Die Schweizer Frauen-Nati startet in ihr Heim-Turnier – und steht gleich mächtig unter Zugzwang
In Basel wird für gewöhnlich mit Leidenschaft dem Fussball gefrönt, gegenwärtig auch völlig zurecht, grüsst der FCB bekanntlich von der Tabellenspitze. Nun macht es sich in der Stadt allerdings ein zweiter Sport bequem, zumindest für die Dauer von knapp einer Woche: der Handball.
Heute Freitag startet mit der Schweiz das letzte Gastgeberland in die Handball-EM der Frauen. Am Donnerstag waren bereits die Co-Gastgeber Österreich und Ungarn in ihren jeweiligen Heim-Hallen in Innsbruck respektive Debrecen im Einsatz. Und auch in Basel wurde schon gespielt, unter anderem gaben die Mitfavoritinnen aus Spanien und Frankreich erste Visitenkarten ab.
Eine Kulisse, an die man sich gewöhnen muss
Die St. Jakobshalle ist in den vergangenen Tagen in eine veritable Handballstätte verwandelt worden. Hellblauer Boden wurde verlegt und Werbebanden mit bunt schimmernden LED-Leuchten aufgestellt. Ein internationaler Standard eben, wie ihn sich die Top-Teams gewohnt sind, für viele der Schweizer Spielerinnen aber noch immer surreal anmuten mag.
Erst zum zweiten Mal sind die Handballerinnen an einer EM vertreten. Die Premiere fand 2022 statt, wo es gegen die Norwegerinnen und Ungarinnen Niederlagen absetzte, aber gegen Kroatien immerhin ein beachtliches Remis heraussprang. Auf die Kroatinnen trifft die Schweizer Auswahl heuer wieder, zum Abschluss der Gruppenphase. Erst jedoch gilt es ein Spiel zu bewältigen, das mit der im Jargon geläufigen Phrase «Pflichtaufgabe» bedacht werden muss.
Läuft alles nach Plan, kommt es zur Finalissima
Der Vorstoss in die EM-Hauptrunde in Wien ist das erklärte Ziel der Schweizerinnen. Und weil im zweiten Gruppenspiel am Sonntag gegen das Grosskaliber Dänemark erfahrungsgemäss nichts zu holen sein wird, schlägt dem Auftakt gegen die Färöer (heute ab 18 Uhr live auf SRF zwei) sogleich kapitale Bedeutung entgegen. Im Vergleich mit dem nordatlantischen Zwergstaat tut ein Sieg – es wäre der erste an einer EM überhaupt – dringlichst Not, damit am kommenden Dienstag die Finalissima gegen Kroatien über die Bühne gehen kann. Läuft alles nach Plan, wird in jener Partie der Gruppenzweite hinter Dänemark ermittelt werden.
Vor drei Jahren trafen die Schweizerinnen zuletzt auf die Färöer und gewannen überlegen 26:18. In der Zwischenzeit hat sich in beiden Ländern handballerisch aber einiges getan, was auch Knut Ove Joa anerkennt: «Unsere Spielerinnen haben grosse Fortschritte gemacht, doch auch die Färöer haben ein gutes Team, das sich im Aufschwung befindet», sagt der Norweger, der seit August 2023 die Schweizer Frauen-Nati trainiert. Und auch Captain Kerstin Kündig befindet: «Die Färingerinnen sind gefährlich.»
Sowohl dem Coach wie auch seiner Schlüsselspielerin wird indes bewusst sein, dass alles andere als ein erfolgreich verlaufenes Startspiel einer schweren Enttäuschung gleichkäme. Die Schweiz, die überdies mit dem Selbstverständnis von fünf Vorbereitungssiegen in Folge antritt, ist klar favorisiert.
Die Frage wird sein, wie gut die Nati an ihrer Heim-EM mit dem Druck zurechtkommt. Das Gros der Spielerinnen wird erstmals ein Handballspiel vor mehreren Tausend Zuschauern bestreiten. Bis Donnerstag waren rund 4600 der insgesamt 5500 Tickets für den heutigen Freitag abgesetzt, die restlichen knapp achthundert Plätze in der Halle sind für Offizielle und freiwillige Helfer reserviert. Für Sonntag wurden bereits 5100 Karten verkauft.
Ein ausverkauftes Joggeli zu bespielen kann freilich beflügeln, aber auch überfordern. Kreisläuferin Tabea Schmid ist der festen Überzeugung, dass Ersteres der Fall sein wird: «Wir lassen uns nicht stressen, egal was passiert», sagt sie. Es klingt nach einem lohnenden Mantra für ein möglichst erinnerungswürdiges Turnier.