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Ab nach Wien! Die Frauen-Nati feiert grössten Erfolg der Geschichte und zieht in EM-Hauptrunde ein

Die Schweizer Handballerinnen schaffen in Basel Historisches: Dank des Siegs gegen Kroatien setzt das Team die wundersame EM-Reise in Wien fort. Der Abend im Joggeli zeigt: Die Nati hat einen Reifeprozess hinter sich.

Es war schon spät, speziell für einen Dienstagabend, doch wen in der St. Jakobshalle interessierte das schon. Das Joggeli war längst zur Festhütte mutiert. Auf dem Feld tanzten die Spielerinnen, aus den Boxen dröhnten die bekannten Gassenhauer, stereotyp, aber nicht verkehrt. Es gab ordentlich zu ­feiern: den grössten Erfolg in der Geschichte des Schweizer Frauenhandballs.

26:22 gewann die Nati ihren Direktvergleich mit Kroatien. Damit wird sie ihre wundersame EM-Reise ab dem Donnerstag in der österreichischen Hauptstadt Wien fortsetzen. Deutschland, Slowenien, Norwegen und die Niederlande werden die Gegner heissen. Doch diese Namen waren den Schweizerinnen an diesem Abend herzlich egal. «Gepackt habe ich noch nichts, erst wird gefeiert», liess Rückraumspielerin Daphne Gautschi wissen.

Der Auftakt hätte besser nicht sein können

Nicht alles verlief im Sinne des Heimteams, der Start in die Partie aber hätte makelloser nicht sein können. Keine fünf Minuten waren gespielt, da hatte Torhüterin Lea Schüpbach bereits drei Paraden gesammelt, und die Nati führte nach drei sauber herauskombinierten Toren 3:1. Die erste Hürde war gemeistert, der Beweis erbracht, dass sich die Spielerinnen von der Bedeutungsschwere der Aufgabe nicht verunsichern liessen.

Was die Anfangsminuten aber auch illustrierten: Abhängen liessen sich die turniererprobten Kroatinnen nicht widerstandslos. Die Schweiz war ­besser – die Zwei-Tore-Führung aber im Nu wieder dahin. Erst hiess es 4:4, dann 5:5.

Die 17-jährige Era Baumann zeigte einen wagemutigen Auftritt.
Bild: Georgios Kefalas / AP

Nati-Coach Knut Ove Joa reagierte, brachte die erfahrene Spielgestalterin Kerstin Kündig, um der Offensive wieder vermehrt Struktur zu verleihen. Und die Entscheidung war goldrichtig. Kündig lenkte das Spiel, Kreisläuferin Schmid brachte Physis, Flügelspielerin Mia Emmenegger verwertete die Gegenstösse.

Und als die gerade mal 17 Jahre alte Era Baumann einen Penalty ins Tornetz drosch zum 8:5, erging sich die Anhängerschaft auf den Rängen in einem Jubelschrei, der die Dezibel heftig in die Höhe trieb. Der kroatische Coach griff zum Timeout, im Ersuchen um Besserung. Doch jetzt drehten die Schweizerinnen erst so richtig auf.

In der zweiten Halbzeit mussten die Schweizerinnen noch einmal heftig um den Sieg bangen.
Bild: Georgios Kefalas / EPA

Schüpbach hielt weiter wie von einem anderen Stern, ihre Teamkolleginnen trafen vorne in nahezu jedem Angriff ins Tor, die Kroatinnen mehrmals Pfosten und Latte. Es folgte das nächste verzweifelte Timeout des Gasts, wieder verpuffte es im Nichts. Die Nati erhöhte das Skore, vom 5:5 zum zwischenzeitlichen 15:6. Zur Halbzeit prangte ein 16:10 vom LED-Bildschirm – komfortabel, aber trügerisch. Die Fans feierten vorsorglich, als sei der Sieg bereits beschlossene Sache.

Eine hohe Führung, das hatten die Schweizerinnen doch schon. Am vergangenen Freitag war es gegen die Färöer fast noch schief gegangen. Und diesmal? Liessen die ersten Anzeichen nichts Gutes erahnen. Die zweite Halbzeit begann miserabel. Baumann verwarf einen Siebenmeter, Schüpbach kassierte einen Kullerball, Schmid traf die Latte. Und Kroatien war herangerückt, auf 13:16. Nun drückte Ove Joa den Timeout-Buzzer.

Diesmal hatte die Angst keine Chance

Das Zitterspiel war eingeläutet, und mit ihm die bange Frage, in welche Richtung das Pendel ausschlagen würde. Und wie die Nati nun mühselig um ihre Beute rang, wie jedem einzelnen Tor ein Willens- und Kraftakt innewohnte, da war ihr anzumerken, dass sie in nur wenigen Tagen einen Reifeprozess vollzogen hatte. Die Angst zu verlieren übernahm nicht mehr Überhand, die Lust aufs Gewinnen war stärker.

Es half, dass die Kroatinnen nicht unwiderstehlich aufspielten. Doch sich aus dem Tief zu manövrieren, das bekamen die Schweizerinnen meisterlich hin. Und mit jeder Minute reifte die Gewissheit: Ihren Erfolg liessen sie sich nicht mehr nehmen.

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