Halb so wild? Ökonomen glauben, Omikron habe nur milde Folgen
Als Hauptargument gegen Panik führen die Ökonomen an: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hätten gelernt mit Corona-Restriktionen zu leben. Die Ökonomen der Investmentbank Goldman Sachs haben nachgezeichnet, wie mit jedem Lockdown die Massnahmen weniger einschneidend wurden, der wirtschaftliche Schaden geringer. In ihrem Hauptszenario gehen sie davon aus, dass Omikron nur Anfang 2022 das globale Wachstum etwas drücken wird. Dann gebe es neue Impfstoffe und eine robuste Erholung.
Und ein mögliches Szenario ist immer noch, dass alles mehr oder weniger bleibt, wie es ist – Omikron erweist sich gar nicht als gefährlicher als die Delta-Variante. In der «Financial Times» werden die aktuellen Einschätzungen von Ökonomen so zusammengefasst: «Es wird erwartet, dass die ökonomischen Folgen nur gering sind.»
Entscheidend sind die Impfstoffe. Die Ökonomen von Goldman Sachs heben die Fähigkeit hervor, dass diese rasch angepasst und massenweise hergestellt werden können. Tatsächlich haben sich Pfizer und BionTech entsprechend geäussert. Es sei möglich, ihren mRNA-Impfstoff in nur sechs Wochen zu überarbeiten und in 100 Tagen die ersten Chargen zu versenden. Ähnlich liess sich der Chef von Moderna verlauten. Natürlich genüge eine Woche nicht, damit Moderna und Pfizer gleich Milliarden von Impfstoffen liefern könnten. «Aber können wir das bis zum Sommer schaffen? Klar können wir.»
Kein Grund zur Panik. Das scheinen auch die Finanzmärkte zu denken, nachdem sie zunächst leichte Anzeichen davon zeigten. Am Freitag gaben die Börsen deutlich nach. Am Montag ging es weiter bergab, doch dann folgte ein Sprung nach oben. Am Ende des Börsentages blieb ein knappes Plus. Am Dienstag verlief es ähnlich: Erst grössere Verluste, dann eine Erholung, am Ende ein knappes Minus. Das Festhalten an Aktien hat mit deren Alternativlosigkeit zu tun. Zig Investoren lauern auf günstige Kaufgelegenheiten.
Bergbahnen kontern: Es ist ein Ding der Unmöglichkeit
Und doch könnte es einigen Branchen weh tun, sollte es noch mehr Massnahmen geben, als sie der Bundesrat gestern in die Konsultation schickte. Es ist nur so, dass derlei Branchenverluste gemessen an der Gesamtwirtschaft weniger ins Gewicht fallen. So ist in der Schweiz etwa der Tourismus viel weniger gewichtig als in Österreich. Eine üble Nachricht ist die neue Variante dagegen für leidgeplagte Betriebe wie Restaurants, Bergbahnen oder Detailhändler. Bleiben mehr Arbeitnehmende im Homeoffice, gibt es zum Beispiel weniger Spontaneinkäufe und wird weniger für Verpflegung ausgegeben. Wird die Zertifikatspflicht auf die Bergbahnen ausgeweitet, entstehen neue Kosten.
Dies kommt darum für Hans Wicki nicht in Frage. Der FDP-Ständerat und Präsident der Seilbahnen Schweiz sagt über die Zertifikatspflicht: «Es ist ein Ding der Unmöglichkeit.» Die Kontrolle sei weder technisch noch manuell möglich. Es fehlten die notwendigen Geräte. Die Überprüfung durch Kontrolleure vor Ort dauere viel zu lang, weil die Menschen nicht nur ihre Handschuhe ausziehen müssten, sondern auch Skier und Stöcke halten müssten.