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Die bange Frage vor dem Endspiel gegen Kroatien: Bekommt es die Frauen-Nati mit der Angst zu tun?

Gegen Titelfavorit Dänemark glänzten die Schweizer Handballerinnen – nun müssen sie im finalen Gruppenspiel gegen Kroatien beweisen, dass sie auch mit Druck umgehen können. Es geht um den Einzug in die EM-Hauptrunde. Plus: Wir verlosen Tickets.

Sport kann verwirrlich sein, die Sinne vernebelnd. Die vergangenen Tage etwa lieferten den neuerlichen Beweis, dass sich ein Sieg nicht immer wie ein Sieg und eine Niederlage nicht immer wie eine Niederlage anfühlen muss.

In den Katakomben der Basler St. Jakobshalle führte das am Freitag zu einer kuriosen Szenerie. Da standen die Schweizer Handballerinnen im «Mixed Zone» genannten Bereich, wo Fragen gestellt und Antworten gegeben werden. Und die eine oder andere blickte drein, als sei soeben grosses Ungemach über sie ergangen. Moment mal, hatte die Nati nicht gerade 28:25 gegen die Färöer gewonnen, die Heim-Europameisterschaft erfolgreich lanciert und nebenher den allerersten EM-Sieg der Verbandsgeschichte errungen? Schon. Aber die Art und Weise war es, die nicht jeder und jedem in den Kram passte.

Trainer Knut Ove Joa zum Beispiel wirkte, als sei er drauf und dran, sich bei jedem einzelnen der 4670 Fans in der Halle für den Auftritt zu entschuldigen. Zu fest sass dem Norweger der Schreck in den Knochen, dass sein Team einen Zehn-Tore-Vorsprung beinahe spektakulär verspielt hatte. In einem Spiel voller Fehler, das qualitativ als eines der schlechteren des Turniers in Erinnerung bleiben wird, war die Nervosität nie aus den Köpfen der Spielerinnen gewichen.

Gegen zähe Färingerinnen verspielte die Nati um Rückraumspielerin Daphne Gautschi beinahe einen Zehn-Tore-Vorsprung.
Bild: Georgios Kefalas / Keystone

Das gaben auch die Beteiligten freimütig zu. Flügelspielerin Mia Emmenegger etwa sagte: «Irgendwann, wenn es nicht mehr läuft wie du willst, fängst du an zu denken und zu denken. Das ist das Schlimmste im Handball, wo du vieles mit der Intuition machen musst.» Und Daphne Gautschi räumte ein: «Wir hatten Angst vor dem eigenen Erfolg.»

Spielen ohne Angst und mit Genuss

Emmenegger und Gautschi blieben auch am Sonntag wieder in der Mixed Zone stehen. Und diesmal war kein Hadern, keine Furcht auszumachen. Vielmehr war ihnen unentwegt nach Lächeln zumute, so süss hatte die 30:35-Niederlage gegen Dänemark augenscheinlich geschmeckt. Das Resultat war Nebensache – der Stolz, den Titelfavoriten mit einer superben Leistung gefordert zu haben, überwog. «Wir spielten ohne Angst», meinte Gautschi, Emmenegger sagte: «Wir konnten es geniessen.»

Die Nati hatte sich und der Handball-Welt also bewiesen, dass sie gross aufzuspielen vermag. Der Haken an der Sache war nur: Sie tat dies in jenem Gruppenspiel, das von geringster Bedeutung war, weil mit einer Niederlage gegen Dänemark ohnehin gerechnet werden musste. Was die Frage barg, ob die Nati auch dann über sich hinauswachsen kann, wenn der Druck im Maximalbereich operiert.

5423 Fans machten die Partie der Schweizerinnen gegen Dänemark zum Rekordspiel. Wird die Atmosphäre das Team weiterhin tragen?
Bild: Marc Schumacher/Freshfocus

Nicht anders ist die Ausgangslage zu deuten, die sich vor dem abschliessenden Gruppenspiel am Dienstagabend (ab 20.30 Uhr live auf SRF zwei) gegen Kroatien eröffnet. Ein Remis reicht bereits, um die EM-Hauptrunde zu erreichen, die ab Donnerstag in der österreichischen Hauptstadt Wien ausgetragen wird. Die erschreckend schwache Darbietung der Kroatinnen beim 17:17 gegen die Färöer haben die Schweizerinnen am Sonntag am Rande ihres Matches gegen Dänemark mitbekommen. «Wir waren ehrlich gesagt ein wenig überrascht», sagte Emmenegger später.

Ein Remis würde reichen – darauf verlassen sollte man sich nicht

Daraus einen Vorteil abzuleiten kann jedoch trügerisch sein. Zumal das kroatische Team, immerhin EM-Dritter von 2020, freilich auch imstande sein wird, besseren Handball zu spielen als bislang. «Wir werden die Kroatinnen nicht unterschätzen», versprach Lea Schüpbach. Die Torhüterin war bereits vor zwei Jahren dabei, als sich die beiden Teams schon einmal in der Gruppenphase begegneten und 26:26 spielten.

Dieses Ergebnis würde, zur Erinnerung, für das Weiterkommen genügen. Auf ein solches Nervenspiel würde man im Schweizer Lager aber mit Sicherheit gerne verzichten.

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