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Wieder wird es deutlich: Nach gutem Start bricht die Handball-Nati gegen Slowenien komplett ein

Wie schon gegen Deutschland erleiden die Schweizer Handballerinnen auch im zweiten Spiel der Hauptrunde eine Niederlage mit neun Toren Unterschied. Dabei zeigt die Nati in der ersten Halbzeit, zu was sie imstande ist. Doch nach der Pause folgt ein heftiger Einbruch.

Fünf Sekunden vor Spielschluss erlöste Norma Goldmann das Schweizer Team. Sie traf. Quälende 13 Minuten lang waren sie und ihre Teamkolleginnen zuvor ohne eigenen Treffer geblieben. Weil ihre Gegnerinnen in derselben Zeitspanne acht Tore drauflegten, erwuchs eine Niederlage, die man nicht mehr ehrenvoll nennen konnte. Vielmehr nahm sie bedenkliche Züge an.

«Das war nicht gut genug, das war schlicht nicht gut genug», wiederholte sich Trainer Knut Ove Joa hinterher beim Versuch, eine einigermassen schlüssige Erklärung zu liefern. Wirklich gelang es ihm nicht. 25:34 lautete das Schlussverdikt gegen Slowenien. Wieder war man neun Tore schlechter als der Gegner gewesen, wie schon zwei Tage zuvor gegen Deutschland.

Jubilarin Frey sieht Rot

Dabei hatte man doch gedacht, dass man den Sloweninnen würde auf Augenhöhe begegnen können. Traf man schliesslich auf ein Team, das sich ähnlich wie man selbst im Umbruch befindet. Ein Team, in welchem viele jugendliche Kräfte auf EM-Niveau erste Erfahrungen sammeln – und Fehler machen dürfen. Die Fehlerquote, die war über das gesamte Spiel entsprechend hoch. Wo die Sloweninnen mit ihren Würfen aber meist an Pfosten und Latte scheiterten, bremsten sich die Schweizerinnen selbst oft bereits vor dem Abschluss aus. Mit ungestümen Stürmerfouls, Schrittfehlern, Doppelfang und dergleichen.

In der 23. Minute kommt es zur roten Karte und zum Ausschluss gegen Lisa Frey (Nummer fünf).
Bild: Christian Bruna / EPA

Zu Beginn balancierten sich die Fehlerquoten noch weitgehend aus. Die Schweizerinnen wussten die slowenischen Unzulänglichkeiten mit schnellem Umschaltspiel zu bestrafen, nach zehn Minuten führten sie 6:5. Ausgeglichen gestaltete sich die Angelegenheit in der Folge, bis es in der 23. Minute zu einer Schlüsselszene kam. Lisa Frey sah nach einem (unabsichtlichen) Griff ins Gesicht ihrer Gegenspielerin die rote Karte, nachdem sich die Schiedsrichterinnen die Szene mehrfach in der Videowiederholung angesehen hatten.

Ein durchaus strittiger Entscheid, aber kein per se falscher. Und für Frey ein Jubiläum, das bitterer nicht hätte ausfallen können: Gegen Slowenien bestritt sie ihr 100. Länderspiel.

Auf den Ausschluss der Führungsspielerin reagierte Ove Joas Team nicht geschockt. Man blieb im Spiel, hielt das Resultat knapp, Tabea Schmid verkürzte kurz vor der Halbzeit-Sirene auf ein Tor. Der Einbruch, der kam erst später, gewissermassen mit Verzögerung. Aus einem 16:17 wurde kurz nach der Pause ein 17:2., Ove Joa sagte später, dass er seine Spielerinnen davor eben noch gewarnt hatte, sich mit eigenen Versäumnissen aller Chancen zu berauben. Nur an Torhüterin Lea Schüpbach lag es in dieser Phase, dass der Rückstand nicht schon jetzt deutlich anwuchs.

«Die Power war einfach draussen»

Und tatsächlich: Auf einmal waren die Schweizerinnen wieder mit dabei, als abermals Schmid eine gute Viertelstunde vor dem Ende auf 24:26 stellte. Und womöglich hätte es noch einmal knapp werden können, wenn sich Mia Emmenegger nicht wenig später aus aussichtsreicher Position hätte den Ball abnehmen lassen. Danach nämlich ging nichts mehr. Fehler reihte sich an Fehler, Schüpbach tat, was sie konnte – doch ohne die Mithilfe der Mitspielerinnen war auch das nur Makulatur. Lediglich die erwähnte Goldmann traf noch, als der Schaden längst irreparabel war. Später sagte sie gegenüber dem SRF: «Die Power war einfach draussen.»

Zwei Chancen bieten sich der Nati noch, um sich würdevoll von dieser EM zu verabschieden. Am Montag (15.30 Uhr) stehen in der Wiener Stadthalle die Niederlande gegenüber, am Mittwoch trifft man an selber Stelle auf Turnierfavorit Norwegen (20.30 Uhr). Einfacher wird es definitiv nicht.

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