Sie ist der Schlüssel zum nächsten Überraschungssieg unserer Handball-Nati
«Mir händ en Goalie, mir händ en Goalie, mir händ en super super Goalie», singen sie im Publikum begeistert. Sie tun das, weil die Torhüterin der Handball-Nati, Lea Schüpbach, im entscheidenden EM-Gruppenspiel gegen Kroatien ihren Kasten in der ersten Halbzeit zwischenzeitlich vernagelt. Dadurch erspielt sich die Schweiz einen grossen Vorsprung, von dem sie nach der Pause noch zehren kann, als es nicht immer rund läuft.
Als die Partie gewonnen ist und der Einzug in die Hauptrunde dieser EM feststeht, wird Schüpbach unter frenetischem Applaus der Fans in der Basler St. Jakobshalle zur besten Spielerin des Abends gewählt. Auch in den Spielen davor gegen die Färöer Inseln und Dänemark weiss die Winterthurerin zu gefallen und ist entsprechend zufrieden mit ihren Leistungen.
Zwei Tage später sieht die Welt der 27-Jährigen anders aus: Im ersten Spiel der Hauptrunde, gegen Deutschland, fehlt der Schweiz die Energie. Auch Schüpbach hat wenig Einfluss auf die Partie, wird noch vor der Pause ausgewechselt. Am Ende gibt es eine klare 27:36-Niederlage.
Plötzlich muss sie um die EM-Teilnahme bangen
Vereinfacht lässt sich sagen: Wenn Schüpbach ihr Team nicht mit ihren Paraden zu tragen vermag, wird es mit einem Schweizer Sieg schwierig. Ihre Paraden sind der Schlüssel zum Sieg und damit zu einer nächsten Überraschung an dieser Europameisterschaft.
Dass sie an diesem Turnier das Schweizer Tor hütet, ist alles andere als logisch: Am 31. Oktober 2023 reisst sie sich im Training mit ihrem Verein TuS Metzingen das Kreuzband, bangt um die EM-Teilnahme. Dank gutem Rehaverlauf und einer grossen Portion Motivation ist sie nach neun Monaten zurück auf der Platte und findet nach kurzer Angewöhnungszeit zur alten Stärke.
Wenn sie auf dem Feld steht, strahlt sie Sicherheit aus. Ihre Paraden geben ihren Teamkolleginnen einen Schub und das Vertrauen, dass hinter ihnen eine zwischen den Pfosten steht, die auch mal einen Fehler ausbügelt. Schüpbach wartet vor den Würfen lange, dann bewegt sie sich explosiv in eine Ecke. Wie im Lehrbuch. Wenn sie einen Ball hält, jubelt sie lautstark, dazu ballt sie ihre Fäuste nahe am Körper.
Mit vollen Batterien will die Nati zeigen, dass sie nicht unverdient in der Hauptrunde steht
Am Samstag (15.30 Uhr) spielt die Schweiz als Underdog gegen Slowenien das zweite Hauptrundenspiel. Schüpbach bereitet sich minutiös vor, schreibt alles über ihre Gegnerinnen in ein kleines Buch. Was steht da nun drin? «Die Sloweninnen haben mit Tjasa Stanko und Ana Abina zwei starke Spielerinnen im Rückraum, die körperlich stark sind, aber auch mit ihren Täuschungen und Würfen aus der zweiten Reihe gefährlich sind.» Der Eindruck täuscht nicht: Stanko ist aktuelle Turnier-Topskorerin, Abina liegt auf Rang 9.
Es wird also keine einfache Aufgabe für die Schweiz. Warum glaubt Lea Schüpbach nach dem Einzug in die Hauptrunde an eine weitere Überraschung, also an einen Sieg gegen Slowenien in diesem Fall? «Weil wir am Freitag unseren freien Tag für die Regeneration nutzen konnten und nun topmotiviert für diese Partie sind. Wir wollen zeigen, dass wir nicht unverdient in diese Hauptrunde eingezogen sind.»