber zunächst aus. Marwin Hitz und Goalie-Kollege Karlo Letica schnappen sich die Hereingaben, ehe es richtig gefährlich wird. Die besseren Angriffe werden aber vom einzigen Super-League-Team inszeniert, gegen das der FC Basel in dieser Saison noch nicht gewinnen konnte. Als Innenverteidiger Kevin Mouanga dann in der 27. Minute die vierte Gäste-Ecke per Kopf in die Maschen befördert, muss der neutrale Beobachter konstatieren, dass dieses 1:0 dem Spielverlauf entspricht. Hitz muss nach 317 torlosen Minuten erstmals wieder einen Ball aus dem Netz holen.

Torschütze Mouanga sorgt dann sieben Zeigerumdrehungen später für die nächste Szene mit Diskussionsbedarf. Denn seine Hand blockt einen Distanzschuss von Shaqiri. Doch weil das vermeintliche, wenn auch unabsichtliche Foul ausserhalb des Strafraums geschah, greift der VAR nicht zum Funk. Die Aufregung ist dennoch gross. Erst stehen Hitz und Olivier Custodio Stirn an Stirn, kurz darauf auch Raoul Giger und Shaqiri. Hitzige Zweikämpfe prägen auch die Phase bis zur Pause. In die geht Lausanne mit einer knappen Führung, weil Letica gegen Metinho pariert und auch Philip Otele aus guter Position neben das Tor schlenzt.

Zwei Shaqiri-Ecken bringen zwei Ausgleiche

Der Ausgleich fällt nur 44 Sekunden nach Wiederanpfiff. Und natürlich steht eine Shaqiri-Ecke am Ursprung des Tores. Über gegnerische Beine und Oteles Brust landet der Ball vor dem Fuss von Bénie Traoré, der seinen ersten Treffer im Schweizer Cup erzielt und den FCB damit zurück ins Spiel schiesst.

Dieses befindet sich jetzt auf Messers Schneide. Direkt im Anschluss an den Ausgleich scheitert Custodio an Hitz, der den Ball nur vor die Füsse von Fousseni Diabaté klären kann. Doch der Lausanne-Flügel schiebt den Ball am Tor vorbei. Auf der Gegenseite verpasst Traoré das 2:1 für den FCB, als er einen abgefälschten Ball Zentimeter am Tor vorbeistochert.

In der 65. Minute bringt der zwei Minuten zuvor eingewechselte Aliou Baldé das äusserst laute Joggeli kurzfristig zum Schweigen. Nach einem langen Letica-Schlag und einem Missverständnis von Josafat Mendes und Jonas Adjetey ist Baldé plötzlich alleine vor Hitz und bezwingt diesen zum 2:1.

Die Kraft der Fans

«Ich habe auch an uns geglaubt, als wir zum zweiten Mal in Rückstand geraten sind», sagt Dominik Schmid nach dem Spiel und nennt die Heimfans und die Moral des Teams als Gründe für das neuerliche Comeback, das in der 74. Minute Form annimmt. Wieder steht der Basler Fussball-Papst an der Corner-Flagge. Das, weil der starke Letica zuvor seinen Freistoss aus dem Winkel gekratzt hatte. Scharf kommt der Ball auf den ersten Pfosten, wo Baldé den Kopf hinhält und per Eigentor auf 2:2 stellt.

Trainer Fabio Celestini hatte zwei Minuten vorher mit einem Doppelwechsel die Schlussoffensive lanciert. Mit Anton Kade als Aussenverteidiger und Shaqiri im defensiven Mittelfeld drückt der FCB in der Folge auch auf das 3:2. Doch dieses fällt zunächst nicht, weil Kevin Carlos nach einem Shaqiri-Traumpass in die Gasse an Letica scheitert. Die Verlängerung muss entscheiden.

Auch hier hat der FCB mehr vom Spiel. «Mit unseren Fans sind wir immer ein Mann mehr», sagt Leon Avdullahu. Und vom Heimpublikum angepeitscht, das später auch von Gästetrainer Ludovic Magnin als «unglaublich» bezeichnet wird, drückt der FCB weiter. Der ebenfalls eingewechselte Léo Leroy verzieht in der 101. Minute nach Pass von Marin Soticek knapp und der Jubel bleibt den bereits aufgesprungenen Fans nochmals in der 104. Minute im Halse stecken, weil Letica auch den Kopfball von Carlos mit seiner Pranke gerade noch von der Linie kratzt.

In der 110. Minute ist der beste Spieler der Partie dann doch zum dritten Mal geschlagen. Leroy heisst der Siegtorschütze, der anschliessend am Zaun mit Fans und Teamkollegen feiert. «Es waren viele Emotionen im Spiel», sagt der Franzose, der seinen Stammplatz zuletzt an Metinho verloren hat. Nach einem geblockten Schuss von Carlos landet der Ball vor Leroys Fuss, der sich nicht zweimal bitten lässt und mit einem satten Schuss für die Entscheidung sorgt.

Wenig später ist der Jubel im Joggeli grenzenlos. Denn Schiedsrichter Fedayi San beendet um 18.09 Uhr die Partie. Habemus Cupfinal, heisst es jetzt für den FC Basel. Zum 24. Mal in seiner Vereinsgeschichte. Am 1. Juni im Berner Wankdorf soll der 14. Cup-Titel gefeiert werden. «Es war ein schwieriges Spiel. Am Schluss hatten wir mehr Energie und Moral als der Gegner und sind jetzt mit einer Hand am Pokal», sagt Shaqiri, der aber gleich im nächsten Satz auf die Euphoriebremse drückt: «Jetzt konzentrieren wir uns erst einmal auf die Liga.» Dort gastiert am Sonntag der Tabellenzweite Servette zum ersten Spiel der Meisterrunde in Basel.

Cup-Experte Celestini in Ekstase vor der Kurve

Während seine Spieler noch auf der Ehrenrunde sind, läuft Celestini mit einem lauten «Vamos» alleine auf die Muttenzerkurve zu, wo er mit den Fans ausgelassen jubelt und tanzt. «Das war ein einzigartiger Moment. Während des Spiels musste ich meine Emotionen noch bremsen», sagt Celestini später.

Der FCB-Trainer darf sich Cup-Experte nennen. Denn 15 der letzten 16 Cuppartien als Trainer von Luzern und Basel hat er gewonnen. Nur der Viertelfinal gegen Lugano ging vor einem Jahr nach Elfmeterschiessen verloren. Am 1. Juni könnte Celestini nach 2021 mit Luzern zum zweiten Mal als Trainer die Sandoz-Trophäe, welche er bereits als Spieler 1998 und 1999 mit Lausanne gewinnen konnte, in die Luft stemmen. Dann darf im Wankdorf vielleicht sogar ein Banner mit der Aufschrift «Habemus Double» gemalt werden.

Schreiben Sie einen Kommentar